Archiv Klettern

Die Gipfel bzw. Klettergebiete sind alphabetisch aufgelistet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern. Leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad finden sich auch im Archiv Bergsteigen.

Kl. Laserzwand, 2568 m. W-Kante („Bügeleisenkante“) 3+ -
Gr. Laserzwand, 2614m - Schöttnerspitze, 2633 m

Ein zahmer Klassiker in den Lienzer Dolomiten.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg gesamt 1200 Hm, davon Zustieg ca. 750 Hm + gut 1 Dutzend Seillängen (Kantenhöhe 325 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - Rudi Eller Steig: N-Flanke auf den Weißstein - Weißsteinsattel- und -alm - NW-Kamm Auerlingköpfl - Ü Bromachnocke - Zellinschartl - Hohes Törl (zuvor kann man als Draufgabe die Piccola Ferrata (B/C) über die Zellinköpfe mitnehmen, 80 Hm, 200 Klettermeter) - kurzer Abstieg zum Einstieg (Tafel) der Bügeleisenkante - Ausstieg beim Laserzwandsattel - Kl. Laserzwand - Ü Gr. Laserzwand - Ü Schöttnerspitze - Abstieg kurze S-Flanke zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Insteinhütte - Lienzer Dolomiten Hütte.

ÜbersichtKartedie Bügeleisenkante erscheint vom Aufstieg zur Karlsbader Hütte tatsächlich nur als Grat

Hubert Peterka bezeichnet sie im legendären, längst vergriffenen AV-Führer als beliebteste Kletterfahrt im Bereiche der Karlsbader Hütte.
Sie ist Jahrzehnte berühmt als ideale Kletterei, ist es noch heute. Dieses Lob stammt von Walter Pause, dem Ahnherrn der alpinen „Best-of“-Literatur.
Auf die Bügeleisenkante, also den Westgrat auf die Kleine Laserzwand, haben wir uns kurz entschlossen als Ausweichziel eingeschworen - aufgrund der herrschenden Gewitterneigung wollten wir dem benachbarten Laserzgeischt keine Gelegenheit zum Spuken geben. Rückblickend gesehen gibt es an dieser Entscheidung nichts zu bedauern: Einem abwechslungsreichen Zustieg mit Klettersteigoption folgt ein wirklich empfehlenswerter Hauptgang in beststrukturiertem, kletterfreundlichem Fels. Von den 62 im Jahr 1970 angebrachten „Theniushaken“ - eine Besonderheit der Lienzer Dolomiten - sind noch jede Menge erhalten. Dazwischen finden sich oft mehr als ausreichend Bohrhaken und Kettenstände, sodass auf dem architektonisch durchwegs ansprechenden Grat eigentlich nur reine Freude aufkommen kann. Als Nachspeise hinter dem Laserzwandsattel bietet sich wieder eine ganze Palette von Möglichkeiten: eine der kurzen, aber feinen Anschlusstouren auf den Roten Turm, der lange Klettersteig bis über die Sandspitzen oder eben nur der kurze Abstecher hinüber auf die Gr. Laserzwand und die Schöttnerspitze.

