Teide, 3718 m. Guajara, 2718 m
Am höchsten Berg Spaniens.
Teneriffa, Kanarische Inseln, Spanien. Aufstiege 600-1400 Hm.
Reiseinfos - Teide - Guajara - Roques García - weitere Touren auf Teneriffa
Teneriffa wird üblicherweise nicht als Geheimtipp für Leute gehandelt, denen der Sinn nach abgelegenen Berggebieten steht. Die Insel - topografisch zu Afrika (250 km), politisch aber zu Europa (1300 km) gehörig und nur halb so groß wie das Burgenland - gilt seit Jahrzehnten eher als Prototyp einer Neckermanndestination. Sollte es uns einsamkeitsverliebte Bergnarren zufällig einmal an die Strandpromenaden von Playa de las Américas oder Los Cristianos verschlagen, glauben wir uns zweifelsohne im falschen Film (von Hitchhiker's Guide to the Galaxy abwärts). 2000 m höher, im Teide Nationalpark auf dem obersten Stockwerk der Insel, tummeln sich immer noch jährlich bis zu 4 Millionen Besucher, wenige Meter hinter den Miradores wird es aber schon still. Der dritthöchste Inselvulkan der Erde - seit 2007 UNESCO-Weltnaturerbe - ist dank guter Erreichbarkeit wohl der größte Magnet für Pauschaltouristen, zeigt aber nicht unbedingt die außergewöhnlichste Naturlandschaft der Kanareninsel. Das Anagagebirge jenseits der Hauptstadt Santa Cruz mit seiner zinnenbewehrten Nordküste wird schon vergleichsweise sporadisch besucht, in einigen der fantastischen Barrancos der wilden Westküste trifft man kaum jemals auf einen Menschen.
Bei einem längeren Aufenthalt wird man schnell etwaige Vorurteile ausräumen - Teneriffa ist ein Dorado für Kletterer, vielleicht noch mehr für Wanderer. Die Leute sind freundlich, die Preisgestaltung ebenfalls, wenngleich mancherorts etwas inhomogen:
Die Mietwagenfirma Goldcar verrechnet für den Verleih einer einfachen Schaumstoffunterlage als Kindersitz das gleiche wie für ein Mittelklasseauto, dazu wird einem zur bestehenden CDW-Versicherung dringlich eine weitere Versicherung (Cobertura Relax, 90 €) aufgeschwatzt. Dank des großartigen Flex-Fuel-Systems darf man bei der Übernahme des Fahrzeugs den vollen Tank bezahlen (70 €), bei der vollen Rückgabe erhält man allerdings nur mehr 56 € rücküberwiesen, der Rest ist Logistikgebühr. Kein Grund zum Ärgern, am Ende steigt man immer noch relativ günstig aus. Länger allerdings hat der Unmut über die Unterkunft angehalten und uns zu folgender Warnung veranlasst:
Über einen Link auf Klettern.de sind wir auf Penelope und Nick gestoßen, die in Granadilla (neuerdings übersiedelt nach Arico) ein Sportgeschäft betreiben; die Frau vermittelt sehr geschäftstüchtig Ferienapartments. Dass die auf der Homepage des Kletterladens angeführten Preise vor Ort teilweise einen Aufschlag von 50% erfahren (in unserem Fall beim Mieten einer Kindertrage), lässt sich vielleicht noch verschmerzen. Das von Penelope versprochene „Juwel“ für 4 Personen entpuppt sich aber als 1-Zimmer-Kellerwohnung, deren einziges Fenster sich verschämt ins Innere einer Wellblechgarage hin öffnet. Kunstlicht auch am Tag, annähernd warmes Wasser an zwei von elf Abenden, nach einer Woche wurde ein Gasofen bereitgestellt. Das alles zum Preis einer österreichischen 4-Blumen-Ferienwohnung. Beim Übergabetermin zu nachtschlafender Zeit am Kirchenplatz von Granadilla stellt sich heraus, dass die Telefonnummer der Vermieterin unvollständig ist, eine Nummer von „Tenerifelodge“ ist nirgends zu finden, auch auf Penelopes „Voucher“ nicht - bei 20% Provision kann man sich nicht um alles kümmern. Natürlich haben wir im Sportgeschäft urgiert, Nick wollte unsere Beschwerden an seine Frau weiterleiten, die hat sich bis heute nicht gerührt. Die Vermieterin zeigte sich peinlich berührt und hat sich dann wirklich mütterlich bemüht.
