Eisenerzer Alpen - Überschreitung
Von Eisenerz auf die Kaiserau.
Eisenerz, Admont, Trieben, Steiermark. Luftlinie ca. 40 km. Aufstieg insgesamt ca. 3200 Hm.
1. Tag: Eisenerzer Ramsau - Lasitzen - Teicheneggalm - O-Kamm Kragelschinken - Paarenkogel - Saukogel - Weitböden - Antonikreuz - Antonikogel - Brunneck - Brunnecksattel - gesamter O-Grat Zeiritzkampel - Zeiritztörl - noch ein Antonikreuz - Hinkareck - Speikkogel - Lahnerleitenspitze - Rotwandköpfl - Leobner Törl. Biwak. 18 km, 1900 Hm.
2. Tag: Sautrog/O-Kamm Leobner - Haberltörl - Sonnleitenkogel - Blaseneck - Hungerleitnerkogel - Niederberg - Anhartskogel - Brunntörlkogel - Spielkogel - Treffneralm - Mödlinger Hütte - Flitzengraben - Vordere Flitzenalm - Kalblinggatterl - Oberst-Klinke-Hütte - Kaiserau. 22 km, 1300 Hm.
Im Anschluss an die Hochschwab-Überschreitung begehen wir Anfang Mai den Hauptkamm von der Eisenerzer Ramsau über Kragelschinken, Zeiritzkampel, Leobner und Spielkogel bis hinüber auf die Admonter Kaiserau. Die Route ist von der Länge her vergleichbar mit dem Hochschwab, verläuft aber über 18 Gipfel mit zahlreichen Zwischenaufstiegen bis zu 350 Höhenmeter. Da wir diesen Skywalk nicht durch einen Talabstieg unterbrechen wollen (Mödlinger Hütte und Oberst-Klinke-Hütte streift man erst gegen Ende, überdies sind sie in Corona-Zeiten geschlossen), biwakieren wir am Leobner Törl.
Wenn Du Deine Schi nicht tragen möchtest, müssen wir entschieden abraten: teilweise happiges Gelände, leer gefegte Kammabschnitte, wenige lohnende Abfahrten, Schialpinismus der strengeren Sorte. Besonders der Ostgrat auf den Zeiritzkampel kann bei ungünstigen Verhältnissen technisch zur Schlüsseletappe der Gesamtunternehmung werden. Winter- und Frühjahrsstürme nehmen tendenziell zu und modellieren hier immer häufiger eine bizarre Wechtenlandschaft entlang der Gipfelschneide, die an die peruanischen Anden erinnert.
Als harmlose Ausweichvariante zum Hauptkamm bietet sich parallel nördlich der Kammlinie der Weg über Radmerhals und Neuburgsattel ins Johnsbachtal an, von wo man zur Mödlinger Hütte aufsteigt und sich hier in den Schlussteil unserer Route einklinkt.
Trotz aller Anstrengung - oder vielleicht gerade deshalb - spüren wir noch Tage nach der Tour anhaltende tiefe Zufriedenheit. Nicht nur aufgrund der Erinnerung an die lange Kette landschaftlicher Höhepunkte - linker Hand die geschlossenen Niederen Tauern, rechts die berühmten Kletterberge des Gesäuses. Über den visuellen Aspekt hinaus reicht der Einfluss solch einer Tour noch viel tiefer: Solange der Mensch sich strapaziert, degeneriert er nicht, hört er nicht auf zu leben. Ullis Kommentar an ihrem kurz darauf folgenden Geburtstag: Der schönste meines Lebens!
Der Weiterweg wird in einem eigenen Beitrag behandelt: über die nordwestlichen Ausläufer der Eisenerzer Alpen aufs Dürrenschöberl und ins Ennstal, wo wir dann in etwa die Hälfte der Gesamtstrecke vom Wienerwald bis Osttirol geschafft haben.
Literatur: Pichler/Kolland: Ski Extrem Guide. Steilwände und Normalanstiege auf 78 Gipfel in der Steiermark, Niederösterreich und Salzburg. Bad Häring: Alpinverlag, 2013.
Peterka: AV-Führer Eisenerzer Alpen. München: Bergverlag Rother, 1982.