10 Seillängen, 400 Klettermeter, Einfachseil, 9 Express, Friend 2!!
Allgemeine Infos und Zustieg siehe Rotgschirr-Übersicht.
Topo (pdf 1,58 Mb)
ACHTUNG! 2016 hat sich im Damokles ein Teil des Buchstand-Daches gelöst, das frische gelbe Auge ist vom Sepp-Huber-Steig deutlich zu erkennen. Zwar bewegt sich die Dimension nur im einstelligen Meterbereich und ist nicht mit dem Bergsturz in der Dachl Nordwand Ende Mai 2016 zu vergleichen. Durch den Felssturz wurden aber immerhin einige BH in Mitleidenschaft gezogen, die genauen Auswirkungen sind in der detaillierten Beschreibung unten nachzulesen. Die Route ist zwar nach wie vor begehbar, jedoch kann - wie überall im Hochgebirge - nachfolgender Steinschlag nicht ausgeschlossen werden. Das Wandbuch blieb wie durch ein Wunder erhalten - wir haben es geborgen und die Einträge in die Bilderfolge aufgenommen. Weitere Aspiranten sind gut beraten, zumindest die reinigenden Sommergewitter abzuwarten - die Launen der Natur sind nicht vorhersehbar. -
Nach Mitteilung einer bayrischen Seilschaft Ende Juli 2018 sind sowohl Damokles als auch die darunterliegenden Wasserspiele wieder einwandfrei zu begehen.
Damokles hat uns mehr als alle anderen Touren gezeigt, auf welch nachhaltige Art uns Berge in die Schule nehmen, und wie sehr gerade das Klettern uns dazu anregt, die eigenen Grenzen immer wieder vor uns herzuschieben. Im August 2001 sind wir erstmals oben auf dem Schwert gestanden. Allein der Tiefblick - die Wand unter uns war zu steil, um viel sehen zu können - beunruhigte uns dermaßen („Was machen wir mit der Tour?“), dass wir das Projekt, die zwingend logische Fortführung der Wasserspiele, vorübergehend sogar auf Eis legten - mit der Ausrede, wir hätten ja im Poseidon noch alle Hände voll zu tun. Und der Tanzboden wartet ja auch noch. Und eigentlich wollen wir nicht nur wie die Esel massenweise Gepäck im Gebirg herumschleppen, sondern auch wieder einmal richtig klettern. Aber schon am nächsten Tag sind wir wieder bereit, eine neue Runde einzuläuten.
Damokles ist jetzt - geht man ein, zwei Stellen A0 - eher leichter geworden als Poseidon. Nachdem sich 2007 der schneidige Grieche nur mit Mühe überlisten ließ (kann ja jeder sagen, dass es nass war), haben wir noch einmal tief ins Sackl gegriffen und enger eingebohrt. Wir wollten ja diese Wahnsinnsverschneidungen in zehn Jahren auch noch gehen können. Bei den Bohrhaken handelt es sich - entgegen einem Forum-Posting - keineswegs um „Sigi-Bolts“. Sie stammen vielmehr aus den Händen von Josef Gstöttenmayr, einem bedeutenden Erschließer aus dem Ennstal, der sich nicht nur im Gesäuse und am Dachstein einen Namen gemacht hat, sondern darüber hinaus vom Peloponnes bis Sizilien Hunderte großartige Kletterrouten geschaffen hat. Die Bolts wurden sogar von Pit Schubert, dem Sicherheitspapst des DAV, höchstpersönlich in Sepps Werkstätte strenger Prüfung unterzogen.
1. SL: Kompakte Platten, steile Rampe, kurze Querung rechts. Darüber gleich die erste Schlüsselstelle, problemlos A0 zu bewältigen.
2. SL: Schräg links über die Platten, nach knapp 20 m in eingekerbter Rampe (Friend 2 brauchbar) schräg rechts zu Stand - hier zurzeit nur 1 STH! Unterm Rampenbeginn glänzt rechts drüben in der Verschneidung ein BH - wer es schwieriger haben will, kann ihn für eine Variante nutzen.
