Jochgrabenberg, 645 m - Schöpfl, 893 m - Steinwandleiten, 734 m

Schiüberschreitung des Wienerwalds.

Wienerwald, Pressbaum, Rekawinkel, Traisen. Niederösterreich. Aufstieg insges. ca. 2000 Hm.

Bahnhof Rekawinkel, 20 km westl. von Wien - Forststraße über die Westautobahn - NO-Kamm Jochgrabenberg - Ü Schwabendörfl - Hochstraß (Landstraße) - Hasenriegel-Forststraße - Falkensteiner Hütte - Freiung - Forsthof - Schöpfl Schutzhaus - NO-Kamm Schöpfl, höchster Gipfel im Wienerwald, Matraswarte (das Leopold-Figl-Observatorium für Astrophysik mit dem größten Spiegelteleskop Österreichs wird von der Universität Wien betrieben und befindet sich auf dem benachbarten Mitterschöpfl) - Ü Wittenbachberg - Freileiten - Klammhöhe (Gasthaus aufgelassen, aber einzige Busverbindung zurück zur Westbahn nach Eichgraben oder Rekawinkel) - Gföhlberghütte - SO-Flanke Gföhlberg, 885 m, zweithöchster Berg im Wienerwald - Abf. N-Kamm/NW-Flanke - SO-Flanke Kasberg - Ü Durlaswaldhöhe-Haupt-/Westgipfel - Abf. NW-Flanke zum Orthof und Grubbauer, Straßenverbindung Böheimkirchen-Hainfeld, kein Bus - Aufstieg zur Jubiläumsweide - Ü Kukubauernhöhe (mit Hütte) - Ü Haberegg - Katzelhofer Höhe - Zehethofer Höhe - NO-Flanke/O-Kamm Steinwandleiten mit der Stockerhütte - Abfahrt SW-Flanke bei ausreichender Schneelage oder markierter Sommerweg am SW-Kamm zum Bahnhof Traisen, hier stündlich Bahnverbindung über St. Pölten zurück zum Ausgangspunkt oder nach Wien.

ÜbersichtKarte 1: vom Bahnhof Rekawinkel auf die KlammhöheKarte 2: von der Klammhöhe zum Bahnhof Traisen 

Der Wienerwald ist keineswegs nur die „Grüne Lunge“ der österreichischen Hauptstadt, die man schnell einmal per Straßenbahn zwecks Spaziergang besucht. Das über 1000 km2 große Gebiet bildet die östlichste Gebirgsgruppe der Alpen und ist heute weitgehend vollständig als UNESCO-Biosphärenpark geschützt. Neben dem vielfach romantisierten Charakter der Randgebiete (G'schichten aus dem Wienerwald, „Ich kenn' ein kleines Wegerl im Helenental“ etc.) kann dieses Mittelgebirge aber auch ein anderes Gesicht zeigen.
In der Zeit vor dem GPS galt etwa der (im mehrfachen Sinn aussichtslose) Rossgipfel nördlich von Alland - zwar nur mit bescheidenen 633 m Höhe, dafür aber mit Gipfelkreuz und -sessel ausgestattet - als Heilige Kuh der ambitioniertesten Wienerwaldwanderer. Nicht etwa aufgrund alpintechnischer Schwierigkeiten, sondern weil der Gipfel für die meisten Aspiranten einfach nicht zu finden war. Auch unsere Überschreitung des zentralen und westlichen Wienerwald-Hauptkamms führt durch endlose Waldgebiete, die sich erst ab der Linie Böheimkirchen - Hainfeld, im sogenannten „Wiesenwienerwald“, lichten und der Landschaft beinahe allgäuer Gepräge verleihen. Die dunklen, glatten Stämme (77 % Laubwaldbestand, vor allem Buche, Eiche und Hainbuche), oft mit schnurgeraden Reifornamenten versehen, können sich als zauberhafte Gemälde präsentieren, jedoch gleichermaßen zur Orientierung wichtige Kammgabelungen verschleiern. Eine echte Herausforderung wird die Sache bei Nebel oder gar Schneesturm. Originalton Erich: „Im Wienerwald verrennst dich leichter als im Hochgebirge!“
Apropos Schneesturm: Wegen der geringen Höhenlage sind die Zeitfenster für eine sinnvolle Begehung mit Schi bislang minimal. Falls einmal wirklich genug Schnee liegt, sollte man möglichst bald zuschlagen, sonst trägt man seine Bretter auf der einzigen längeren Abfahrt zum Bahnhof Traisen hinunter.
Man begibt sich auf keine Schitour im üblichen Sinn. In jedem Fall sollte man Wetter und Zeit im Auge behalten, sonst ist ein unfreiwilliges Biwak nicht ausgeschlossen. Auf 50 km Wegstrecke sind 2000 Aufstiegshöhenmeter zu bewältigen, es ist also sicher keine Schande, die Tour aufzuteilen. Ohne Fremdhilfe geschieht dies am günstigsten (wegen der einzigen Busanbindung) auf der Klammhöhe. Auch die Teilstrecken sind noch lang genug; die Schutzhütten am Weg sind im Winter - wenn überhaupt - höchstens an schönen Wochenenden geöffnet, das Gasthaus auf der Klammhöhe wurde vor Jahren geschlossen.
Wir haben die Traversierung des Wienerwalds aus mehreren Gründen in Rekawinkel, einem Vorort der Stadtgemeinde Pressbaum, gestartet: Der einst im Zeitalter des Dampfrosses bedeutende Bahnhof (höchster Punkt der Westbahnstrecke) ist gut öffentlich erreichbar. Bei günstiger Schneelage kann man noch am Bahnsteig anschnallen und sich auf den Weg zum Jochgrabenberg machen - dem östlichsten Wienerwald-Hauptkammgipfel über 600 m Höhe, unserem Hausberg. Nebenbei ist die Idee aufgekommen, von unserem momentanen Hauptwohnsitz eine Schispur in unsere Wahlheimat Osttirol zu ziehen. Die erste Etappe liegt somit vor, die nächste wird uns quer über die Türnitzer Alpen führen.