frühmorgens auf der Weißsteinalm; im Westen der fünftürmige Spitzkofel-Nordgrat, das obere Drautal und die Villgratner Bergeim Süden das beeindruckende Hufeisen der Laserzam Fuß der berühmten Nordwand führt der teils versicherte Rudi Eller Steig hinauf ins Hohe Törl; nicht weit dahinter wartet die Kantedie Zellinscharte hinter dem Auerlingköpfl (s. auch Archiv Schitouren)nach der Scharte leitet eine versicherte Verschneidung hinauf ...... zu jener breiten Rampe, die im Hohen Törl gipfelt; Blick von den Zellinköpfen, deren kurzweilige Überschreitung auf der „Piccola Ferrata“ als Variante des Rudi Eller Wegs zu empfehlen istauf dem Hohen Törl, Blick übers Lienzer Becken nach NOauf der anderen Seite nur wenige Schritte abwärts ...... stehen wir unvermittelt vor dem Ziel (die runde Kante rechts der Bildmitte)nicht zu übersehen die gelbe Einstiegstafeldie 2. Seillänge; Erich erreicht nach dem Quergang soeben den Stand auf der Abbruchkante zur WestschluchtUlli im Quergang; am Einstieg versammeln sich die nächsten Aspirantenneben den vielen legendären Theniushaken, welche die Verwendung von Expressschlingen überflüssig machen sollten, ist genügend modernes Material vorhandendie griffige 3. Seillänge führt aus der schattigen Westschlucht ...... auf die Kantenschneide hinaus; hinter Ullis Rucksack ein Kletterer am 1. Stand der Route „Laserzgeischt“, 6, durch die SW-Wand der Gr. LaserzwandGegenschuss auf die Szene vom 3. Stand des „Laserzgeischt“ gleich gegenüberBlick von der Kante gegen SW in die Laserzetwas weiter oben quert man noch einmal einen großen Gratturm in der Nordseite und betritt mittels Spreizschritt abermals die Kante - ...... vom 5. Stand des „Laserzgeischt“ schaut das so ausin der Folge wird die Kante dann bis zum Ausstieg nicht mehr verlassenbei solchen Bildern drängen sich Erinnerungen an die etwas schärfere Roggalkante im vorarlberger Lechquellengebirge auf (s. Archiv) über einem deutlichen Absatz bäumt sich wie eine 100 m hohe Säule ...... der letzte Akt der Bügeleisenkante aufAusstieg kurz unterm LaserzwandsattelGipfelblick gegen Osten; ab dem Laserzkopf führt der „Panorama-Klettersteig“ (C) über alle Zacken hinweg bis auf die Sandspitzen (s. Archiv Bergsteigen) ...... und hinunter zum Laserzseedie Karlsbader Hütte - ein Stützpunkt für viele Klettereien der Sonderklassegegenüber im Norden - getrennt durch die gewaltige Westschlucht - die Gr. LaserzwandBlick von der Großen Laserzwand gegen Westenim NW die Gabel der beiden wichtigsten Flüsse Osttirolsim Norden das breite Gipfelmeer der SchobergruppeDetail zentrale Schobergruppe mit dem höchsten Berg Österreichs im Hintergrundwir treten langsam den Heimweg an, nicht ohne vorher noch der Schöttnerspitze (kleines Hörndl vor dem Roten Turm über Ulli) einen Kurzbesuch abzustattender für heute höchste Punkt ist mit geringem Aufwand zu erreichenUlli hat wieder einmal ihre Privatvariante gefunden, der Kletterer über ihr ist 75 und hat vor drei Jahren zusammen mit zwei Kollegen ...... das Gipfelkreuz auf der Schöttnerspitze errichtetAbstieg zur Karlsbader Hüttevon der Hütte wandern wir durch die Laserz zurück ...... in Richtung Lienzer Dolomiten Hütte; ein letzter Blick auf die Bügeleisenkante genau in Bildmitte
(20.08.2016)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Tourismusverband Lienzer Dolomiten: Klettersteige & Plaisirrouten. Tristach: Zlöbl.
Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984 (vergriffen)

Gr. Laserzwand, 2614m. SW-Wand „Laserzgeischt“, 6

Moderner Klassiker durch eine berühmte Mauer der Lienzer Dolomiten.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg 1000 Hm, davon Zustieg ca. 600 Hm + 10 (11) Seillängen (400 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - entweder Rudi Eller Steig über Zellinschartl und Hohes Törl (kürzer) oder Insteinhütte - Gedenkstein - Rudi Eller Steig von hinten (schneller) zum Einstieg - Laserzgeischt, event. in Kombination mit der Direkten SW-Wand - W-Grat Gr. Laserzwand - Abstieg zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Lienzer Dolomiten Hütte.

ÜbersichtKartedie Laserzwände vom Aufstieg zur Karlsbader Hütte; der Laserzwand-Klettersteig mit seiner Fortsetzung bis auf den höchsten Gipfel der Lienzer Dolomiten im Archiv Bergsteigen unter Sandspitze

