Kalbling, 2196 m. NW-Wand „Gämsenweg“, 4+

Freudvolle Aufnahmsprüfung für Alpinneulinge.

Gesäuse, Admont, Steiermark. Mautstrasse zur Oberst Klinke Hütte. Zustieg 400 Hm + 12 Seillängen (300 Hm).

ÜbersichtKarteder Admonter Kalbling von W; aus der Kaiserau führt eine Mautstraße zur Oberst Klinke Hüttedie Kalbling NW-Wand vom Normalweg; der sanierte Gämsenweg folgt im Großen und Ganzen der vergessenen klassischen NW-Rippe

Die große Auswahl an Routen aller Schwierigkeitsgrade und ein auffallend kurzer Zustieg machen den Admonter Kalbling zu einem der beliebtesten Kletterberge im Gesäuse. Die reich gegliederte NW-Wand blieb bis zum Beginn des neuen Jahrtausends im doppelten Sinn im Schatten liegen, obwohl sich schon 50 Jahre früher die damalige alpine Prominenz um diesen reizvollen Winkel gekümmert hatte. Während Hubert Peterka noch heute als herausragendster Erschließer der Gesäuseberge gilt, wurde Willi End als akribischer Fotograf und Führerautor unvergesslich, der seine Klettersternstunden wohl bei seiner Erstbegehung der Direkten N-Wand der Bischofsmütze am Gosaukamm fand. Die beiden Wiener erkletterten im Mai 1954 die im Vergleich zu den beeindruckenden Wänden der Süd- und Westseite eher unbedeutende NW-Rippe, welche auch gleich wieder in Vergessenheit geriet.
Eine Generation später fiel das reiche Erbe bei Klaus Hoi in beste einheimische Hände, sowohl in Bezug auf die unglaublichen Neutouren als auch bei der stilvollen Sanierung alter Klassiker; ein Beispiel dafür ist gleich ums Eck am Sparafeld Südpfeiler zu finden.
Nachdem Zehntausende Kletterer ein halbes Jahrhundert lang achtlos an der NW-Rippe vorbeigelaufen waren, entdeckte Hoi erneut die reizvolle Struktur und - als langjähriger Bergführerausbildner - das didaktische Potential dieser Linie. Durch ein paar Begradigungen und wohldosiert gesetzte Bohrhaken hat er ein wunderschönes Einstiegsszenario in die Welt des Alpinkletterns ans Licht gebracht, welches Neulingen und alten Hasen gleichermaßen entspannten Genuss bereitet.

Ulli mit Birgit und Peter am Einstieg, rechts der NW-Grat; der Zustieg vom Wanderweg folgt - wie bei vielen berühmten Gesäusetouren - einem ausgewaschenen Wasserlauf, 2-3; in der benachbarten Schlucht gibt's noch mehr schöne, eingebohrte Routengleich in der 2. SL geht's zur Sache; Erich in der kurzen Rissverschneidung, die mit 4 eigentlich hart bewertet istin der 3. SL, einem kompakten Pfeiler ...                 ... hat die trotz Rucksack freudestrahlende Birgit alle Hände voll zu tun4. und 5. SL - eine „Kuawoad“ - kann man zusammenhängen; Ausqueren ist hier nach beiden Seiten leicht möglichUlli am Ende der 7. SL, ...... die stark an den berühmten Buchstein W-Grat auf der anderen Talseite erinnert (s. Archiv)Birgit in der direkten Kantenvariante der 9. SLBirgit und Peter am 11. Stand, auf dem Ausstiegsgrat des Gämsenweges; Blick gegen NW auf die HallermauernBirgit am Ausstieg - wie's aussieht, war ihre erste Alpintour sicher nicht die letzteKalblinggipfel gegen O; links von Peters Kopf das Sparafeld, rechts der Admonter Reichenstein
(21.08.10)

Literatur: Reinmüller/Hollinger/Mikofei: Xeis-Auslese. Alpiner Rettungsdienst Gesäuse.
End: AV-Führer Gesäuseberge. München: Rother.

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