Striedenkopf, 2749 m
Rätselraten um die zweithöchste Zinne der Kreuzeckgruppe.
Kreuzeckgruppe, Teuchl, Kärnten. Aufstieg 1600 Hm.
P Gasthof Alpenheim, am Ende der Fahrstraße ins Teuchltal, 4 km westl. Teuchl, 11 km aus dem Mölltal (B106 bei Napplach) - Forststraße Wirtsalm - Plotschtrattenhütte - Bärenkopfhütte - Hainisch - SO-Hänge. Auf den Hauptgipfel, 2749 m, über die steile SO-Flanke oder den ONO-Grat; auf den eigenständigen O-Gipfel, P. 2639 m, knapp 800 m weiter am Kamm in Richtung Polinik, entweder direkt über die steile SW-Flanke oder über den flacheren W-Kamm.
Wähnen sich Gebietsneulinge bereits beim Gasthof Alpenheim am Ende der Welt - Näheres darüber in unserm Beitrag über den Hohen Bolz -, so wissen fortgeschrittene Kreuz(eck)fahrer sehr wohl, wie weit es tatsächlich noch bis ins Herz dieses elitären Gebirges ist. Jedes Herantasten an eine für uns bislang unbekannte Gruppe ist wie der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Zuerst intensives Kartenstudium, welches eine Ahnung, ein Raster für all die neuen, kreativen Optionen entstehen lässt. Dann die visuelle Umsetzung und Bestätigung im Gelände mit der immer wieder überraschenden Erkenntnis, wie viel reichhaltiger doch die Natur ist als das genaueste Kartenwerk. All das schafft Platz in Kopf und Seele für einen frischen Speicher, den es mit aufregenden Erlebnissen zu füllen gilt. Die Kreuzeckgruppe - mit ihrer topografischen Vielfalt, verpackt in weite Dimensionen, mit ihrer Einsamkeit und ihrer großen Zahl beachtlicher Gipfel, die manchmal keinen Namen haben - bietet beste Voraussetzungen für all diese neuronalen Flutungen, die letztendlich verlässliche Wegweiser zum Glück sind.
Bereits auf der langen Forststraße, die Sie vielleicht etwas ungeduldig werden lässt (Leo Baumgartner), sollte man ein Ziel ausgewählt haben. Auf der Bärenkopfhütte fällt sonst nämlich die Entscheidung so richtig schwer, welchem dieser Traumberge man sich zuwenden soll. In den langen Wannen oberhalb der Hainisch schläft Ronja noch immer am Bauch vom Papa. Die einzigen sichtbaren Schispuren ziehen die steile SW-Flanke von P. 2639 herunter, wir schauen nicht mehr auf die Karte und nehmen einfach an, das sei der Gipfel. In gerader Linie steigen wir zu Fuß auf, erst ganz oben wird 800 m weiter westlich das Gipfelkreuz sichtbar. Ronja fordert ihren Mittagstrunk, wir freuen uns, mit ihr tatsächlich bis hier herauf gekommen zu sein, wollen den Bogen aber nicht überspannen.
Literatur: Zink: Schitouren in den Südalpen I.
Baumgartner: Schitouren von den Hohen Tauern bis zu den Julischen Alpen. Beides Bildbände mit Tourenheft. Wien/Graz/Klagenfurt: Carinthia.
Sagmeister/Wutte: Schitourenführer Kärnten West. München: Rother 2010.