Großvenediger, 3662 m

Die große Runde über Gschlösskamm und Gletscherdach.

Venedigergruppe, Osttirol. Aufstieg 3500 Hm.

Matreier Tauernhaus – Rauteralm – Wildenkogelweg bis Lackenboden – Bschnitzwandrinne – Plattenscharte (Schidepot) – Vorderer Plattenkogel – Plattenscharte, 1. Biwakplatz.
N-Grat Hinterer Plattenkogel – SSW-Kamm zur Scharte am Beginn des Wildenkogel-NO-Grates – Querung in die Scharte zwischen Wildenkogel und Schnitzkogel (Schidepot) - N-Grat Wildenkogel – Abfahrt SW-Flanke auf die Lackacher Seenplatte – südl. unters Löbbentörl – aufsteigende Querung zum Fußpunkt des Kristallwand-SO-Grates – Frosnitzkees – SW-Hänge Kristallwand – Gletscherdach zum Hohen Zaun, 2. Biwakplatz.
S-Hang Hoher Zaun – Übergang Schwarze Wand – Rainerhorn – Hohes Aderl – Großvenediger – Kleinvenediger – P. 2754 unterhalb der Neuen Prager Hütte – Mulde sö. Zum Unteren Keesboden – ÖAV-Gletscherweg – Querung nach N zum Pragerhüttenweg – Innergschlöss - Venedigerhaus – Matreier Tauernhaus.

ÜbersichtKarte

Eine bemerkenswerte, absolut einsame Rundtour mit 30 km Luftlinie, 12 Gipfeln und 2 Biwaks auf 2500 bzw. 3500 m Seehöhe. In diesem Bereich der „Hochtirol“ unsere Antwort auf den Massenauflauf um die Essener Rostocker Hütte im Vorjahr.

der Aufstieg vom Matreier Tauernhaus zur Plattenscharte, unserem 1. Biwakplatzam Lackenboden verlassen wir den markierten Sommerweg zum Wildenkogel

Wir marschieren erst gegen Abend vom Matreier Tauernhaus los, es ist Ende Mai, die Tage sind schon lang. Die Schi tragen wir bis zur Bschnitzwandrinne, weit oberhalb des Lackenbodens, auf 2250 m steigen wir in die Bindung. Herrlich sind der abendliche Spaziergang ohne Gepäck auf den Vorderen Plattenkogel und der Sonnenuntergang am ersten Biwakplatz in der Plattenscharte.

Ende Mai tragen wir die Schi 750 Hm bis zum Anfellen am Fuß der BschnitzwandrinneAnkunft in der Plattenscharte, Blick nach O (Glockner- und Granatspitzgruppe)Abendspaziergang auf den Vorderen Plattenkogel, dahinter Glocknerwand und GroßglocknerSonnenuntergang auf unserem ersten Biwakplatzunser Biwakplatz von NW, von der Innergschlöss Ochsenalm ...... und vom Seekopf, genau tausend Meter höherSonnenaufgang über der zentralen Venedigergruppe

Der starke Bach, der in der Scharte entspringt, ist in der Früh gefroren, der Steilanstieg auf den Hinteren Plattenkogel heizt uns aber schnell auf, die Tageserwärmung tut ein Übriges. Schönes Tourengelände erwartet uns bei der langen Querung zum Wildenkogel Südgrat, das Gepäck bleibt beim Gipfelgang wieder in der Scharte.

nach eiskalter Nacht wird uns beim Anstieg auf den Hinteren Plattenkogel schnell warmHinterer Plattenkogel gegen Wildenkogeldie lange Querung zum Wildenkogel SüdgratFenster am Nordgrat des Schnitzkogel, ganz hinten der GroßglocknerUlli am Wildenkogel Südgrat, Blick gegen SRoutenverlauf vom Wildenkogel bis zum zweiten Biwakplatz

Wir kraxeln erst auf den Schnitzkogel und dann auf den östlichsten 3000er des Gschlößkammes. Zurück in der Scharte geht’s bei bestem Firn runter auf die Weiten der Lackacher Seenplatte und hinüber bis unters Löbbentörl. Die folgende sehr steile Querung am hier versicherten Venediger Höhenweg wirft die Frage auf, ob es nicht vernünftiger gewesen wäre, von der Seenplatte problemlos über die weitläufige Frosnitzer Ochsenalm südlich zum Löbbenbach abzufahren und den Gegenaufstieg zur Badener Hütte in Kauf zu nehmen.

