Buchberg, 621 m - Hennesteck, 1334 m - Bürgeralpe, 1270 m
Schidiagonale über die Türnitzer Alpen.
Türnitzer Alpen, Traisen, Mariazell. Niederösterreich, Steiermark. Aufstieg insges. ca. 5000 Hm.
Bahnhof Traisen, knapp 20 km südl. von St. Pölten - Annenhofsiedlung - Grillenberg - O-Hänge Buchberg - Abf. S-Hänge nach Inzenreith (Straßenverbindung Traisen - Eschenau) - N-Flanke Tarschberg - Taurersattel - Osterkogel - Höhenberg - Zeitlhofsattel - Lorenzipechkogel - Abf. SW-Mulde - Hof Bauerngruber (Straßenverbindung Schrambach - Kirchberg a. d. Pielach, kein Bus). -
NO-Kamm Lindenberg - Schöngrabenspitze - Ebenwiesen - Hohenstein mit Otto-Kandler-Haus (schöner Notraum) - Anestbergkamm - Gscheid - Eisenstein mit Julius-Seitner-Hütte (fallweise auch an Winterwochenenden bewirtschaftet) - Südabfahrt Mühlhofgraben - Knedlhof (Straßenverbindung Türnitz - Schwarzenbach a. d. Pielach, kein Bus). -
Torstallwiese - Türnitzer Schwarzenberg - Türnitzer Boden - Hoher Grund - Schoberberg - Schildböckalm - Kleiner Kegel (Kögel) - N-Flanke Großer Kegel - Weißes Kreuz - NO-Rücken Hennesteck - Piste Annaberg Sägemühle. -
Annarotte - Koteau - Am Säbel - O-Mulde Bichleralpe-N-Gipfel - dicht bewaldeter Ü zum Hauptgipfel - O-Kamm/SO-Flanke (tlw. steile Wiesenabfahrt) Mühlgrabensattel - Schindelkogel (auch westl. zu umfahren) - Schindelgrabensattel - N-Sporn Sonneck (drei Gipfelkuppen) - Abfahrt vom Südgipfel (Waldschlag) in den Habertheuersattel - N-Sporn Bürgeralpe N-Gipfel - Ü Hauptgipfel (weithin sichtbare Aussichtswarte, 2 Gaststätten, Schigebiet) - Piste Mariazell.
Diese Längsüberschreitung des zentralen Kammes von Traisen im Nordosten bis Mariazell im Südwesten führt uns in 50 km grober Luftlinie über 20 benannte Gipfel - manche davon begehrte Wander- und Schiberge, andere dagegen kaum jemals bestiegen.
Während die vergleichsweise sanften Formen des Wienerwald für Waldläufer von allen Seiten Zugang bieten, vermitteln die Türnitzer Alpen in weit stärkerem Maße den Eindruck entlegener Wildnis. Steile Talflanken lassen nur wenig Platz für Siedlungen, entsprechend dünnen auch die öffentlichen Verkehrsmittel aus - auf der Strecke Mariazell - Türnitz etwa gibt es jeweils nur mehr eine Busverbindung in aller Herrgottsfrüh und am Abend, zwischen Traisen- und Pielachtal gar keine.
Die markierten, regelmäßig begangenen Kammstücke werden hauptsächlich im Sommer von Wanderern beschritten. Selbst auf diesen gebahnten Etappen muss man im Winter mit unerwarteten, manchmal zeitraubenden Hindernissen wie Windgangeln oder großräumigen Baumverhauen rechnen; die Nordseite des bekannten Hohenstein konnten wir auf allen Vieren gerade noch ohne Eisausrüstung erklimmen. Alles in allem ist und bleibt die Gesamtüberschreitung trotz der oftmals noch bewaldeten Gipfeln eine ungemein abwechslungsreiche und abenteuerliche Unternehmung. Sie ist kaum vergleichbar mit herkömmlichen Schitouren, im Vordergrund steht nicht geballtes Abfahrtsvergnügen, sondern das Zurücklegen langer Wegstrecken - durchaus eine weitere aufregende Facette im Schialpinismus.
