Svolvaergeita, N-Wand „1910 ruta“ 5-
Der Normalweg aufs Kletterwahrzeichen der Lofoten.
Svolvær, Lofoten, Norwegen. Zustieg 400 Hm + 3 SL (50 Hm).
P Blåtindveien (Kindergarten) am nö. Ortsrand - Wanderweg Fløya bis auf etwa 250 m - Steig Western Gully in den Sattel - Nordwand.
Die Svolvaergeita ist weder der schwierigste noch der schönste und schon gar nicht der höchste Berg auf den Lofoten. Genau genommen ist die Geiß gar kein Berg, sondern ein eher unbedeutender Felszacken inmitten der grasigen Flanke des Wanderberges Fløya. Allerdings hat der teilweise überhängende Turm zwei aberwitzige Hörner aufgesetzt, und der tollkühne Sprung vom Storehorn auf die kaum tischplattengroße Gipfelfläche des Lillehorn, gut 400 m über dem Vestfjord, galt lange Zeit unter Lofotenkletterern als der Initiationsritus schlechthin. Der heiße Kampf um die Erstbesteigung dieses filigranen Felsgebildes hoch über dem Kindergarten von Svolvær erinnert an die internationalen Wettläufe an unseren Heimatbergen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, etwa an der Bischofsmütze oder der Ödsteinkante. Im Jahr 1910 löste schließlich der in Schweden geborene Norweger Carl Wilhelm Rubenson zusammen mit zwei Kollegen aus Oslo nicht nur dieses Problem – in einem zweiwöchigen Siegestaumel kämmten sie gnadenlos durch die Fjorde und sicherten sich im Handstreich u. a. auch die erste Besteigung des monumentalen Stetind, heute Nationalberg Norwegens.
Bekam man in der Zeit vor dem Internet Bergfotos von den Lofoten in die Hände, war mit Bestimmtheit eins mit todesmutigem Turmspringer an der Svolværgeita dabei. Wenn auch ein Felssturz im Winter 2006/07 die Landefläche am Lillehorn weiter schwinden und den Geißensprung noch wahnwitziger erscheinen lässt – der Nimbus dieser Zinne ist erhalten geblieben, man findet sie an jedem Ansichtskartenstand genauso wie im Logo der Nordnorwegischen Kletterschule, sie gehört wie der „Klavierhändler“ am Pianokrakken zu den 50 Toprouten der Lofoten. Im Kletterführer sind beide Routen mit 4+ bewertet, die Geita ist vielleicht etwas ernster einzustufen, allein schon wegen der Exposition. Vereinzelt stecken alte Normalhaken, die sich aber mit mobilen Sicherungsmitteln gut aufbessern lassen. Beeindruckend schön die berühmte Rubenson-Traverse der 2. Seillänge. Die beiden Abseillängen haben gebohrte Kettenstände, was in Norwegen nördlich des Setesdal eher selten ist.
Literatur: Craggs/Enevold: Lofoten Rock. Rockfax.com 2008.
Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu weiteren Touren in Norwegen findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Nordkap-Wanderung zum Knivskjellodden.