Der Laserzkessel in den Lienzer Dolomiten ist eine kleine Kletterwelt für sich, mit ganz speziellem Gepräge und eigener Geschichte - ähnlich etwa dem Haindlkar im Gesäuse. Als perfekte Einstiegsdroge in die Lienzer Kletterarena hat sich die fantastische Bügeleisenkante auf die Kleine Laserzwand seit Generationen bewährt, gleich gegenüber - jenseits der wilden, bereits 1899 von L. Patéra erstmals durchkletterten Westschlucht - zieht die um drei Grade schwierigere, moderne Linie des Laserzgeischt (2006) kompromisslos durch die steile Plattenflucht der großen Schwester. Die Tour ist als Gesamtkunstwerk nicht zu unterschätzen: Bewertung zutreffend, nicht überbohrt, wenn man keine Keile oder mittlere Friends mitführt, muss man mit sehr langen Runouts im 4. Grad rechnen; zudem ist die richtige Linie für Zugereiste aufgrund der Routendichte manchmal nicht ganz einfach zu finden. Vom Ende der leichten Schrofenlänge in Wandmitte (Schlaghaken mit Schlinge) quert man fast horizontal nach rechts bis 10 m vor den Südwandturm, dort findet man 2 gebohrte Standhaken. Von hier ganz hinauf in den hintersten Winkel, kurz vor den ersten Klemmblöcken der Notausstiegsschlucht - am Fuß des markanten Risses (Direkter SW-Wand-Ausstieg) - geht's weiter. Im Banne dieses superalpinen 50-Meter-Risses vergessen wir glatt aufs Ausqueren und beamen uns erst oben vom 2. Rissstand mittels 5-Meter-Quergang (6-) in die 8. Seillänge des Laserzgeischt zurück. Dieser unfreiwillige „Verhauer“ bescherte uns innerhalb weniger Minuten tatsächlich einen unerwarteten alpinhistorisch/klettertechnischen Zeitsprung von 50 Jahren - „alle Varianten des richtigen Lebens auf engstem Raum“. Zur Nachahmung empfohlen!

Morgenstimmung oberhalb der Lienzer-Dolomiten-Hütte; links die Gr. Laserzwand, rechts hinten die Teplitzer Spitze Routenverlauf LaserzgeischtRudi-Eller-Weg gegen SW; am besten schon herunten die Gurte anlegen, oben am Einstieg ist wenig PlatzBlick vom 3. Stand der Bügeleisenkante hinüber auf unsere Route; der Kletterer im orangen Ring befindet sich in Rufweite am 1. Stand des Laserzgeischtfür die erste Seillänge brauchen viele Kletterer erstaunlich lange, in der zweiten wuseln wir zwischen gleich drei Routen herum, danach wird's für uns eindeutig: Ulli kommt die bequeme dritte Seillänge nachBlick vom 3. Stand hinüber auf die Bügeleisenkante, wo gerade zwei Damen unterwegs sindErich in den herrlichen Platten der 4. SLauch die fünfte Länge bietet wunderschöne Klettereiam Einstieg zum oberen Wandteil; der Laserzgeischt benützt kurz die alte Linie des Direkten SW-Wand-Ausstiegs, ...... der nach den ersten paar eher mäßigen Metern ...... sich zum wunderschönen Alpinriss klassischer Prägung entwickelt; Ulli kurz vor dem 7. Stand, der Geischt steigt schon etwas weiter unten links in die Platten hinüber; ganz hinten der Spitzkofel mit seinen Nordgrattürmen vom 8. Stand der Direkten schleichen wir mit wenigen Zügen horizontal nach rechts in die teilweise leicht überhängenden Platten des Laserzgeischt zurück und können so das Wechselbad zwischen den Kletteridealen des 20. und 21. Jahrhunderts voll auskostennach zwei leichteren, großteils selbst abzusichernden  Längen steigen wir am Westgrat aus, über den wir in kurzer Zeit ...... den Gipfel der Gr. Laserzwand erreichen; das Gipfelpanorama findet ihr im Bericht zur BügeleisenkanteTiefblick von der benachbarten Schöttnerspitze auf Laserzsee und Karlsbader Hütte
(15.08.2017)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.

Collinettaplatten (Placche Val di Collina), 5+/6- bis 8+/9-

Genussklettern überm hintersten Val Grande.

Karnischer Hauptkamm, Plöckenpass, Friaul-Julisch Venetien. Zustieg (mit Gegensteigungen) 400 Hm + um die 30 Routen zwischen einer und fünf Seillängen, zwei weitere Klettergärten in der unmittelbaren Umgebung: Dironcave (17 Routen 4 bis 10-) und Vedrans (13 Routen 7+ bis 10-), s. Literatur.

P Plöckenpass (Passo di Monte Croce Carnico, 12 km von Kötschach-Mauthen, 34 km von Tolmezzo) - Untere Collinetta-Alm – 80 Hm Abstieg und Querung ins Tal des Monumenzbachs – Aufstieg (Forststraße mit Abkürzer) zur Casera Val di Collina. Kurz davor am Weg 149 scharf rechts abbiegen und nach wenigen Schritten links hinauf zum Klettergartenbereich. Die beschriebenen Mehrseillängenrouten befinden sich im äußerst linken Wandteil ganz oben.

