Archiv Klettern

Die Gipfel bzw. Klettergebiete sind alphabetisch aufgelistet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern. Leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad finden sich auch im Archiv Bergsteigen.

Nomelandsfjellet, 795 m. O-Wand „Einfach schön“ 6+

Setesdalklassiker unter wandernden Wassern.

Valle, Setesdal, Aust-Agder, Norwegen. 14 Seillängen, 500 Hm.

P gleich nördl. der Otrabrücke, 0,5 km nw. von Valle - der E ist 250 m Luftlinie vom P entfernt - O-Wand - Ausstieg am westl. Seeufer - Abstieg nach N übers Plateau, dann Waldsteig mit etlichen Seilsicherungen - Rast- und Badeplatz RV9 an der Otra - neben der Reichstraße auf Radweg 1,7 km zurück zum P.

Übersichtdie Ostwand des Nomelandsfjellet; hinter dem „Gipfel“ liegt ein See, der über die Wand entwässertallein durch den Nordteil der Ostwand führen zurzeit 21 Routen, „Einfach schön“ ist mit 14 SL die längsteauf dem Übersichtsfoto beenden wir soeben die 6. Seillänge; der angedeutete Wasserstreifen links des Schildes lässt noch keinen Verdacht aufkommen

Eine tolle Granitreise, laut Führer der Klassiker im Setesdal. Ganz locker steigen wir mit einem 60-m-Seil ein, in Wandmitte werden wir regelrecht überrollt von einer  Alpinüberraschung der besonderen Art. Wir klettern jetzt seit weit über 20 Jahren zusammen, die Zahl der gemeinsamen Seillängen ist vermutlich längst in den fünfstelligen Bereich gerutscht. Trotzdem lernt man in den Bergen nie aus - der Tod ist zwar nicht unser Seilgefährte, dennoch hätte Walter Pause die unvorhersehbare Trumpfkarte der Wand vor fast einem halben Jahrhundert vielleicht in seine legendäre alpine Kuriositätensammlung mit aufgenommen.

Ulli weiß Ronja in guten Händen - und ist am Einstieg nicht zu bremsendie Stände sind weit; in der 2. SL schnappt sich Ulli dann doch das Seil - auch in den folgenden vier Seillängen gibt es noch keine Zwischenhakensie verlässt den 3. StandUlli kurz vor dem 6. Stand; die folgende Seillänge quert oberhalb der Kante des Überhanges 35 m nach rechtsin der gesamten Querung ein BohrhakenUlli am Beginn des QuergangsUlli in der 8. Länge, an der rechten Seitenkante des „Schildes“; ein mittlerer Keil und ein 2er-Friend sind ihre einzigen FreundeErich ist gespannt, was sich die Göttergattin gebastelt hatauf der Oberkante des „Schildes“ - ein feiner Aussichtsplatz über dem Tal; rechts der Ortskern von Vallewir wenden uns wieder der Wand zu - und staunen nicht schlecht: Starke Windverfrachtung lässt einen frischen, breiten Wasserstreifen entstehen, der die Schwachstelle des Normalweges links drüben in Sekundenschnelle flutetAbseilen mit unserem Einfachseil ist so gut wie unmöglich; Ulli  zaubert sich daher die Abkürzung hinauf - direkt über die unglaublich glatte 7. SL von „Straight on“ zum nächsten Standdarüber werden die Schwierigkeiten wieder moderater, auch das Wasser ist wieder dort, wo es sein sollte; Erich hat den 10. Stand erreichtTiefblick vom 10. StandUlli in der 11. SL; noch einmal müssen wir übers Wasser, ...... was sich als viel harmloser entpuppt als erwartetErich kommt in der letzten Seillänge zum Zug; der Ausstieg aus dem Yosemite-Riss zeigt noch einmal Zähneam Seeufer Zufriedensein auf allen Linien; in einer wunderschönen Wand haben wir durch überlegtes Bündeln unser beider Stärken aus einer leicht prekären Situation gefunden - Emanzipation in ihrer schönsten AusprägungAbstieg übers Plateau, Blick nach N zur breiten Homfjelletwand
(24.08.2013)

Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu weiteren Touren in Norwegen findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Nordkap-Wanderung zum Knivskjellodden.

