Argolís - rund um die Halbinsel

Am Daumen des Peloponnes.

Die Argolís, eine der sieben Präfekturen des Peloponnes, hat etwa die Größe Vorarlbergs und lässt nicht nur kulturell interessierte Herzen höherschlagen. Die landschaftliche Vielfalt ist überraschend, neben fruchtbarem Ackerland finden sich tolle Strände, Felswände inmitten von Almwiesen mit besonders im Frühjahr unfassbarer Blütenpracht, Höhlenseen und sogar eine vulkanische Halbinsel, auf der man sich auf die Kanarischen Inseln versetzt fühlt. Die Inseln Spétses und Hýdra sowie ein östlicher Küstenstreifen mit der Halbinsel Méthana gehören geographisch zweifellos zur Argolís, sind aber eigenartigerweise verwaltungstechnisch der Region Attika jenseits des Saronischen Golfs zugeordnet. Wir kommen aus Nordwesten vom Killini-Massiv und dem Stymphalischen See über Neméa, Mykéne und Árgos nach Náfplion, von wo aus wir die Halbinsel gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Ergänzend zu den hier vorgestellten Besichtigungen und Wanderungen lohnt sich ein Blick auf die Griechenland-Klettergärten 3. Argolís.
Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Griechenland im nature-classic-Bericht zum Olýmp.