3. SL: Zwei Schritte nach links und über den kleinen Überhang den BH folgen.
4. SL: Ästhetisch genussreiche Verschneidungsreihe am Obelisk, wie eine Leihgabe aus dem Poseidon. Der 3. ZH wurde durch den Felssturz 2016 völlig zerstört, kann aber mittels Friend Gr. 2 einen Meter oberhalb ersetzt werden.
5. SL: Eine flachere Platte als zahmes Vorspiel zu den beiden folgenden Akten: steile, knifflige Wasserfraßwand auf schmale Leiste; zwei Schritte links, den nächsten BH bekommt man überm linken Rand des Überhanges, und schon ist man in der zweiten Schlüsselstelle, einer glatten Platte mit (leider noch) nicht sehr ausgeprägter Wasserrille. Auch hier kann man sich gut A0 helfen. Der nächsten Barriere rechts ausweichen, Vorsicht an der durch den Steinschlag bröselig gewordenen Ecke, weiter im Zickzack zum Stand in schönem Erker.
6. SL: Rechts aus dem Tobel hinaus und schnurgerade hinauf, BH in isolierter Platte, zurzeit vermehrte Gesteinsauflage. Die einzigen (gutmütigen) Schrofen der Tour. Vom ehemals malerischen Buchstandwinkel (hier fand der Felsausbruch statt, einer der beiden STH ist verbogen, kann aber noch gefädelt werden) Promenade (jetzt grobe Gesteinsbrocken) nach links zur weit über hundert Meter hohen, sensationellen oberen Verschneidungsreihe, die besondere Freuden verschenkt.
7. SL: Kurze Riesentreppe in den Verschneidungsgrund, wunderschön und problemlos zum „kalten Stand“ (an gewachsenem Hals, eisiger Luftzug aus dem Berginneren, 55-m-Länge!).
8. SL: Wenige Meter überm Stand oft nasser Fleck, der wegen des rauen Gesteins nicht sonderlich stört. Ebenso schön wie die vorangegangene SL (zweiseitige Piazschuppen), durchwegs etwas schwieriger. Beim 8. BH kurzer, kniffliger Linksquergang, gleich darüber Stand auf kleinem Absatz. Unerwarteter Blick auf die Elmgrube und den Dachstein.
9. SL: Kurze Rillenplatte, wenige Meter Rampe rechts, wieder links durch kurze Verschneidung zu Stand. Die geschlossenen Plattenfluchten lösen sich auf.
10. SL: Unterm Schwert 2 m ansteigen und rechts auf schmalem Band leicht absteigend (BH) in einen Winkel (etwas umständlich, Vorsicht auf Seilreibung, der direkte Ausstieg links des Schwerts wird aber von labyrinthischen Karrenschächten erschwert). Steile Blockverschneidung mit Überhang zum Plateaurand, rechts dahinter Steinquader mit Markierung. Wer nicht mehr zum Gipfel will, folgt rechts den roten Punkten über den Riesendachfirst aufs Plateau hinunter.
Mitte Februar 2008 hat uns ein Mail aus dem Almtal erreicht: Herbert Hackl und Hans Drack sind die Linie schon in den 90ern geklettert - sie schlugen drei Haken und verwendeten ansonsten Friends und Keile zur Sicherung. Zweite Begehung durch Herbert Hackl und Didi Auinger. Wir gratulieren den Erstbegehern, die sich darüber freuen, dass die Route jetzt mit Bohrhaken eingerichtet ist. Unserer Freude tut es auch keinen Abbruch; wir haben bei der Arbeit im Damokles keinerlei Spuren vorgefunden und die Erlebnisse auf unserer „Nachlese“ waren sicher ähnlich aufregend wie die von Herbert, Hansi und Didi. Sie haben uns ein paar Fotos und das damals angefertigte Topo versprochen, die wir dann gerne in die Seite aufnehmen werden. Wir sind sicher, dass die Röll immer wieder so manche Überraschung bereithalten wird ...
(2008)
Literatur: Jentzsch: Genußklettern Österreich Mitte. Bad Häring: Alpinverlag.