Literatur: Weninger/Brunnert: Setesdal. Klettern in Südnorwegen; dreisprachig. Köngen: Panico Alpinverlag 2013. ISBN 978-395611-000-9

Sportklettern im Land der Schwarzen Berge

Anders als in Kroatien steckt das Felsklettern in Montenegro 2013 noch in den Kinderschuhen, ebenso wie das Schitourengehen. Während man im Nachbarland bereits an die 80 Klettergebiete findet, sind wir auf unserer Crna Gora Rundreise gerade einmal auf zwei, drei  eingerichtete Bereiche mit  zusammen nicht einmal einem Dutzend Sektoren gestoßen. Das liegt nicht an mangelnden Ressourcen - das ganze Land ist gespickt mit interessanten Felsen, viele mit Klettergartenflair, aber auch große Alpintouren mit ausgeprägtem Abenteuercharakter warten auf Erschließung - in den unzähligen Schluchten und besonders im Prokletije-Gebirge im SO des Landes (die höchste Wand hier und auf dem Balkan überhaupt, die 1000-m-Bigwall des Arapi, befindet sich allerdings in Albanien, nur wenige Kilometer hinter der Grenze).
Im Frühjahr 2008 hat ein deutsches Team mit Hilfe von Fördergeldern an etlichen Felsen im Raum Gusinje (Prokletije) an die 70 Routen eingebohrt, die Österreicher sind daraufhin knapp 5 km onö. von Kolašin mit zwei schönen Sektoren (30 Routen) nachgezogen. Laut einer Infotafel vor Ort existiert auch am Durmitor ein Klettergarten, in einer Seitenschlucht am Mühlbach-Wanderweg vom Schwarzen See (Crno jezero) zum Schlangensee (Zminje jezero).

Karte Montenegro; die orangen Punkte bezeichnen KlettergärtenKlettergärten (grüne Symbole) rund um den Ort Gusinje bei Plav im äußersten SO Montenegrosim Dreiländereck Montenegro-Kosovo-Albanien entstand am Fuß des großartigen Prokletije-Gebirges 2008 der erste Klettergarten des Landes

Die Montenegriner sind ein unglaublich nettes, hilfsbereites und gastfreundliches Volk und mittlerweile auch stolz darauf, dass all diese Mitteleuropäer Bosnien und Serbien links liegen lassen und in immer größerer Zahl in ihr Land pilgern. Dennoch hat man insgesamt den Eindruck, dass viele von ihnen noch nicht richtig umzugehen verstehen mit dem Segen und den Gefahren des aufkommenden Tourismus. Da findet man einen umgeschlagenen Zwischenhaken über dem Einstieg, dort ist der Zugang zu einem mühsam errichteten und durchaus lohnenden Sektor längst wieder verwachsen; hier ganze Wälder von gelben Wanderwegtafeln, finanziert von der internationalen Entwicklungszusammenarbeit - immer wieder machen wir die Erfahrung, dass viele derart bezeichnete Wege gar nicht existieren, nach dem Motto: „Die restlichen machen wir dann auch noch irgendwann!“ - dort hochmoderne, von der EU zur Verfügung gestellte Müllwägen (die bei vielen Touristen aus den Nachbarländern, besonders bei Serben und Russen, aber auch Einheimischen noch weit verbreitete Gewohnheit der Entsorgung an Ort und Stelle ist vielleicht das einzige wirkliche Ärgernis einer Montenegroreise), sündteure Hightech-Monster, an denen sich eine Gruppe von Männern abmüht, über angelegte Bretter völlig veraltete Müllcontainer emporzuwuchten ...
Aber macht euch am besten selbst ein Bild von der Situation und kommt mit uns in die Klettergärten um Gusinje und Kolašin.