Die Insel hat alles wieder gut gemacht. Die einzelnen Touren findet ihr am Ende des Berichts, nun aber auf zum Teide Nationalpark.
Teide
Das Teide-Massiv ist ein Schichtvulkan mit einem riesigen Krater von 17 km Durchmesser, dessen interessante Entstehungsgeschichte sich 8 Millionen Jahre zurückverfolgen lässt. Nach einer Legende der Guanchen, der Ureinwohner Teneriffas, entführte der böse Dämon Guayota den Sonnengott hier herauf, bis er selbst ins Innere des Vulkans verbannt wurde - mit dem heutigen Gipfel als Stoppel drauf. Am Izaña, 13 Kilometer nordöstlich vom Hauptgipfel, befindet sich auf 2390 m Höhe ein Observatorium. Die angeschlossene ESA Optical Ground Station beobachtet Satelliten und erprobt optische Kommunikationstechnologien für Raumfahrtanwendungen.
Wir können euch diesmal kein Gipfelfoto präsentieren, der Weg über die letzten gut 150 Hm von der Bergstation der Seilbahn zum höchsten Punkt war wegen Schnee und Eis gesperrt. Als Ersatz bieten wir einen Rundflug um den Teide mit weiteren Infos zur Insel, auf der Erde die Annäherung von Norden mit der Durchquerung des Riesenkraters, weiters die Besteigung des höchsten und markantesten Calderagipfels sowie die kurze Wanderung um einen pittoresken Felsgarten im Grund des Kraters - Unternehmungen, die bei Zeitmangel sicher viele von euch der Besteigung des Hauptgipfels vorziehen würden.
Um die höchste Spitze zu erklimmen, bedarf es einer Genehmigung, die man sich kostenfrei im Internet herunterladen kann (frühzeitige Anmeldung empfohlen! Die Permits werden nur zwischen 9 und 17 Uhr - während der Seilbahn-Betriebszeit - überprüft). Die meisten Besucher (ganze Busladungen) kommen mit dem teleférico, der Normalaufstieg von O beginnt ca. 3 km östl. der Talstation, Aufstieg knapp 1500 Hm, erst Fahrweg, dann teils steiler, gerölliger Wanderweg mit dem Refugio de Altavista auf 3260 m (ganzjährig geöffnet, bei Eis und Schnee geschlossen), Richtzeit 4 h. Empfehlenswert die Überschreitung nach SW zum Pico Viejo, 3135 m, mit seinem 800-m-Krater und einer reichen Palette vulkanischer Farbenpracht; Fels, Geröll, Bimssand, nochmals 3-4 h.
Guajara
P Besucherzentrum Parador Nacional de las Cañadas, ca. 3 km südl. der Talstation - Cañada del Capricho (Klettergarten) - Degollada de Ucanca - NW-Wand-Rampe/N-Wand, mehrere Anschlussmöglichkeiten und Übergänge.
Vom Inneren des Kraters gesehen die markanteste Felsgestalt des Caldera-Ringes, erinnert an eine Felsburg in den Dolomiten. Bei flotter Gangart sind die gut 600 Hm keine große Sache und man kann die traumhaften Gipfelblicke noch mit einem aufregenden Kletternachmittag im famosen Gestein der Cañada del Capricho am Fuß des Berges abrunden.
Roques de García
Vom Besucherzentrum gleich über die Straße, und man steht vor den vielfarbigen Felsnadeln dieser steinernen Stadt. Der markanteste Felsen dieses „bedeutendsten Naturmonuments der Insel“ heißt Roque Chinchado und ist aus keiner Teneriffawerbung wegzudenken, dementsprechend groß der Andrang. Auf der gut einstündigen Umrundung ist man aber schnell wieder allein.
Literatur: Wolfsperger: Teneriffa. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. München: Rother Wanderführer 2012.
Weitere Touren auf Teneriffa:
Anagagebirge, Wanderungen durch den urweltlichen Norden Teneriffas
Barranco Seco - Los Gigantes, eine der tollsten Küstentouren unseres Planeten
Roque de los Brezos, Imoque, Barranco del Infierno, zwei Felstürme über einer ausweglosen Schlucht
Roque Marrubio, Riscosteig, über den Risco-Steig, einen der schönsten Felsensteige der Insel
Teneriffa - Klettergärten, Klettern unterm dritthöchsten Inselvulkan der Erde
In unserem Beitrag La Palma - rund um die Insel findet ihr Links zu drei weiteren Wanderungen, diesmal auf der „Isla Bonita“.