wie eine Filmkulisse: die kälteverzierten Buchenstämme in der obersten Nordflanke des Jochgrabenbergdie erste weithin sichtbare Landmarke des Wienerwaldes: der Sendeturm am 645 m hohen Jochgrabenberg; mittlerweile stehen auf der kleinen Lichtung östlich des Senders über 40 teils überlebensgroße Steinmänner -  die Hådermandlnunser (alter) Hausberg ist gleichzeitig der erste Gipfel auf dem langen Weg nach Lienz in Osttirolnach einem etwas langweiligen Straßenintermezzo im Bereich Hochstraß lassen wir bei der im Winter geschlossenen Falkensteinerhütte die menschlichen Siedlungsspuren hinter unsim östlichen und zentralen Wienerwald sind solch ausgedehnte Wiesenschneisen eher die Ausnahme: auf der Freiungwiese zwischen Hasenriegel und Forsthofdie Schöpflquelle am zweiten größeren Anstieg des Tagesauch bei der Schöpflhütte stehen wir vor verschlossenen Türendas Wetter könnte während der gesamten Unternehmung besser sein: die 1897 errichtete Matraswarte am Schöpfl, dem höchsten Berg des Wienerwalds. Ursprünglich war Kaiser Franz Joseph der Namenspatron der 17 m hohen Aussichtswarte, erst 35 Jahre später wurde sie nach Franz Eduard Matras, dem ersten Präsidenten des Österreichischen Touristenklubs umbenannt. Matras erreichte u. a. den Verbleib der Schutzhütte am Hochköniggipfel, die Erzherzog Franz Ferdinand „zur Abrundung seines Jagdgebietes“ schleifen lassen wollte der Gipfelblick von der Matraswarte am Schöpfl gegen SW bei Schönwetter; hier oben gibt es trotz des Waldbestandes oft meterhohe WechtenWegtafel am Übergang zum Wittenbachbergsind wir noch richtig? ...... schaut gut auseine der längeren Abfahrtsstrecken der Durchquerung von der Freileiten gegen die Klammhöhedie Klammhöhe ist (neben Hochstraß zu Beginn) auf der gesamten Überschreitung der einzige Straßenübergang mit Busanschluss; das Gasthaus wurde leider vor Jahren geschlossen; weiter geht's nach rechts aus dem Bild hinaus ...... an den Aufstieg zum Gföhlbergvon der verlassenen Gföhlberghütte, im Sommer beliebtes Ausflugsziel, sind es nur mehr wenige Minuten hinauf ...... zum Gföhlberg, dem zweithöchsten Gipfel des Wienerwaldsnach einer steilen Waldabfahrt vom Gföhlberg und der kurzweiligen Überschreitung des Kasberg bewegen wir uns über den langen Kamm der mehrgipfeligen Durlaswaldhöheam Hintereggsattel ...... treffen wir auf eine der vielen Kapellen am Wegesrandder Hof Hinteregg von Westen; obwohl sich die dichte Bewaldung merklich lichtet, sollte man bei diesem Wetter ständig ein wachsames Auge auf die Marschrichtung habenfalls man (wie wir) auf die Dreikreuzkapelle am Straßenübergang Böheimkirchen - Hainfeld stößt, ist man eindeutig zu spät vom Kamm abgefahren; bei Schönwetter wäre der Durlassattel, unser nächster Wegpunkt, vom Kamm aber deutlich sichtbardie Wendelinkapelle auf der Jubiläumsweide im Raum Michelbach; der Heilige Wendelin ist Schutzpatron der Bauern, Hirten, Herden und WeidenUlli im Eilschritt auf dem langen freien Kamm der Jubiläumsweide; im Süden das Gölsental und die Gutensteiner Alpendie Kukubauernhöhe, gleich unterhalb des Gipfelkreuzes ...... die gleichnamige Hütte, die an schönen Sommerwochenenden wie die Gföhlberghütte und das Schöpfl-Schutzhaus oft überlaufen istvorbei an der Kapelle am Kerschenbachsattel ...... erreichen wir die freien Höhen ums Haberegg; als flacher Waldkopf links ist der letzte Gipfel unserer Traversierung zu erkennen, die Steinwandleiten, dahinter schon die Ausläufer der Türnitzer Alpen; das Klettband an Ullis Schuh lässt Rückschlüsse auf die herrschenden Windverhältnisse zuim Bereich der Katzelhofer Höhe setzt Schneetreiben ein, vor uns Wiesbauer und Zehethofer Höhenach den zahlreichen Kapellen muss uns der Himmel ein Wunder bescheren: ein Schönwetterloch auf der Zehethofer Höhenach einem letzten 200-Höhenmeter-Waldanstieg erreichen wir den Gipfelkamm der Steinwandleitendie schöne Stockerhütte der Naturfreunde am Westende des Gipfelkammes, ein beliebtes Ziel am Traisener Hausberg und dem Wendepunkt des 210 km langen Wienerwald Weitwanderweges 404 von Wien Grinzing über Traisen zurück nach Mödlingdie gastliche Hütte ist aufgrund eines kaum nachvollziehbaren Rechtsstreites seit Jahren noch immer geschlossenwenige Meter daneben das letzte Gipfelkreuz unserer Wienerwalddurchquerung; 400 Hm tiefer der Bahnhof Traisen, wo wir wieder öffentlichen Anschluss in die Zivilisation finden
(19.01.2019)

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