oberhalb der Häuser von Radončići, auf Rufweite zur albanischen Grenze, zieht 150 Hm oberhalb der Straße ein breites Felsband durch die sonnseitige Flanke; Lage siehe Karteschöner Fels in beeindruckender Lage, bislang allerdings erst vier Routen eingebohrtjede Menge Potenzial für schwierige, überhängende Ausdauerrouten; allerdings wurde der frühere, gemütliche Zugang durch Straßenböschungsstütznetze aus Metall abgeschnitten; der neue Zustieg beginnt am westl. Ende der Gitter, ist zwar markiert (oben rechts!), aber unangenehm zu begehen; die bisherige Ausbeute lohnt die Mühe kaumnur 3 km weiter Gusinje mit seiner Moschee; die Bevölkerung ist zum Großteil albanischstämmigfolgt man von Gusinje dem Fluß Dolja nach SW, gelangt man in den wohl großartigsten Talschluss des Balkan, die Grbaja; hier kann man preisgünstig kleine Holzhäuser mietengleich daneben werden einheimische Spezialitäten kredenztunser paradiesisches Basislager für drei Tage; der Sektor Domaçin liegt wenige Hundert Meter weiter hinten links im Talgrundsolche Flussüberquerungen sind uns in Montenegro fast jeden Tag ins Haus gestanden; am großen Felsblock, der jenseits aus dem Laubwald ragt, sind 13 Routen von 2 bis 10- eingerichtetdie Ostseite des hausgroßen Blocks, Ronja inspiziert die Routen ...... und versucht sich gleich an Kinderturnen 4 der Blick vom Gipfel des Turmes auf den Talschluss; die albanische Grenze verläuft horizontal auf halber Karhöhe; ein fantastisches Umfeld für alpinistische Unternehmungen jeder Art (s. Link am Ende des Berichtes)Ulli in Kinderschreck 6-derweil erforscht Ronja unerschrocken die Spalten am Fuß des Turmesetwas weiter hinten im Tal herrscht während der Schneeschmelze kein Mangel an Wasser; im Krošnja-Kar anfang Mai noch Abfahrt bis ins Talein paar Hunder Meter weiter, in oder oberhalb der Kotaorinne, ist in der Karte ein weiterer Klettersektor verzeichnet, dem wir allerdings nicht nachgegangen sind - zu groß war die Anziehungskraft der höheren Zapfenauch der Talschluss schreit nach Schitouren und alpinen Erstbegehungen; die schon albanischen Gipfel im Hintergrund haben auf der Karte nicht einmal Namen; leider hat uns das Wetter frühzeitig hinaus ans Meer getriebenim Nachbartal, gleich südlich von Gusinje, erwartet uns ein anderes Naturschauspiel mit angeschlossenem Klettergarten: die Ali Pasinih Quellen; ein wilder Fluss verschwindet einige Kilometer talauf schlagartig im Boden (zeigen wir euch weiter unten), hier wird das Wasser in zahlreichen nebeneinanderliegenden Quellen buchstäblich wieder aus dem Boden gedrückt100 m vom Parkplatz, hier leider durch die Bäume links verdeckt, das empfehlenswerte Restaurant Krojet einer freundlichen Albanerin, die 15 Jahre lang in Deutschland als Gastronomin tätig war; überhaupt gewinnt man in dieser abgschiedensten Ecke Montenegros den Eindruck, dass jeder Zweite deutsch oder englisch sprichtfünf Minuten danach der erste Sektor, 10 Plattenrouten zwischen 4 und 8am BlokNik acht Übungstouren bis 7-am Sektor Central (12 Routen zwischen 4 und 9) klettert Ulli Das Mädchen mit den rauen Händen 6, dann packen wir schleunigst unser Zeug ...... und flüchten ins Auto; die Straße weiter hinein ins Grljatal ist im Frühjahr permanent von