Schleinitz, 2905 m. Klettersteig (B/C) - zwei Überschreitungen

Sieben-Gipfel-Runde überm Zettersfeld.

Schobergruppe, Lienz, Osttirol. Aufstiege mit Benutzung von Gondel und Sessellift der Zettersfeldbahn ab Bergstation Steinermandl knapp 900 Hm; unsere Variante ohne Liftbenützung ab Mautstraße 1500 Hm.

Standardroute: Bergstation Steinermandl - Goiselemandlweg Nord – Neualplseen. -
(Oder unsere frühwinterliche Runde: P Rottmannalm, 1890 m, nahe der höchsten Stelle der Zettersfeldstraße, ca. 12 km nördl. von Lienz – Lackenboden – SSO-Kamm aufs Goiselemandl – Neualplschneid – Neualplseen.)
Gemeinsamer Weiterweg: S-Flanke Östl. Sattelkopf – Schleinitz-Klettersteig (B/C): Überschreitung der restlichen 3 Sattelköpfe – O-Grat auf die Schleinitz – markierter Abstieg über die teils riesigen Blöcke des Normalwegs (SO-Flanke) – Neualplschneid - Bergstation Steinermandl.
(Oder Rotgebele-Variante: Abstieg vom Gipfelkreuz über den Westwandsteig (2 Passagen versichert) in die Alkuser Scharte – S-Flanke Rotgebele – Alkuser Scharte – Oberwaldersteig hinüber zum Lackenboden am Zettersfeld – P.)

ÜbersichtKarte der frühwinterlichen Variante ohne Liftbenützungder zentrale Teil unserer Unternehmung - der Schleinitz Klettersteig über die Sattelköpfe, hier von OSO (Roaneralm unterm Strasskopf) im Winterkleid; 2015 ließ der Schnee allerdings auf sich wartenKarte Standardrunde mit Liftbenützungaus der Nähe: die Sattelköpfe mit dem anschließenden Ostgrat der Schleinitz

Bei der ersten Variante, der viel begangenen, liftunterstützten Klettersteig-Normalrunde über den langen Ostgrat der Schleinitz, bringt man es – entgegen der Ankündigung im Untertitel – nur auf fünf Gipfel; das mindert aber die Freude auf dem großartigen Urgesteinsfirst keineswegs. Die Route war bereits vor ihrer Zähmung durch die Via Ferrata ein beliebtes Ziel für Kletterer, hin und wieder sind noch die historischen Theniushaken zu sehen. Im alten AV-Führer Schobergruppe (1979) hat man dem Ostgrat Schwierigkeitsgrad 2+ zugestanden, und das auch nur an der Schlüsselstelle, Rest „unschwierig“. Heute würden die meisten Klettersteiggeher das anders sehen.
Trotz all der Herrlichkeit sollte man sich nicht verzetteln, der letzte Sessellift ab Bergstation Steinermandl geht im Sommer um 16:30 Uhr.

die Nachzügler unserer neunköpfigen Gruppe am Aufstieg zum Östlichen (Vierten) Sattelkopfwährend die Letzten die Grathöhe erreichen, ...... steht Ronja bereits am Östlichen SattelkopfTiefblick auf den Trelebitschsee, rechts darüber die Alkuser Rotspitze (s. Archiv Bergsteigen und Schitouren)der Klettersteig beginnt gemütlichvereinzelte Steilstufen sind luxuriös abgesichert; Ulli mit unserer neuen Schweizer Nachbarin AnnetteAbstieg vom Dritten Sattelkopf; aus den ersten beiden Einkerbungen zwischen den Köpfen ist ein Abstieg zurück zu den Neualplseen problemlos möglichdie Kids immer weit voraus: am Gipfel des 2. Sattelkopfs; nach wenigen Tagen in Ronjas neuer Heimat sind Leni und Lini schon wie Schwestern für siedie Erwachsenengruppe erreicht in Kürze ...... den Gipfel des 1. (westl.) Sattelkopfs; Blick gegen den Ostgrat der Schleinitz, ...... der direkt angegangen wird; Angelika klettert gerade aus einer der zahlreichen Steilstufen, rechts ein alter Theniushaken aus der Zeit vor dem Klettersteigaufgrund der Steilheit gewinnt die Gruppe rasch an Höhedie Schlüsselstelle (C) bildet eine glatte Plattenwand, die mittels eines schrägen Risses überwunden wirddanach verflacht sich die Gratkante schnellAngelika und Martin erreichen das Routenbuch; die beschrifteten Gipfelpanoramen findest du im nachfolgenden Winterberichtihn haben wir noch nicht vorgestellt: Bernhard - pensionierter Biologieprofessor und einer unserer Kammermusikpartner in Lienz - konditionsmäßig in der Blüte seiner Jahremit Leni an der Spitze geht unser Team den flachen, aber scharfen Gipfelgrat ansobald die Mädels ein Stahlseil in Händen halten, scheinen sie unermüdlichauf den letzten Metern zum Gipfelknapp darunter die Abzweigung zum Westwandsteig in Richtung Rotgebele (s. unten)das Kreuz steht auf einer Schulter südlich des höchsten Punktes und ist somit auch aus der Stadt sichtbarder Abstieg am Normalweg ist wider Erwarten kein ganz einfacher Wanderweg, sondern ein Labyrinth aus teils riesigen Felsblöcken, welches nochmals Trittsicherheit erforderterst am Fuß der Südostflanke wird das Gelände wieder „geläufiger“; Blick zur Trelebitschscharte und dem Ostgrataufschwungrechtzeitig vor der letzten Talfahrt