 ÜbersichtKartedie Collinettaplatten vom Zustieg aus Osten; der höhere Wandteil links sind die Platten mit den beschriebenen Routen, rechts anschließend, teilweise hinter den Bäumen versteckt, der Klettergarten; ganz rechts im kleinen Tal noch zwei weitere Klettergärten, s. Text

Die breite Wand in landschaftlich bester Lage hoch über der Plöcken-Südtrasse weist zwei getrennte Bereiche auf: Der untere, nördliche Teil ist als Klettergarten eingerichtet, Routen ab dem 7. Grad, auch einige Mehrseillängentouren. Immer an der Wand entlang nach links hinauf gelangt man zu unseren Platten. Die leichteste Linie und gleichzeitig der Klassiker hier ist die Via De Infanti/Simonetti (5+/6-); bei der Gelegenheit haben wir gleich auch die beiden benachbarten Routen (Placche centrale, 6 und Via Dorigo, 6/6+) beschnuppert. Wenn man den im Vergleich zu den vielen passnahen Klettergärten etwas längeren Zustieg nicht scheut, wird man mit Einsamkeit belohnt und kann zwischen den bequemen Abseilständen einen vergnüglichen Tag verbringen.

Wegen des Felssturzes auf der Plöckenpass-Südseite haben die italienischen Behörden auch den Steig 401 ab Passhöhe gesperrt und somit den Zugang zu sämtlichen Klettereien am Kleinen Pal unterbunden (s. die beiden letzten Fotos). Mit einer Öffnung ist nicht vor Ende 2024 zu rechnen.

den etwas längeren Zustieg sollte man nicht scheuen: überm kleinen Seenauge auf der Unteren Collinetta-Alm zeigt sich der Cellon (s. Archiv Bergsteigen), über die Südseite führt einer der schönsten Klettersteige des Gebietes - die Via ferrata Senza Confini (Weg ohne Grenzen, D)von der Lacke heißt es 80 Hm in den Wald absteigen, dann hinter dem Rücken rechts im Tal des Monumenzbachs hinauf ...... zu unseren Platten; alle drei im Bericht erwähnten Wege führen durch diesen Bereich am linken Rand der breiten Wandformation. Die Via De Infanti/Simonetti (5+/6-) beginnt im linken unteren Eck ...... und verlässt schon nach einigen herrlichen Plattenmetern den Schatten des WaldesBlick vom 2. Stand gegen Nordost auf Cellon, Plöckenpass mit Polinik dahinter und Kl. Pal; rechts unten erkennt man den Felssturz, der zur Straßensperre auf italienischer Seite geführt hatUlli in der 3. SL, die wilde Spitze links hinten ist der Pizzo di Timaudie Ausstiegslänge der Via De Infanti/SimonettiErich in der 4. SL der Placche centrale, 6; die Via Dorigo gleich rechts davon in den seichten Rillendie Situation am Plöckenpass im Sommer 2024: aufgrund der Sanierungsarbeiten an der Südtrasse haben die italienischen Behörden den Zugang zu sämtlichen Klettereien am Kl. Pal gesperrtfür die umfangreichen baulichen Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, welche durch den Felssturz erforderlich geworden sind, wurden 20 Millionen Euro bereitgestellt
(10.07.24)

Literatur: Lexer/Lieb-Lind: Best of Karnische & Julische Alpen. Alpinklettern, Sportklettern & Bouldern. Köngen: Panico Alpinverlag 2020.
Wurzer: Karnisch Alpin Climbing Guide. Kötschach-Mauthen: Tourismusverein 2010.

Pietra di Bismantova, 1041 m

Klettergärten und Mehrseillängenrouten.

Emilianischer Apennin, Castelnovo ne‘ Monti, Emilia-Romagna, Italien.

P Piazzale Dante (5 € pro Tag, 3,5 km südl. von Castelnovo ne‘ Monti; 48 km südl. von Reggio Emilia, 88 km nö. von La Spezia) - markierte, teils ausgeschilderte Zustiege zu 25 Klettergartensektoren und über 100 alpine Klettereien mit bis zu 7 Seillängen.