Hochwasser bedroht - im Zweifelsfall warten bis (oder ob) ein Auto kommt, beobachten und lernenhinter dem Dorf Ćosovići verstecken sich die beiden letzten Sektoren des Gebietes, Parkplatz gleich nach dem Hohlweg rechts gegenüber dem Friedhofder Sektor Troja wartet mit zehn weiteren Routen zwischen 5 und 9+ein idyllischer Platz, wäre da nicht in unmittelbarer Nachbarschaft ...... die unvermeidliche Müllkippeder Sektor Gerani wäre das Prunkstück um Gusinje - der Zustieg beginnt 50 m nachdem die Friedhofsmauer die Straße verlässt, links hinauf gegen die vorspringende Kante; der Steig ist fast komplett verwachsen, Gartenschere mitbringen, ...... die Einstiege zu den 13 Routen zwischen 4 und 9- sind aber baumfrei ...... und die Touren sehen wirklich verlockend ausam Fluss Skavkać hinten im Ropojanatal haben wir noch eine Nacht ausgeharrt, ...... um am nächsten Tag vielleicht doch noch die eine oder andere Route zu klettern und uns das erstaunliche Verschwindibusloch des Flusses anzusehenjust an der Stelle, wo der Bjelićkibach in den Skavkač mündet, verschwinden plötzlich beide im Erdbodenwir schlafen ganz nah an der Stelle, es schüttet die ganze Nacht, und Ulli wird von Albträumen heimgesucht, in denen wir mitsamt dem Vito in den Schlund gespült werdenin einer unfassbar tiefen und engen Klamm sucht sich das Wasser seinen Weg durch den Berg und kommt einige Kilometer weiter unten bei den Ali Pasinih Quellen wieder zum Vorscheintypisch Montenegro: Nach den Albträumen sind gleich wieder Therapiepferde zur Stelle, am Wetter können aber selbst sie nichts ändernwir fliehen über die Berge - im Bild die berühmten Komovi - nach N ins nächste Klettergebiettypisches Strohhaus auf dem Weg von der Kreisstadt Kolašin in den 4,5 km nö. gelegenen Klettergartenüber der Svinjača erheben sich zwei attraktive Sektoren, mittels einer neuen Brücke kommt man sogar ungerupft hinüberaber was ist mit der aufwendigen Infotafel passiert?ohne Wortedie Routen des Sektor 1eine steile Wand mit abschließender Höhle, rechts oben zaghaft sprießende Infrastruktur in Form eines ... ... Hüttenrohbaus? - Aber was ist ...... hier wieder passiert? Lagerfeuer auf der Baustelle?Ronja kocht uns was in der HöhleUlli turnt die Pop stone hinauf, ganz schön heftig für eine 4+, meint siefeine Züge in Jedite kod Džoa 5+, auch die Toplo pivo 6+ links daneben ist eher streng bewertetder zweite Sektor liegt höher oben und bietet eine größere Auswahl an Routenhier die restaurierte Listedie Routen sehen echt gut aus, toller Fels, teilweise Sinternoch viel Platz für neue Linien, auch weiter oben über dem Fluss; doch bis Erich die Touren gefunden hat, zieht es wieder zugroße Teile des Landes sind voller kletterbarer Felsen, etwa hier im Moračatal, ...... im Tal des Lim unterhalb von Berane ...... oder in der berühmten Taraschlucht oberhalb des Nonnenklosters Sveti Đorđe bei Gjorni Dobrilovinazuletzt noch eine Überraschung jenseits der Grenze: Das serbische Städtchen Prijepolje will sich klammheimlich zum Sportkletterzentrum mausern?am Felsriegel neben der Straße diesseits des Flusses haben wir eine einzige eingebohrte Linie gesichtet, aber was ist das da rechts oben? ...... der Kolovrat, 964 m; schaut gut aus, oder?

