Großer Buchstein, 2224 m. W-Grat, 3

Gratklassiker mit Geschichte(n).

Ennstaler Alpen, Gesäuse, Gstatterboden, Steiermark. Zustieg 1400 Hm + 7 Seillängen (knapp 300 Hm).

Gstatterboden – Brucksattel – Buchsteinhaus – Krautgartl – W-Grat zum Gipfel – Südwandband-Klettersteig (A/B) – Buchsteinhaus – P.

ÜbersichtKartedas alte Buchsteinhaus mit seiner gemütlichen Terrasse, darüber der W-Gratdie Baustelle des neuen Hauses im August 2009 ...... und die Hütte im neuen Glanzdurch die S-Wand verlaufen etliche interessante, moderne Kletterrouten

Im Gegensatz zur geschlossenen Mauer zwischen Planspitze und Ödstein über der südlichen Talseite erscheinen die Berggestalten nördlich der Enns eher als eigenwillige Einzelkämpfer. Der Mächtigste unter ihnen ist der Große Buchstein, ein kastellartiger Riesenklotz, die auffallendste Linie im Profil ist dessen schiffsbugartiger Westgrat. Das Erfolgsduo Heinrich Pfannl – Thomas Maischberger hat ihn im Jänner(!) 1898 erstmals begangen, 12 Jahre nachdem Ihre Majestät Kaiserin Elisabeth von Österreich den Gipfel betreten hat, 18 Jahre nach der touristischen Erstbesteigung. Noch früher fand sich ein Admonter Pater zu Vermessungszwecken auf dem mächtigen Massiv ein. Die Höhe des Berges berechnete er anno 1814 mit 1171,684 Wiener Klafter erstaunlich exakt. Unsere Begeisterung für den Berg konnte er allerdings nicht teilen: „Der alte Philister Buchstein sieht mich nie mehr über seine Perüque kriechen!“
Im dritten Jahrtausend gilt der Westgrat natürlich längst nicht mehr als schwierige Kletterei. Die Standplätze sind saniert, auch etliche gebohrte Zwischenhaken sind vorhanden. Sowohl vom Tal als auch aus nächster Nähe lässt er aber immer noch Klettererherzen höher schlagen, die von Alpin-Einsteigern genauso wie jene der alten Hasen. So war es etwa dem Quartett Peterka-Schwanda-Majer-Karaus, allesamt Vertreter der legendären Wiener Schule, nicht zu dumm, eines Mittags von ihrem Basislager Haindlkarhütte auf der gegenüberliegenden Talseite eine Spritztour über Gstatterboden zu unserem W-Grat zu unternehmen und diesen quasi im seilfreien Gänsemarsch in 17 Minuten hinaufzujagen.

1. SL - die Einstiegsrampeam 2. Stand - es folgt die einladende, rissdurchfurchte PlattenwandThomas entsteigt freudestrahlend der PlattenwandErich verliert nicht das Interesse ......  sondern sucht bloß nach günstigen Standplätzen fürs ShootingThomas führt souverän seine erste Alpintour (4. SL)Chrissy und Ulli folgen willigdie 6. SL verläuft knapp rechts der steilen GratkanteErich im Kaminriss der 6. SL; anno 1991 musste er sich die Stände noch selbst bastelndieselbe Stelle 18 Jahre später ohne Materialnochmals 1991: Wie an seiner Rechten deutlich zu sehen, übt er schon für sein nächstes Leben als Kameramanndie lange letzte SL zum GipfelErich ist schon oben ...... und erwischt Chrissy und Ulli in der fotogenen Gipfelwand schräg von der Seitedie Damen in der letzten SL - sieht aus wie 5, ist aber nur 2cooler Vorsteiger nimmt immer gern beherzte Damen in Empfangdie Dreierseilschaft am Ausstieg knapp unterm Gipfel; dahinter St. Gallener Spitze(li), Kl. Buchstein und TieflimauerGipfelkreuz gegen Haller Mauernhier beginnt der Abstieg über den Klettersteig, der dem Südwandband folgt, ...... einer weiteren Tour vom Duo Pfannl-Maischberger, welche diese ein Jahr nach dem Westgrat eröffneten und die im Urzustand mit 3- bewertet war, ...... jetzt wundert uns nix mehr

Zum Schluss noch ein Gschichtl über einen der Erstbegeher – Thomas Maischberger: Eine winterliche Solo-Tour am Dachstein (allein diese Geschichte ist völlig abgehoben, kommt aber ein andermal) hatte die Amputation eines Beines nach sich gezogen. Maischberger ließ fortan bei steileren Felstouren die Prothese am Einstieg lehnen. Auch der Westgrat des Gr. Buchstein findet sich auf der Liste seiner einbeinigen Solo-Touren …
(08.08.2009)

Literatur: Reinmüller/Hollinger/Mikofei: Xeis-Auslese. Bergrettungsdienst Gesäuse.
Schall: Genuss-Kletteratlas Österreich Ost, Band 2. Wien: Schall.

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