Elferspitze, 2926 m
Überschreitung der Rojener Sonnenuhr.
Sesvennagruppe, Reschen, Obervinschgau, Südtirol. Aufstieg 1100 Hm.
P Rojen, 8 km sw. Reschenpass – Piste oder Gamperwald zum Auslauf des Gampertales – NW-Flanke Zwölferkopf – Übergang Elferspitze – Abfahrt Zwischenköpf – Grubenkopf – Abfahrt N-Flanke ins Schigebiet Schöneben.
Soll schon vorkommen, dass zugereiste Tourengeher beim Literaturstudium am Reschenpass die Nase rümpfen über den biederen Geschmack all der Führerautoren, welche die Elferspitze in ihre Auswahl aufnehmen. Bei all den Wahnsinnsbergen rundherum, noch dazu quasi mitten im Schöneben-Pistenrummel?! – Jetzt wissen wir warum.
Wir wollten zumindest einmal während unserer Reschenpass-Woche mit unseren Buben Pisten fahren und haben als Ouvertüre dazu die Sonnenuhr-Überschreitung gewählt; gegen den Uhrzeigersinn, beginnend mit dem Zwölfer. Die beiden Lifte aus dem Rojental sind am Neujahrsmorgen schon in Betrieb, das Wetter ist so schön, wie seit einer Woche nicht mehr, aber noch ist keiner unterwegs; so stapfen wir ein Stück die Piste gegen das Gampertal hinauf. Über der Waldgrenze halten wir uns rechts in die unberührte Zwölfer NW-Flanke und freuen uns wie die Schneemänner, dass wir ein brauchbares Übersichtsfoto zum Inneren Nockenkopf schießen können, an dem uns eine Woche zuvor das Wetter wirklich nicht hold war.
Und plötzlich entwickelt sich die geschmähte Notnagel-Tour Schlag auf Schlag zum hochalpinen Allround-Unternehmen, zu einem würdigen Neujahrskonzert. Am netten Wechtengrat zum Ansatz des Elfers hinüber sind die Schi schon aufgeschnallt. Der Gipfel selbst überragt seine Trabanten beträchtlich, obwohl knapp unter der 3000er-Grenze, schauen wir von der Zugspitze bis zur Bernina.
Bei der Abfahrt Peitsche und Zuckerbrot: Die NO-Flanke Richtung Zwischenköpf hinunter ist so steil, dass wir‘s bei dem harten Schnee gerade ohne Steigeisen mit Gesicht zum Hang schaffen, dann wieder schwingen wir in perfektem Pulver in weitem Bogen durch eine Mulden-Märchenlandschaft hinüber zu Zehner und Grubenkopf. Das gleichfalls sehr verlockende Gampertal lassen wir links liegen, haben wir doch noch eine Verabredung bei der Schöneben-Bergstation.
Literatur: Kössler: Skitouren in Südtirol, Band 1. Lana (BZ): Tappeiner.
Weiss/Schall: Genuss-Schitourenatlas Südtirol & Österreich Süd. Wien: Schall.
Weiss: Schitourenführer Vinschgau. München: Rother 2006.