Fazit: Reine Hardmover mögen zurzeit von einer Kletterreise nach Montenegro vielleicht noch enttäuscht zurückkehren (Ausnahme: Sie kommen beruflich nach Podgorica, haben ein, zwei Tage Zeit, fahren auf der tollsten Bahnstrecke Europas durch die Morača-Schlucht nach Kolašin und mit dem Taxi zum Klettergarten - das zahlt sich auf alle Fälle aus!). Bei allen anderen Natursportarten ist man schon jetzt absolut an der richtigen Adresse, zwischendurch immer wieder ein paar Stunden im Klettergarten bringen eine tolle Abwechslung. Und wer weiß, mancher wird davon so begeistert sein, dass er mit der Bohrmaschine wiederkommt.
(05.2013)

Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu unseren Berg- und Schitouren in Montenegro findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Wanderungen auf den Ćurovac und die 3-Seen-Runde am Durmitor.

Topos Gusinje auf http://www.geoquest-verlag.de/sites/default/files/KFMontenegro_.pdf

Karte: Prokletije, Wander- und Radkarte 1:50.000, erhältlich vor Ort oder z. B. bei Freytag&Berndt, Wien

Pizzo Monaco, 225 m. Westkante „Pace di chiostro“, 5+

Felskerze am Südrand des Tyrrhenischen Meeres.

Sizilianische Nordwestküste, Zingaro-Naturpark, San Vito lo Capo, Italien. Zustieg 30 Hm + 7 Seillängen (180 Hm, 270 Klettermeter).
P unterm Nordwandfuß (auf der Umfahrungsstraße vor San Vito in Richtung Zingaro-Naturpark) – in wenigen Minuten am Rande der ummauerten Hausgärten (Müll) hinauf zum Einstieg – W-Kante auf den Pizzo – Abseilen über die SO-Wand (1x60 m oder 50 m und den Rest abklettern, II) – Steigspuren südlich um die Kante herum und zum P.

ÜbersichtKartePizzo Monaco von Südwesten; links unsere Kante, Abstieg durch Abseilen in die Scharte, Rückweg im Bogen durchs Kar zurück zum Einstieg

Der legendäre Bergsteiger und Autor Alessandro Gogna aus Genua holte sich – neben 500 weiteren Erstbegehungen und zahllosen spektakulären Aktionen in den Dolomiten und Westalpen - vor genau 40 Jahren die Erstbegehung dieser Kante (im selben Jahr übrigens die Erstersteigung der berühmten Guglia di Goloritzé auf Sardinien). Diese tolle, wirklich lohnende Linie hoch über dem Sandstrand von San Vito lo Capo erinnert an diverse feine Dolomitenklettereien. Erstklassiger Fels, luftiges Ambiente und die fantastische Umgebung lassen schnell vergessen, dass man sich lediglich an einem Vorzacken des doppelt so hohen Monte Monaco bewegt. Die Stände sind gebohrt, eine willkommene Lasche findet sich auch an der Schlüsselstelle (besser direkt über die Platte und nicht links im Riss), man stößt nur auf wenige Normalhaken, mobile Absicherung ist jedoch kein Problem. Am Ende des Flachstücks der 6. Seillänge weisen rote Punkte unübersehbar rechts hinunter zu einer Abseilstelle in der Südwand, die vielleicht nach einem der mittlerweile acht Nordwandanstiege oder bei Starkwind von Vorteil ist – wir haben sie nicht probiert. Im Normalfall will man natürlich auf den exponierten Gipfel, wo man die monumentale, supersteile Nordwand des Monte Monaco (bislang 16 Routen von 6b+ aufwärts) zum Greifen nahe hat.
Das Runterkommen von unserer Zinne ist dann noch ein herrlicher Abschluss des Abenteuers: Man kraxelt den Grat gegen SO kaum absturzgefährdet ein Stück hinunter bis zum Kettenstand rechts an der Ecke. Wir kommen gerade vom Schiefen Turm in Pisa, diese Abseilstelle übertrifft dessen Höhe sogar noch um 5 m - 60 m bis ins Kar. Vorsicht bei Wind! Verblasene, dünne Doppelseile verhängen sich besonders gern an den unzähligen scharfen Felsköpfen und -noppen; wir haben über eine kreative Stunde in die Seilbergung investiert.
Über die Suche („San Vito lo Capo“) bekommt ihr übrigens eine Auflistung aller möglichen Bergabenteuer in diesem schon nordafrikanisch anmutenden Gebiet zwischen Monte Monaco und Monte Còfano.