Zur besseren Übersicht lässt sich die enorme Strecke, die in einem Zug auch so manchen Weltmeister von den Brettern kippen wird, in vier Teile zerlegen:
1) die Eingehstrecke vom Traisener Buchberg über Tarschberg und Höhenberg auf den Lorenzipechkogel mit vergnüglicher Abfahrt durch die baumfreie Pechmulde zur Moarigrabensattelstraße.
2) die lange Folgeetappe über die völlig einsamen Waldkämme der Lindenberge auf die Publikumsmagneten Hohenstein und Eisenstein. Auf den beiden letzteren Gipfeln Schutzhütten mit Noträumen (im Otto-Kandler-Haus mit Bier und Säften gefüllte Styroporkisten, die Julius-Seitner-Hütte fallweise auch im Winter von Freitag bis Sonntag bewirtschaftet). Der Eisenstein gehört gleich dem folgenden Türnitzer Schwarzenberg zu den beliebtesten Schigipfeln des Gebietes.
3) der einsame, vielleicht schönste Abschnitt: vom Türnitzer Schwarzenberg übers Hennesteck ins Annaberger Schigebiet. 6 benannte und etliche namenlose Gipfel, der alles beherrschende Ötscher rückt immer näher, den Gr. Kegel (Kögel) kann man mühelos umgehen. Neben den Aussichtspunkten haben uns die vielen stimmungsvollen Kammlichtungen berührt, besonders die herrliche Schildböckalm zwischen Schoberberg und Kl. Kegel.
Diese nur sehr erfahrenen und vor allem orientierungssicheren Schitouristen vorbehaltene Route bildet mit der Abfahrt vom Tirolerkogel zum Eibel als „Türnitzer Runde“ die anspruchsvollste Schiüberschreitung der Voralpen (Tippelt/Baumgartner: Schifahren in Niederösterreich. St. Pölten: Niederösterreichisches Pressehaus 1985).
4) das geradlinige Finale von Annaberg-Sägemühle über Bichleralpe (der nur um 22 m höhere Sulzberg als höchster Gipfel der Türnitzer Alpen bleibt etwas weiter östlich) und Sonneck auf die Bürgeralpe mit Pistenabfahrt nach Mariazell. Auf dieser knapp 20 km langen Schlussetappe wird man bis hin zur stark frequentierten Tourismusregion um die berühmte Basilika kaum auf Menschen treffen. Die Bichleralpe taucht in der Literatur bereits im uralten Schiführer von Tippelt/Baumgartner („Büchleralpe, Südhang sportlich beachtliche Steilabfahrt!“) auf, geriet dann Jahrzehnte lang in Vergessenheit und erwacht in den letzten paar Jahren langsam wieder aus dem Dornröschenschlaf. Die folgenden Waldkämme übers dreigipfelige Sonneck werden touristisch kaum betreten. Wenn man sich gut zurechtfindet, muss man mit zwei, drei kurzen aber dichten Waldstücken rechnen, zwischendurch trifft man wieder auf hoch gelegene, neue Forststraßen mit überraschenden Ausblicken, zur Abwechslung auch drei nennenswerte Zwischenabfahrten. Und zuletzt natürlich 400 Höhenmeter aussichtsreiche Pisten hinunter in den mit Abstand wichtigsten Wallfahrtsort Österreichs.
Mit 76 Fotos möchten wir die entscheidenden Wegpunkte dieser besonderen Pilgerreise dokumentieren. Nächste Etappe unserer Alpenüberquerung: Überschreitung der Zeller Staritzen.
Literatur: In den gängigen Schitourenführern findet man lediglich die Standardrouten zu folgenden 5 Gipfeln aus unserer Gesamtüberschreitung: Hohenstein, Eisenstein, Türnitzer Schwarzenberg, Hennesteck und Bichleralpe.