8 Seillängen, 300 Klettermeter, Einfachseil, 8 Express.
Allgemeine Infos und Zustieg siehe Rotgschirr-Übersicht.
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Poseidons Tagebuch wurde zwei Wochen nach der Wasserspiele-Erstbegehung zunächst als Notlösung aufgeschlagen. Nach dem Einqueren am Fluchtweg war Damokles zu nass für einen Versuch gewesen, und so nahmen wir uns notgedrungen die zweite Verschneidung (aus einem halben Dutzend!) vor. Vielversprechend das eigentliche Buch, weniger einladend die eher schrofige Eintrittskarte. Die Einstiegsseillänge haben wir später deshalb verlegt: Sie zieht jetzt links des markanten Kaminspaltes gegen den ungemein kompakten Verschneidungsabbruch hinauf und hat sich somit auf der Werteskala von „unnötig“ zumindest auf „interessant eigenartig“ emporgehangelt. Nach ein paar Wandermetern geht's dann aber endgültig zur Sache: An der wulstigen Schlüsselstelle können sich die Besseren frei versuchen, wir ziehen uns immer wieder hocherfreut und guten Gewissens am bombigen Haken hoch (nachdem wir uns beim ersten Mal ohne nennenswerte Sicherung im benachbarten, elend nassen Riss am dreieckigen Überhang ausgeblutet haben). Die obere Hälfte dieser Seillänge kratzt dann auch beim Nachsteiger leicht an der Moral: Der nächste Haken ist weit, die Fingerleiste am Doppeldach sollte schon längst gefunden sein. Die folgende 30-m-Piazrissverschneidung befördert den sicheren Vorsteiger endgültig in den Kletterhimmel. Und dort hörts noch lange nicht auf ...
1. SL: Von der Einstiegsrampe kurz rechts in eine parallele Schrofenrinne, vom Ende leicht rechts die eigenartige, schräge Rampenverschneidung (Friend 2/3 nützlich) zu Stand.
2. SL: Kurze Gehstrecke hinter den turmartigen Block.
3. SL: Schmale Rampe rechts, Hangelleiste links, ab jetzt durchgehend Wasserfraß bis zur 5. SL. Gerade über Platte und Wulst (Schlüsselstelle, A0 gut machbar), unterm Überhang Leiste nach rechts unters Doppeldach, am oberen Plattenrand links hinaus queren, über Rillen zu Stand am überdachten Eck.
4. SL: Traumhafte Piazlänge, die Essenz von Hoch-Empor (Hohe Wand, NÖ), Cosimo (Rote Wand, Vorarlberg) und allen möglichen Verschneidungen dazwischen.
5. SL: Gemischtes Gelände in einen Schutttobel, die schwächste Länge der Tour.
6. SL: Anregende Edelplatten soweit das Auge reicht. Mannigfache Aufgabenstellungen, fast unsere Lieblingslänge im Poseidon.
7. SL: Weiterhin Traumplatten, die sich allerdings aufsteilen. Wasserrillen machen Platz für eigenartige, konglomeratartige Strukturen. Stand am linken Eck des überdachten Bandes.
8. SL: Links hinaus in begrünten Kessel. Hier entlässt uns Poseidon durch ein letztes Unikum - eine senkrechte Ganzkörper-Wasserrille: Einstieg an der rechten Kante, vom Mittelabsatz kurz emporspreizen, links draußen nach Henkel tasten und oben sind wir.
Das kleine Hochtal nach SW, bald trifft man auf rote Punkte. Links über den Riesendachfirst zum Damokles-Ausstieg und zum Gipfel, rechts über sehenswerte Karrenlandschaft zum Röllsattel.
Literatur: Jentzsch: Genußklettern Österreich Mitte. Bad Häring: Alpinverlag.