Der Südwesten Sloweniens
Kletterfelsen zwischen Laibach und Triest.
Auf dem Weg zur oder von der Adria erweisen sich Autobahnen als bequem und zeitsparend. Abseits der Fernverkehrsrouten versteckt sich aber eine Vielzahl unbekannter, jedoch attraktiver Winkel, die oft den Erholungswert oder das Abenteuerpotenzial der eigentlichen Feriendestination mühelos übertreffen können. Die folgenden Anregungen sollen die räumliche Lücke zwischen den vielen Klettermöglichkeiten des slowenischen Sočatales im Norden und den Klettergärten rund um Triest sowie auf der kroatischen Halbinsel Istrien schließen helfen.
Ganz im Norden wird das hier behandelte Gebiet von der Idrijca begrenzt, einem romantischen Gebirgsfluss, der die Krn-Gruppe der Julischen Alpen von der einsamen Hochebene Banjška Planota (Altopiano della Bainsizza) trennt und bei Tolmin in die Soča mündet. Hoch über dem Tal ist ein bisher noch nicht veröffentlichter Klettergarten mit 43 Routen zwischen 4a und 7a entstanden. Die herausfordernde Wandflucht Drnulk liegt direkt an der wilden, unbefestigten Bergstraße 608 (Kilometer 4,0) ssw. v. Dolenja Trebuša, 17 km sö. v. Tolmin.
Die Weiterfahrt auf der abgeschiedenen Hochfläche über Lokve nach Süden ist langwierig (zurzeit noch nicht durchgehend asphaltiert) und dennoch reizvoll. Versprengte Sommerfrischler kommen mit ihren Kindern zum Reiten und Wandern hierher. Am Südrand des Karstplateaus erreicht man den kleinen Ort Col (vom deutschen Wort Zoll), hoch über dem Vipavatal. Etliche Hundert Höhenmeter tiefer liegt Vipavska Bela. Fünf Sektoren erstrecken sich über gut einen Kilometer am Rand einer grünen Schlucht, nur wenige Schritte zu weit über hundert großteils schattigen Routen bis 8c, darunter im Urwald ein Bach mit Kaskaden und einladenden Badegumpen.
Nur wenige Kilometer weiter eröffnet sich ein ausgedehntes Klettergebiet, welches schon von der slowenisch-italienischen Grenzstadt Gorizia aus die Neugierde anstachelt. Oberhalb des Ortes Vipava zieht die kilometerlange, bis zu 800 m hohe W-Flanke der Gradiška Tura nach Süden. Picknickplätze, markierte Wanderwege, ein Klettersteig und an die 20 Sektoren mit beschilderten Zustiegen und knapp 300 Routen bis 7c+ lohnen hier selbst mehrtägige Aufenthalte.
Etwas weiter südlich, nahe der Autobahn Postojna-Koper und wenige Kilometer östlich von Triest, liegt am sw. Ortsausgang von Divača die Karstdoline von Risnik. Wanderwege führen rund um das Riesenloch oder hinunter auf dessen Grund. Zu den bislang 14 Kletterrouten an der Nordseite (4c bis 8a, Höhe bis zu 45 m) gibt's eine Abseilstelle wenige Meter hinter dem Parkplatz oder - ein Stück weiter - den Wanderweg, den man bald hinter der Kante nach rechts verlässt und in weiterer Folge etwas unübersichtlich am Wandfuß zu den einzelnen Touren gelangt. Nicht die Welt, aber ein lustiger Platz für viele Geschmäcker.
Unter den vielen Angeboten rund um Triest ist das bei den Kletterern nördlich der Alpen wohl bekannteste das slowenische Dorf Osp/Mišja peč mit seinen ca. 500 überwiegend schwierigeren Touren. Gleich hinter der riesigen Autobahnbrücke warten oberhalb der malerischen Ortschaft Črni Kal weitere knapp 300 Routen, diesmal auch für Genusskletterer mit an die 100 Längen in den Graden französisch 4 und 5. Wir klettern hier am Beginn einer Verwerfung, die geradlinig über die nahe kroatische Grenze hinweg an die 40 km Luftlinie nach SO zieht. Anregungen und Infos dazu in Kroatien - Klettergärten 1. Istrien.
Literatur: Slovenija Kletterführer, viersprachig. Ljubljana: Sidarta 2007.