Kloben, 1697 m – Gr. Kesselgraben
Das Schiklassiker-Unikum der Wiener Hausberge.
Rax, Höllental, Niederösterreich. Aufstieg 1200 Hm (300 Hm bei Seilbahnbenützung ab Hirschwang).
P Höllentalquelle, knapp 1 km westl. Weichtalhaus, B27 7 km nw. Hirschwang an der Rax – Forststraße ins Kl. Höllental bis auf ca. 1000 m, wo die Straße sich um einen breiten Waldsporn nach S in den Kl. Kesselgraben wendet – den Waldsporn ssö. hinauf – ab ca. 1250 m über den Grat zum kleinen Plateau, auf das von NO der Rudolfsteig mündet – N-Flanke auf den Kloben. - Abfahrt W-Flanke zur Gloggnitzerhütte – Gr. Kesselgraben ins Höllental – ca. 900 m die B27 östl. zurück zum P.
Den Kesselgraben muss man als Schifahrer kennen! Er ist eine einmalige, eindrucksvolle Abfahrt, die auch in jedem hochalpinen Schigebiet Aufmerksamkeit erregen würde. Sieben Kilometer führt der Graben vom Raxplateau in weitem Hufeisenbogen ins Höllental hinunter. Kein Axthieb, kein Sprengschuss haben diese Abfahrt entschärft, sie ist so geblieben, wie sie schon die ersten Schipioniere kannten. Zwischen steilen Wänden führt der Graben, einem Felscanyon gleich, zu Tal. Hat man das Glück, den Kesselgraben nach einem ausgiebigen Neuschneefall befahren zu können, dann ist die Abfahrt ein ganz besonderes Erlebnis.
Diese Liebeserklärung stammt von Hans Schwanda, dem literarischen Altmeister der Wiener Bergsteigerzunft. Sie wurde vor einem halben Jahrhundert ausgesprochen und wird auch heute noch von jedem unterschrieben, der von dieser einmaligen, halbkreisförmigen Schlucht nach 1000 Höhenmeter ins Höllental entlassen wird. Zwar wird das gefürchtete Gatterl, eine der wenigen Steilstufen des Grabens, heute niemanden mehr aufregen. Vergeblich wird man Ausschau halten nach den Rettungsschlitten, die man im Bedarfsfall verwenden kann. Aber heute wie damals wird für den Aufstieg meist die Raxseilbahn benützt und auf der Plateauwanderung übers Klobentörl die Gloggnitzerhütte direkt an der Einfahrt zum Kesselgraben angepeilt.
Wir wollen die daraus zwangsläufig resultierende Rückholaktion durchs Höllental vermeiden, steigen versuchsweise über den Nordsporn des Kloben auf, zwischen dem felsigen Rudolfsteig und dem vergessenen Kl. Kesselgraben (Klobengraben in der ÖK) und fahren dabei gar nicht schlecht: Auf der Forststraße hält sich der Schnee für die Höhenlage verhältnismäßig lange, der Wald am unteren Teil des Sporns ist dicht aber noch nicht wirklich behindernd. Im oberen Teil, ab ca. 1250 m, schnallen wir die Schi auf die Rucksäcke und turnen über einen hübschen Grat, der westlich steil in den Kl. Kesselgraben abstürzt. 100 Hm weiter oben ist die alpine Einlage schon wieder vorbei. Am Ende der riesigen Lichtung (s. Übersichtsfoto) treffen wir kurz auf die Markierungen des Rudolfsteiges, ein gemütlicher Nordhang bringt uns auf den Gipfel des Kloben.
Das Mittelmeertief schwappt gerade noch über Rax und Schneeberg und nebelt uns hier oben gehörig ein. In dieser Suppe wird die flache Abfahrt durch die Westhänge zur Herausforderung, aber plötzlich wird kapp unter uns die Hütte sichtbar, und der Abfahrt durch den Kesselgraben steht nichts mehr im Weg.
Literatur: Schall: Genuss-Schitourenatlas Österreich Ost. Wien: Schall. Beschreibt nur die gängigen Abfahrten.
Schwanda: Schiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein. Wien: Schroll 1965.