ÜbersichtKarte mit der Lage der beiden behandelten KlettergartensektorenKarte Mehrseillängenroute Pincelli-BriantiPietra di Bismantova vom Piazzale Dante (zentraler Parkplatz)Ulli klettert die SW-Kante (lo spigolo) am Sasso Diamante, aufgenommen vom Gipfel des Sasso Rubinodarüber die V-förmige Einbuchtung des Anfiteatro in der Südostwand der Pietra, gesehen vom Gipfel des Sasso Diamante, ...... wo sie die wunderschöne Verschneidung in der Variante Alta der Pincelli-Brianti klettert; tief unter ihr in Bildmitte die Sektoren Moby Dick und Sasso Diamante mit Sasso Rubino

Einführende Infos zu diesem kleinen, aber feinen Felsmassiv findest Du im Bildbericht über die beiden Klettersteige an der Pietra di Bismantova. Nachfolgend ein paar Streiflichter auf die zahlreichen Felsklettermöglichkeiten an diesem kühn aus der Landschaft stechenden Riff.
An den meisten Touren haben die einheimischen Kletterer mittels zahlreicher Sanierungsmaßnahmen für vorbildliche Absicherung gesorgt, sowohl an den kleineren Falesie am Fuß der Wände und den vielen gigantischen Felsblöcken, welche in deren Umkreis über die Bäume hinausragen, als auch in den großen, teils überhängenden und alpin anmutenden Wandfluchten. Auffallend ist die erstaunliche Anzahl an künstlichen Klettereien, welche an die heroische Epoche des italienischen Alpinismus erinnern – auch hier erwarten einen keine vor sich hin modernden Holzkeile oder schlank-erodierten Rostgurken. Unbedingt empfehlenswert ist der unten angeführte Führer - auch ohne große Italienischkenntnisse lässt sich daraus ein guter Überblick zum facettenreichen Angebot gewinnen. Detaillierte Topos und Bilder helfen in den einzelnen Sektoren und Touren, bei Unklarheiten geben die auskunftsfreudigen Locals gerne Hilfestellung.
Die Zustiege vom Piazzale Dante sind meist in wenigen Minuten abgehakt. Die Fortbewegung auf dem für Kletterer aus den Alpen ungewöhnlichen Sedimentgestein könnte man als pädagogisch wertvoll bezeichnen, zwingen doch die oftmals runden, eher abwärts gerichteten Griffe zu stärkerem Focus auf die Verfeinerung der Beinarbeit. Der Formenreichtum ist außergewöhnlich, es dominieren fotogene Verschneidungen und Risse, aber auch kompakte, plattige Wandstreifen und sogar Höhlenkletterei (wie im Camino del Diavolo an der Südseite) verschenken nachhaltige Eindrücke. Aus Zeitmangel können die folgenden Aufnahmen lediglich geringe Einblicke in die Vielfalt des Gebietes geben. Wir kommen aber sicher wieder.

Klettergärten
Das gute Dutzend Sektoren am Wandfuß bietet im Allgemeinen eher steilere, härtere Routen als die circa gleiche Anzahl von im Wald versteckten Riesenboulder mit großem Plaisiranteil, wie etwa Sasso Smeraldo (10 Schritte vom Parkplatz), Sasso Diamante oder Moby Dick.

vielleicht 10 Schritte vom Piazzale Dante entfernt steht schon der Sasso Smeraldo; Ronja klettert Mailee 5a, eine von 20 eingerichteten Kurzrouten zwischen 3a und 6c+ein kurzer Holzsteg führt über die Kluft zwischen einem Vorbau und dem Sasso Rubino, dahinter die Südwestkante des Sasso Diamante, ...... über welche Ulli soeben den Gipfel erreichtRonja in Ciop 5a; insgesamt 35 Routen zwischen 4a und 7c in allen Ausrichtungen an diesem romantischen FelsenBlick vom Diamant auf den Rubin, rechts hinten das Restaurant La Foresteria unweit des Piazzale Dante

Mehrseillängentouren
Als perfekte Einsteigertour hat sich die Pincelli-Brianti, 4+ durchs Anfiteatro der Südostwand (aus dem Jahr 1940) erwiesen. Die relativ einfache, klassische Linie erscheint auf den ersten Blick etwas gemüselastig, vor Ort lösen sich die Bedenken in Luft auf. Außerdem lässt sie sich je nach Bedarf durch eine große Auswahl an gut eingerichteten Varianten herrlich abschmecken – wir haben uns die Variante Alta, 5+ (Bernard-Menozzi, 1966) gegönnt und waren begeistert: ein Nasenüberhang, eine Fünfsterne-Verschneidung, ein ausgesetzter Balkon als Standplatz für den direkt darüber liegenden Klettergartensektor Cocoa (mit fünf 45° überhängenden Extremrouten zwischen 7c und 8b; die Routennamen verraten einiges: Panta rei, Epifanio, San Violentino, … - ausgesetzter geht’s nicht). Hinter einer tollen Ausstiegsschuppe findet man sich frei hängend an einem neuen, massiven Steinschlagschutz-Stahlnetz. Nicht einmal das tut der Freude Abbruch, man empfindet es vielmehr als zirkusmäßige Bereicherung des schönen Anstiegs.
Als kürzester Abstieg empfiehlt sich der Sentiero della Calanca (wegen der blauen Farbzeichen auch Sentiero Azzurro genannt; s. Karte), der ganz nah um den Torrione Sirotti und an der Südwand entlang zum Rifugio hinunterführt. Auf dem Steig passiert man die Einstiege zu tollen Mehrseillängenrouten und einem halben Dutzend weiterer Klettergartensektoren.
Finger wund? - Nur gut 30 km weiter, am Passo del Cerreto auf dem Hauptkamm des Apennin, kannst Du uns auf der Überschreitung des Monte Alto begleiten - eine schöne Grattour mit Klettersteigeinlage.