die Überquerung der Lackacher Seenplatte nach W gegen die Kristallwand (links)extrem steile Querung auf einer tief verschneiten Klettersteigpassage des Venediger Höhenwegs

Angeseilt traversieren wir das Frosnitzkees. Sobald wir das Gletscherdach erreicht haben, werfen wir unsere Rucksäcke abermals in den Schnee und erreichen wie auf Flügel kurze Zeit später den Gipfel der Kristallwand, einen der formschönsten Berge in diesem Teil der Alpen. Die dreizehnte Gehstunde heute ist nur mehr ein relativ flaches Auslaufen über das einmalige hohe Gletscherdach. 20 Hm südlich unterhalb des Hohen Zaun richten wir auf einer Felsinsel unseren zweiten Biwakplatz ein. Alles fügt sich perfekt zusammen: Auf knapp 3500 m erleben wir einen unbeschreiblichen Sonnenuntergang und eine nahezu windstille Vollmondnacht. Noch dazu ist es wesentlich wärmer als gestern in der Plattenscharte, 1000 Hm tiefer. Vom Panorama sind wir so überwältigt, dass wir es später als Kopfbild für die nature-classic Homepage auswählen.

mit der gebotenen Vorsicht traversieren wir das Frosnitzkeeskaum ist das hohe Gletscherdach erreicht, werfen wir das Gepäck in den Schnee ...... und stehen nach kurzer Zeit auf der KristallwandRückblick auf den heutigen Tourentagder zentrale Teil unserer Überschreitung von Ndie Lage unseres zweiten Biwakplatzes von NO, von der Innergschlöss Ochsenalmunsere zweite Biwaknacht in fast 3500 m Höhe - spartanisch, aber unvergesslichdie Sonne versinkt hinterm RainerhornSonnenaufgang über unserer Felseninsel im Gletscherdach, darüber Rainerhorn und Großvenediger

Anderntags halten wir reiche Ernte: Gegen sechs ziehen wir los, fast mühelos überschreiten wir einen hohen Gletscherberg nach dem anderen. Endlich am Großvenediger angelangt, dem fünften 3000er heute, blicken wir auf all die Gipfelaspiranten hinunter, die von der Kürsinger Hütte wesentlich früher aufgebrochen sind als wir von unserer Felseninsel am Hohen Zaun; erst auf der Fahrt zum Kleinvenediger werden uns die Ersten entgegenkommen.

um 6.00 Uhr früh am Hohen Zaun, dahinter ein Paradies für Gipfelsammler (von links: Rainerhorn, Großvenediger, Schwarze Wand und Kleinvenediger)Schwarze Wand gegen Hohes Aderl und GroßvenedigerSchwarze Wand gegen RainerhornHohes Aderl gegen GroßvenedigerGipfelgrat zum GroßvenedigerGroßvenediger, Gipfelkreuz gegen NOGroßvenediger NO-Wand, bei der Abfahrt zum Kleinvenediger begegnen uns die ersten Frühaufsteher von der Kürsinger HütteAbfahrt vom Kleinvenediger über das spaltenreiche Schlatenkees

Die großartige, langwierige Abfahrt ins Innergschlöss können wir trotz ostseitiger Lage noch bei bestem Firn genießen, unten im Tal ist längst der Sommer eingekehrt.

trotz ostseitiger Abfahrt am Schlatenkees haben wir noch perfekten Firndie Kristallwand, einer der formschönsten Gipfel in diesem Teil der Alpenunsere Abfahrtsroute vom Kleinvenediger übers SchlatenkeesAbstieg ins Innergschlöss, rechts oben wieder die Vordere Plattenspitzedie große Abfahrt vom Gletscherdach ins Innergschlössim Tal ist längst der Sommer eingekehrt

Wenn euch diese Runde anspricht, dann werft doch gleich noch einen Blick auf die nördlich benachbarten Ziele um Fürther und Thüringer Hütte, zwischen Abretter und Hoher Fürleg oder auf die Rote Säule. Auch im Anhang unseres Berichts zum Hochgasser findet ihr noch weitere Empfehlungen in diesem Gebiet.
(24.-26.05.2005)

Literatur: Stadler/Philipp: Schitourenführer Hohe Tauern. Köngen: Panico 2017
Peterka: AV-Führer Venedigergruppe. München: Rother.

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