Hohe Tauern, Obervellach – Greifenburg oder Dellach im Drautal, Kärnten. Aufstieg je nach Ausgangspunkt und Routenwahl 2600-3700 Hm auf ca. 35 km Luftlinie.
1. Tag: Obervellach – (event. Taxiauffahrt zum Schrankenparkplatz, 700 Hm, 25 €; Taxiunternehmen neben der Busstation Obervellach Seilbahnplatz) – Polinikhütte – N-Flanke/oberer W-Grat Polinik – Teuchlscharte – Kehlluckerlkopf – Umgehung von P.2562 – Trögersee – Eisenriegel – Penker Eisenalm – Biwak am Schulterboden, 2280 m, Wasser!
2. Tag: Steig bis unters Gößnitztörl – ansteigende Querung um den Schwarzriesenkopf – Wöllatörl – NW-Kamm Kreuzeck – Glanzsee/Feldnerhütte – Plattach – Lackentörl – Weg 337 (schwer auffindbar!) – Oberdraßnitzer Alm – Hubertushaus – Bhf. Dellach im Drautal.
Die Nord-Süd-Transversale der Kreuzeckkgruppe ist zwar nicht ganz so lang wie die Längsüberschreitung von Ost nach West, wird aber deutlich seltener unternommen. Das liegt zum einen am weiten Abstand zwischen den Stützpunkten, aber auch am vergleichsweise schlechteren Zustand des Weges. Besonders das Kernstück zwischen Polinik und Kreuzeck (Wegnummer 326) sowie der Abstieg vom Lackentörl in die Draßnitz (Wegnummer 337!) haben so manche Überraschung parat, welche man angesichts der eingetragenen Markierung in allen Karten und der neuen Alpenvereins-Wegtafeln im Gelände nicht erwarten würde. Die alten Trassen sind oftmals vernarbt, verwachsen oder von Erd- und Geröllmuren vollständig verschüttet. An schwierigeren Stellen findet man neben kurzen, relativ neuen Drahtseilversicherungen auch haltlos im Gelände vor sich hinalternde Teile, die man besser unberührt lässt. Im Bildteil wird auf diese Passagen gesondert hingewiesen. Der schon erwähnte, an sich harmlose Abstieg vom Lackentörl ist kaum mehr auffindbar und wäre einer vierköpfigen Familie aus Nordeuropa fast zum Verhängnis geworden. Bedauerlicherweise wird es heutzutage immer schwieriger, die an sich vorhandene Infrastruktur in solch entlegenen Gebieten aufrechtzuerhalten.
Für die Unternehmung ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus/Bahn von bzw. nach Lienz oder Spittal an der Drau) ideal. Normalerweise werden für den Treck mindestens drei Tage veranschlagt. Wir haben die Strecke in zwei guten Halbtagen zurückgelegt, allerdings mit Biwak auf der Durststrecke Polinikhütte – Feldnerhütte. Eine Notbiwakausrüstung ist hier keinesfalls verkehrt, da man als Ortsunkundiger nicht davon ausgehen kann, den Weiterweg jedes Mal auf Anhieb zu finden. Wer sich nicht sicher ist, nimmt sich einen Bergführer und begeht vielleicht sogar die Edelvariante, nämlich die gesamte Kammlinie über Schneestell-, Strieden- und Scheuchenkopf, was den Spaß noch um ein paar Stunden verlängert?
Leuten, denen all die oben genannten Einschränkungen nichts ausmachen, können sich aber auch schon auf dem „Normalweg“ auf ein einsames Abenteuer der Sonderklasse freuen.
Für Fotos von der Schlussvariante Lackentörlspitz-Hochtristen–Emberger Alm–Greifenburg verweisen wir auf unseren Bericht Schwarzstein-Hochtristen im Archiv Bergsteigen; eine besonders feine Frühjahrstour mit Radunterstützung finden wir am Lackentörlspitz im Archiv Schitouren.
(07.2024)
Literatur: Mair: Glockner-Region. Heiligenblut - Mölltal - Kreuzeckgruppe, 50 Touren. München: Rother 2020 (nur der Aufstieg zum Polinik von Obervellach).
Gritsch: Kreuzeck-, Reißeck- und Sadniggruppe. München: Rother 1977, vergriffen.