zur Abwechslung ein Wandfuß-Klettergarten: am Pilone Giallo findet man 29 Routen von 6a bis 8b; im Loch rechts hinten beginnt der Alpini-Klettersteig (s. eigener Artikel im Archiv Bergsteigen), wir wenden uns hier aber links hinauf ins Anfiteatroder Einstieg zur Pincelli-Brianti; das viele Grün zu Beginn stört keineswegsErich hat den 1. Stand erreichtin der 2. Seillänge eine Verschneidung mit darauf folgenden Platten, 4+, mehrere schöne Varianten zu beiden Seiten3. SL: der „Canale erboso“, 3-4an seinem Ende wendet sich der Originalweg auf breitem Band nach links, wir aber ...... klettern geradeaus weiter über die Variante Alta, die gleich mit einem alpinen Überhang (5+) aufwartet; die Absicherung mit Klebebohrhaken ist durchwegs gutimmer wieder zweigen Alternativen ab, wie hier rechts hinauf die Variante Alta Diretta, die den 6. Grad erreicht, die Variante Maniak durch die rechte Ausstiegswand 6c+; wir nehmen die Rissverschneidung links, ...... welche gleichfalls in den Siebten Kletterhimmel führtauch Ulli genießt die Verschneidung, die an unseren Damokles am Rotgschirr (Totes Gebirge; s. Archiv) erinnertdie folgende 15-Meter-Traverse ist gleichzeitig der Sicherungsplatz für den kleinen Sektor Cocoa mit seinen heftig überhängenden 7c- und 8b-Routenvor dem Sicherungsnetz noch eine vorzügliche 5+-Schuppedann wechselt man vom Traumfels aufs neue Stahlseilgitter, ...... über welches man - ein bisschen wie im Zirkus - ...... den Ausstieg unweit des Gipfels erreichtBlick vom Plateau der Pietra auf Castelnovo ne' Monti, einer netten Kleinstadt mit guter InfrastrukturAbstieg entweder am ganz einfachen Normalweg oder auf dem Sentiero della Calanca (auch Sentiero Azzurro, kürzer, maximal I) ...... durch einen kleinen Einschnitt an der Südwestecke des Plateausdieser Kurzabstieg führt ganz an den Wänden des Torrione Sirotti ...... um diesen eigenartigen Turm herumauch hier zahlreiche Routen mit maximal 3 SL auf Fels von besonderer Eigenartgleich dahinter reihen sich weitere Prunkstücke der Südseite: die zarte Linie des Diedro UISP (Unione Italiane Sport Populare; 6+), rechts daneben die große Verschneidung mit Willi Coyote 6c, Grande Glande 6c+ und dem Teufelskamin IV+, der ab dem zweiten Bewuchs im Innern des Berges verläuftnach einigen weiteren spektakulären Routen erwischen wir hier eine Kletterin in SCL Erotic 6c+ ...... und am rechten Rand dieses Bereichs zwei Kletterer am Einstieg zu Muro dei grilli 6b (6a/A0), einem weiteren Fünf-Sterne-Klassiker an der Pietraan dieser Stelle - gar nicht mehr weit vom Rifugio della Pietra (an schönen Wochenenden Plätze vorbestellen oder ins Städtchen ausweichen!) - mündet der Sentiero Azzurro in den Normalweg; beim Aufstieg nicht ...... am kleinen Taferl vorbeilaufen
(16.10.2022)

Literatur: Filippi/Bertolotti: Pietra di Bismantova. Vie e falesie; nur italienisch. Mailand: Versante Sud 2021.

Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.

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