 Übersichtnachdem wir bei der Suche nach der Schneegrenze am Killinimassiv in ein wildes Offroadabenteuer geraten sind ...... und am Stymphalischen See alle möglichen Vögel beobachtet haben (nur keine eisernen, die hat bereits Herakles für uns erledigt), ...... sind wir auf unserem Weg nach Südosten zurück ans Meer durch reizvolle Landschaften gekommen: hier das Bergdorf Psarider Zeustempel in Nemea, das durch seinen ausgezeichneten Wein auch außerhalb Griechenlands bekannt geworden istin Mykene entstand die früheste Hochkultur auf dem europäischen Festland (erste Besiedlung vor 5000, Blütezeit vor etwa 3500 Jahren)im Innern des berühmten „Schatzhaus des Atreus“ fanden wir natürlich tolle Akustik für unsere Dreigesänge vordas tonnenschwere, weltberühmte Löwentor in der gewaltigen Zyklopenmauer am Aufgang zur Burgfür Ronja war das Abenteuer des Tages allerdings die Erforschung ...... der Perseia-Quelle 12 Meter tief unter der Burgmauer, welche auch bei längeren Belagerungen die Wasserversorgung sicherstellte (unbedingt Stirnlampen mitbringen!)hoch über der 25.000-Einwohner-Stadt Argos (eine der ältesten Städte Europas, bereits vor Mykene bedeutsam) thront die sechseckige Bergfestung Larissain ihrer heutigen Form wurde sie im 10. Jahrhundert auf antiken Fundamenten von den Byzantinern erbaut und in allen folgenden Epochen erweitert; von ihren ungesicherten Mauern ...... hat man einen schönen Tiefblick auf Argos (namensgebend für die Argolis) bis hin zum Golf von Nafplionfriedlicher Sonntagmorgen vor der Petroskirche in Argosnur wenige Kilometer weiter erreichen wir ein Traumziel für Reisende aus aller Welt: Nafplion an der inneren Fingerwurzel der Argolis; die malerische Altstadt wird gleich von zwei Festungsanlagen gekrönteiner Umfrage zufolge halten die Griechen Nafplion für die schönste Stadt des ganzen Landes, in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts war sie sogar Hauptstadt; Blick von der Hafenpromenade auf die kleine Festungsinsel Bourtziauf der Höhe der langen, schmalen Halbinsel über dem Hafen wacht die Festung Akronafplion, bestehend aus einer griechischen, einer fränkischen und einer venezianischen Burgnoch etliche Stockwerke höher: 999 Stufen führen auf den Festungsberg Palamidi mit seiner aus sieben Forts bestehenden venezianischen Verteidigungsanlage aus dem frühen 18. Jahrhundertentlang der wildromantischen Strandpromenade an der Ostseite der Halbinsel wurden - hauptsächlich vom Ehepaar Gstöttenmayr aus dem unteren Ennstal - eine große Zahl feiner Kletterrouten eingerichtet, die leider inzwischen von der Stadtverwaltung aus Angst vor Felsstürzen gesperrt worden sindgleich hinter Nafplion folgen eine Reihe schöner Sandstrände, wie etwa in der Karathonabuchtunerwartete Gäste beim MittagessenKlettern am Kondilistrand sö. von Vivarieine der pittoresken Dolinen von Didima; versteckt im kleinen Wäldchen am Talboden ...... gleich noch ein eingestürzter Hohlraum mit einem Durchmesser von 150 mdurch ein Gatter nahe am Dolinenrand ...... gelangen wir auf einer unterirdischen Treppe ...... zur Georgskapelle nahe dem Grund der Dolinewenige Kilometer weiter eine Hauptattraktion der Argolis: die Franchti-Höhlen, einer der ältesten Siedlungsplätze im Mittelmeerraumdie Höhlen waren seit der Altsteinzeit über 10.000 Jahre lang ununterbrochen besiedelt, unter anderem wurde ein menschliches Grab von 7500 v. Chr. entdecktganz hinten am Ende des eindrucksvollen Felsenlabyrinths ...... stoßen wir auf einen skurrilen Klettergarten mit dem bezeichnenden Namen „Last Exit“; Ronja klettert die Route „Christmas Day at the Workhouse“, 6a+Begegnungen im abgeschiedenen Hinterland der Argolis: ein seltener Wiedehopf ...... und ein Hundertfüßler mit Nachwuchs; Vorsicht: Scolopendrabisse - sie beißen mit den zu Giftklauen umgewandelten Vorderbeinen - sind für Menschen zumindest enorm schmerzhaft, kleinere Tiere können innerhalb einer halben Minute tot seinpastorales Idyll zwischen den beiden höchsten Gipfeln der Halbinsel, Didimo und Ortholithi (im Bild)Ermioni, ein angenehmes Hafenstädtchen an der Südküste mit guten Fährverbindungen zu den Inseln Spetses, Hydra (autofrei, die höchsten Immobilienpreise in Griechenland) und Poros11 km östlich von Ermioni die venezianische Festungsruine von Thermisia, ...... von deren Höhe man wunderschöne Ausblicke hat, beispielsweise zurück auf ErmioniBlütenpracht nahe der Ostspitzeein nur 100 m breiter Kanal trennt die malerische Insel Poros vom Festland; dahinter die vulkanische Halbinsel Methana, unser nächstes Zielder Peristeri-Höhlensee ganz nahe an der Straße ...... nach Vathi an der Westküste von Methana; die Halbinsel besteht aus 25 Vulkanen, die meisten sind jedoch durch die Vegetation mehr oder weniger vollständig überdeckteine Ausnahme bildet der oberhalb des kleinen Weilers Kaimeni Chora gelegene „Vulcano“ein bezeichneter Wanderweg führt hinauf aufs zerklüftete Gipfelplateau, die höchste Spitze verlangt leichte Kletterei; im Norden die Insel Angistriauch in den Schlünden der Gipfelregion findet man wieder etliche bizarre Kletterrouten: die furchtlose Ronja beim Abseilen aus der Route „Cave“, 5c - der letzte Ausbruch fand 230 v. Chr. statt und die Schlote sind längst erkaltetan der Ostküste der gleichnamige Hauptort der Halbinsel ...... mit seinem „Stinksee“ am Ortsrand, gespeist von mehreren Kohlensäure-Schwefel-Quellen, die seit dem Altertum für die Linderung von Rheuma, Arthritis und Hautkrankheiten genutzt werdenauch das ist ein Gesicht der Argolis: Wasserfall nahe der Teufelsschlucht bei Troizenüber Epidauros mit seinem 2300 Jahre alten und am besten erhaltenen Theater Griechenlands ...... schließen wir den Kreis zurück nach Nafplion, von wo es weiter in den Süden geht, nach Leonidio, dem jüngsten Klettermekka Griechenlands
(04.2019)

Literatur: zahlreiche Reiseführer, z. B.
Siebenhaar: Peloponnes. Erlangen: Müller Verlag.
Engel: Peloponnes. 40 Küsten- und Bergwanderungen. München: Rother Wanderführer.
Weninger: Argolis. Kletter-Reise-Führer. Halle: Geoquest-Verlag.

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