Ötscher, 1839 m – N-Wand, Juckfidel- und Kreuzplan
Direkte Linien an einem niederösterreichischen Wahrzeichen.
Ybbstaler Alpen, Lackenhof, Niederösterreich. Aufstieg 1000 Hm.
Raneck, 3 km östl. v. Lackenhof – Forststraße erst südl., dann östl. zum Juckfidelwald – westl. der Edlbachmäuer die Taubensteinrinne bis zu den Felsen der N-Wand – waagrechte Querung nach O zum Rand der Himmelsleiter – rechts haltend empor zum Absatz unter der Gipfelwand – am linken Rand gerade hinauf zum Gipfel des Taubenstein – Übergang zum Ötscher-Hauptgipfel – vom Gipfelkreuz direkt nordwestl. zur Einfahrt Kreuzplan – Forststraße nördl. zurück nach Raneck.
Taubenstein heißt der Nordgipfel des Ötschers, die Taubensteinrinne zieht schnurgerade aus dem Juckfidelwald bis zum Ansatz der Nordwand. Auf hartem Firngrund mit drei Zentimeter Neuschneeauflage gewinnen wir schnell an Höhe. Dichte Bewölkung lässt es nicht ratsam erscheinen, heute den steilen Zickzack-Kurs durch die vereisten Felsen erzwingen zu wollen. Wir queren direkt am Wandfuß nach Osten und steigen an der Grenze zwischen Himmelsleiter und Nordwand leicht rechts haltend bis auf den geneigten Absatz unter der Gipfelwand.
Kurt Schall hat in seinem Schitourenatlas die Aufnahme der Himmelsleiter zu Recht verweigert; trotz beachtlicher Niveausteigerung auch im Breitensport ist sie für eine Genussabfahrt einfach zu steil. Uns reicht der Thrill im obersten Teil der Nordwand schon mit Steigeisen an den Füßen, zumal die Schneeauflage gegen 20 Zentimeter zugenommen hat. Kaum würde man vermuten, welch hochalpine Anforderungen dieser gemütliche Voralpenmugl stellen kann, wie konsequent man sich in dieser haltlosen Steilflanke konzentrieren muss. Glücklich steigen wir am Taubenstein aus und ziehen zum Hauptgipfel hinüber.
Im Gegensatz zur Himmelsleiter ist die benachbarte Juckfidelplan so etwas wie der Extremklassiker am Ötscher, viel befahren, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Erich ist in den 80er-Jahren zweimal mit Firngleitern diese 45°-Rinne abgefahren, im Mai 2009 haben Chrissy und Thomas im Aufstieg erstmals ihre Steigeisen darin ausprobiert – ebenfalls eine empfehlenswerte Sache, da viel kürzer als der Aufstieg über den Rauen Kamm.
Die Abfahrt über die Kreuzplan - mit ihren „nur“ bis 35° steilen Hängen - ist dagegen ein entspanntes Vergnügen. Die Einfahrt ist übersichtlich und leicht zu finden. Vom oberen, rechten Begrenzungskamm bietet sich ein letzter schöner Blick hinunter in die Juckfidelplan. Wir bleiben aber unserem Plan treu, eine Reihe von schönen Muldenrinnen, gesäumt von frühlingshaft sattgrünen, leicht angeschneiten Nadelbäumen, bringt uns direkt zur Forststraße zurück. Lustig der Vergleich: Ein Monat später sind die Rinnen nicht mehr wiederzuerkennen; seht selbst auf den Fotos.
Literatur: Schall: Genuss-Schitourenatlas Österreich Ost. Wien: Schall.
Himmelsleiter nur in älteren Führern, etwa:
Ladenbauer/Schall/Skarek: Schitouren Wiener Hausberge. Wien: Schall 1985; oder:
Tippelt/Baumgartner: Schifahren in Niederösterreich. St. Pölten: NÖ Pressehaus 1985.