kurzer Zustieg zum Pizzo Monaco; durch seine Nordwand verlaufen zurzeit 8 Routen, doppelt soviele in der benachbarten, ernsteren Nordwand des Monte Monaco; wir folgen der rechten Kante zum Gipfel und seilen an der Rückseite in die Scharte abUlli am Einstieg der Westkante; die Vegetation ist nie störend, im oberen Teil unterstreicht sie lediglich die fast exotische Umgebungdie Felsqualität lässt keine Wünsche offen, bei Bedarf können fast überall mobile Sicherungsmittel platziert werden; Erich hat beinahe ...... den 1. Stand erreicht (wenige Meter weiter oben gibt es einen neueren Datums)in der 2. SL immer an der Kante empor, bis eine braune Steilrampe leicht links zur Schlüsselstelle leitetfast widerspenstiger als die Schlüsselstelle: der kurze „athletische Riss“ zu Beginn der 3. SLnach einem kurzen Gratstück ...... steilt die 4. SL wieder gehörig auf; das Gestein wechselt in munterer Folge, bleibt aber immer vorzüglichUlli erreicht den 4. Stand am „Kakteenband“; ständiger Blick aufs gemütliche San Vito lo Capo, hinter der Landzunge nach links erstreckt sich kilometerweit der fantastische Klettergarten ums Camp El Bahirain der 5. SL ist man (rechts außerhalb des Bildes) versucht, einer verlockenden weißen Rampe in die Südwand hinaus zu folgen, was unweigerlich in anspruchsvolleres Gelände führt; schräg links in Richtung Palme hingegen beschränken sich die Schwierigkeiten auf den oberen 4. Gradoberhalb der Palme über eine kurze Stufe ...... auf das Flachstück der 6. SL (meist Gehgelände); die letzte Länge zum Gipfel kann man dann eigentlich auch seilfrei gehenin der letzten Seillänge - gut gestuft, der kurze, nach links geneigte Riss (IV-) hält auch nicht mehr aufGipfelblick auf San Vito ...... und zum Monte Monaco; dessen Nordwestkante („Corsa d'autunno“, V+) beginnt in der Scharte zwischen den Gipfeln und ist nicht eingerichtetdie Nordostspitze der Zingaro-Halbinsel in Richtung Palermo; wir klettern etwa 30 m seilfrei in diese Richtung den Grat hinab ...... und erreichen einen tadellosen Kettenstand, ...... der uns in einem Stück die 60 m in die Scharte hinabsausen lässtmanchmal jedoch treibt der Wind sein abgefeimtes Spiel, man beachte die Seilreste früherer Kletterseglerdie folgenden Aufnahmen geben Einblick in die Trickkiste des Äolus: elegant hebt er den elendlangen Seilschwanz, ...... und schon verklemmen sich die dünnen Dinger an einer kleinen Felsnoppezwar bekommt Ulli die beiden Stränge frei, beim Abziehen schafft's der Hl. Blasius jedoch erneut, ein Seil mittels Würgeschlinge an just demselben Köpfl ziemlich stabil zu verankerndie gefinkelte Bergung hat uns eine gute Stunde gekostetaus der Scharte geht es im Bogen durchs Kar hinunter zurück zum Einstieg
(22.10.2021)

Literatur: Oelze/Röker: Sicily-Rock, sport climbing in San Vito lo Capo, Castelluzzo und Custonaci; deutsch-englisch-italienisch. Immenstadt: Gebro-Verlag, 7. Auflage 2020, ISBN 978-3-938680-40-7.
Cappuccio/Gallo: Di roccia di sole. Klettern auf Sizilien; deutsch. Mailand: Edizioni Versante Sud 2012, Neuauflage in Vorbereitung.
Goedeke: Winterfluchten. Klettern in Südeuropa – 185 Mehrseillängenrouten. München: Bergverlag Rother Selection, 2011.

Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.

Monte Monaco, Cattedrale nel Deserto „Couscousfest“, 6b (6a+ A0)

Perfekter Steilfels am „Wüstendom“.

