Klettern im Setesdal.
Südnorwegens Felsparadies.
Valle, Aust-Agder, Norwegen. Zurzeit (2013) 1500 Seillängen und 150 Boulder.
Aus Mitteleuropa empfehlen sich die Autoreisezüge von Wien oder München nach Hamburg. Von dort gut 500 km durch Dänemark, die entspannende Schiffsreise in etwa zweieinhalb Stunden von Hirtshals übers Skagerrak nach Kristiansand und anschließend wieder 150 km mit dem Auto nach Valle, dem Zentrum des Klettergeschehens im Tal.
Setesdal wird der obere Abschnitt des Otratales genannt, welches sich von Kristiansand nahe der Südspitze Norwegens in ziemlich gerader Linie nach Norden in Richtung Hardangervidda erstreckt. Die reizvolle Gegend ist nicht nur für Kletterer interessant. Die grünen Talschaften mit dem einzigartigen Fluss werden von Hunderte Meter hohen Granitwänden eingerahmt, man fühlt sich in eine sanfte Abart des schweizer Tessin versetzt. Das Hinterland ist von den Eiszeiten geprägt, abgeschliffene Formen und eine Vielzahl von Seen bilden ein interessantes Szenario für abenteuerliche Unternehmungen. In greifbarer Nähe erheben sich überdies die berühmtesten Felskanzeln Norwegens, die Trolltunga bei Odda und der Preikestolen über dem Lysefjord bei Stavanger, beide Strecken etwa 180 km.
Speziell für norddeutsche Kletterer ist das Setesdal ein Geschenk, viel näher als die alpinen Klettergebiete. Seit Jahrzehnten erschließen hier Deutsche unermüdlich Route für Route, mittlerweile existieren über 500 Wege bis zu 18 Seillängen, von Klettergarten- bis Bigwallformat. Nirgendwo in Nordeuropa ist die Bohrhakendichte größer, obwohl man wegen der teilweise weiten Abstände keinesfalls von einem Plaisirgebiet sprechen kann. An die ungewohnte Aufbereitung der Routenkopfinfos im Führer gewöhnt man sich schnell. Anders als in den Alpen ist auch die generelle Ausrichtung auf 60-m-Seillängen, also unbedingt mit Doppelseil anreisen, topropen mit zwei Einfachseilen ist eine Plackerei. Das Wetter im Tal kann immer wieder für Überraschungen sorgen, ein Rückzug aus Mehrseillängenrouten ist nie wirklich auszuschließen - auch in so einem Fall schaut man mit einem Einfachseil alt aus (wir verweisen auf unser seltsames Erlebnis am Nomelandsfjellet).
Als Stützpunkt wählt man vorzugsweise eine Hytta auf einem der Campingplätze: am ruhigsten im Kallefoss Hyttepark; sehr kinderfreundlich und mit einem tollen Stabbur das Flateland Camping. Hyttas sind mit Abstand die günstigste Wohnoption in Norwegen, bei Viererbelegung ca. 15 € pro Nacht und Person. Ganz in der Nähe tolle Flussabschnitte zum Wildwasserfahren oder Baden.
Auf unserem Streifzug durch die Kletterregion stellen wir von Nord nach Süd vier Gebiete vor. Für das Hinterland ist uns leider keine Zeit geblieben, obwohl es außerordentlich interessant erscheint. Bilder wie etwa vom „Book of Lemmings“ am Spåfjellet lassen uns bis heute keine Ruhe. Dort draußen wird noch ausschließlich der traditionelle norwegische Kletterstil gelebt: Zustiege teilweise expeditionsartig mit Boot und Zelt, alle Stände und Zwischensicherungen selbst zu legen, dem Abenteuer sind keine Grenzen gesetzt ...
Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu weiteren Touren in Norwegen findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Nordkap-Wanderung zum Knivskjellodden.
Literatur: Weninger/Brunnert: Setesdal. Klettern in Südnorwegen; dreisprachig. Köngen: Panico Alpinverlag 2013. ISBN 978-395611-000-9