Zingarokamm, San Vito lo Capo, Sizilianische Nordküste, Italien. Zustieg 50 Hm + 3 (bzw. 4) Seillängen (100 Hm).

P neben der Zufahrtsstraße zum Zingaro-Naturpark, östl. von San Vito lo Capo, ca. 300 m nach Einmündung der Umfahrungsstraße - ein breites Drahtzaungitter lässt sich zum Durchschlüpfen einen Spaltbreit öffnen - unbebaute Fläche, dann Bauruinen - dahinter leicht links kleiner Steig zum Wandfuß - links entlang zum Ende eines grauen Vorbaus, hier E.
Entweder über die Route abseilen oder vom Ausstieg links auf schuttbedeckter, trichterförmiger Muldenrampe problemlos zurück zum E.

ÜbersichtKarteder Monte Monaco von Westen, ganz links der vorgelagerte Pizzo Monaco mit einem halben Dutzend Mehrseillängentouren zwischen 5a und 6c (die schöne Westkante von A. Gogna und Gefährten ganz links s. Archiv)der Monaco aus NW (Strand von San Vito lo Capo)der östliche Teil der Monaco-Nordwand: die „Cattedrale nel Deserto“Routenverlauf Couscousfest mit der „Ausstiegsvariante“

Die beachtliche Nordwand des Monte Monaco, dem Wahrzeichen von San Vito lo Capo, bietet zahlreiche interessante Kletterrouten mit bis zu 8 Seillängen. Der pittoreske linke Wandteil mit seinen zwar nur bis zu 100 m Wandhöhe, dafür aber wirklich perfektem, sehr steilem Traumfels, erhielt den poetischen Namen Cattedrale nel Deserto. Hier entstanden die allerersten Touren um San Vito, hauptsächlich Klettergartenrouten bis 35 m Höhe.
Das Couscousfest ist eine der ganz wenigen Mehrseillängenrouten an der Cattedrale und bietet auf seinen 3 Seillängen alle ortsüblich-fantastischen Felsarten bei beeindruckender Steilheit - ein relativ kurzes, aber spannendes Vergnügen.
Erich wollte seinen Geigerfingern die wirklich scharfen Ausstiegsmeter ersparen - angesichts eines offenbar hautfreundlicheren Risses 20 m weiter rechts. Auf schmalen Leisten, die sich zu einem breiten Band auswachsen, gelangt man relativ einfach zu einem weiteren Stand (vermutlich dem letzten der mittlerweile verlängerten Ti siamo vicini). Der formschöne, glatte Riss übersteigt die Schwierigkeiten im Couscousfest, lässt sich bei Bedarf aber mittels Friend 2.5 oder 3 entschärfen.
Auf der Suche nach längeren Routen werdet ihr gleich links ums Eck fündig, die Via Fratelli Titt, 5c, offeriert bei 18 Seillängen 645 Klettermeter. Weitere Kletterinfos und -fotos rund um San Vito im Beitrag über die Sizilien-Klettergärten, für Wanderer und Bergsteiger interessant vielleicht Monte Monaco und Pizzo di Sella auf den Normalwegen.

kompromisslos steil: das Coscousfest mit den beiden Ständen vom Wandfuß ausTiefblick vom 1. Stand; Ulli - im kleinen Winkel hinter dem Vorbau - legt Hand an den Felsnach der ersten Aufwärmlänge ist die zweite von Beginn an sehr steil, aus dem glatten rötlichen Gestein wird scharfer grauer Wasserfraß, ähnlich den besten Touren in den Nördlichen Kalkalpenam 2. StandErich in der 3. Länge; anstatt das verbleibende kurze, extrem scharfe Stück fertigzuklettern, quert er rechts hinüber zum Stand unter dem glatten, fingerfreundlicheren Ausstiegsriss der Nachbarroute
(26.10.2017)

Literatur: Cappuccio/Gallo: Di Roccia di Sole. Klettern auf Sizilien. Deutsch. Milano: Versante Sud.