Anschließend noch der Bericht der etwas aufwendigeren Frühwinterrunde über die Schleinitz:
Mitte Dezember 2015 geben sich die Bergriesen um Lienz frühlingshaft; zwei Monate zuvor lag hier auf 2500 m noch ein halber Meter Neuschnee – zu sehen etwa auf der Überschreitung der Weittalspitze in den Lienzer Dolomiten. Heute kein Schnee bis hinauf zum ersten Gipfel, dem kecken Goiselemandl, erst der Neualplkessel dahinter mit seinen gefrorenen Seen zeigt sich arktisch. Die Altschneereste am Grat über die Sattelköpfe hinauf zur Schleinitz, einem der bedeutendsten Lienzer Hausberge, würzen den relativ einfachen Klettersteig, wir sind froh um die Pickel. Auch beim westseitigen Abstieg kriegen wir die hilfreichen Stahlseile grad noch aus dem harten Schnee – der abschließenden Besteigung des stiefelknechtartigen Rotgebele-Gipfelturms (rote Farbzeichen, die letzten Meter an der Westseite etwas schrofig-ausgesetzt) steht nichts mehr im Wege (die Besteigung des Schigipfels über den Prinitzkamm gibt‘s hier). Lediglich der Epilog über den Oberwaldersteig zurück aufs Zettersfeld zieht sich gehörig, der vermeintliche Wiesen-Höhenweg ist viel verblockter als gedacht; vielleicht ist die Etage darunter (über die Neue Thurneralm) die bessere Wahl zurück zur Rottmannalm.

Ausgangspunkt der etwas aufwändigeren Variante ohne Liftbenutzung: die Rottmannalm unweit des höchsten Punktes der Zettersfeldstraße; im SW die Lienzer Dolomiten um den Spitzkofelim Nu sind wir am Lackenboden; rechts oben der erste Gipfel, links der abschließende Teil der Runde über den Oberwaldersteig zurück zum Ausgangspunktdie langen Schatten beim Aufstieg zum Goiselemandl täuschen: Es ist bereits 9 Uhram ersten Gipfel erhalten wir einen Überblick des Klettersteigverlaufs über den Grat der Sattelköpfe auf die Schleinitz; rechts bereits etliche prominente 3000er der Schobergruppeüber die Neualplschneid geht es hinüber zu den gleichnamigen Seen, wo wir auf die Standardvariante treffenRückblick aus der Südflanke der Sattelköpfe, links der Bildmitte das dunkle Hörndl des GoiselemandlGipfelblick vom Östlichen Sattelkopf übers Debanttal nach Odie 3000er im Nim NO weitere hohe Berge der SchobergruppeInfotafel am Einstiegdie Alkuser Rotspitze ist dem Matterhorn nicht unähnlich, auch der Hochschober zeigt sich elegant; beide sind übrigens tolle Schibergeüber die Sattelköpfe verläuft der Steig oft an der luftigen Schneide ...... in abwechslungsreichem Ab und AufUlli läuft vom 1. (Westl.) Sattelkopf in die Trelebitschscharte hinunterDraufsicht auf Neualplseen und Drautal (Kärntner Tor)aus der Scharte zieht der Klettersteig direkt über die steile Pfeilerkante empores wird nie wirklich schwierig, immer wieder Rastmöglichkeiten auf Absätzen mit toller Aussicht, ...... wie etwa hier auf den Großglockner, gerahmt von Glödis (links) und TalleitenspitzeRückblick auf die Sattelköpfeim oberen Teil wartet die schwierigste und schönste Passage des Klettersteigs - eine prachtvolle kompakte Plattenwanddie winterlichen Verhältnisse sorgen immer wieder für Überraschungen - hier sind wir froh um unsere Pickelder lange Gipfelgratbeim Schleinitzkreuzetwa 2300 m unter uns LienzGipfelblick gegen Owir setzen die Überschreitung nach W aufs Rotgebele fort; tief unten rechts am Bildrand (Straßenende) ist noch ein Eck des Potschepol zu erkennen - die kleine Hochebene unterm Alkuser See ist einer der Top-Spots der Hochgebirgsarchäologie Österreichs mit Fundstücken aus vorgeschichtlicher und römischer Zeit (regelmäßige Grabungen seit 2006)Schleinitz (links) und Rotgebele von W (knapp unterhalb des Potschepol)auch der Abstieg durch die gebänderte Westwand der Schleinitz weist zwei versicherte Passagen aufBlick nach NNW auf die Schiseite der Alkuser Rotspitzeder kecke Gipfelturm des Rotgebele aus der Alkuser Scharte; von links führen markierte Steigspuren auf den höchsten PunktRückblick vom Rotgebele-Gipfel zur Schleinitzdas Panorama im N, in Bildmitte der Alkuser Seedurch die breiten begrünten Flanken von Schleinitz und Neualplschneid führt der Oberwaldersteig zurück auf den Lackenboden am Zettersfeld
(17.09.2023, Frühwinterrunde 10.12.15)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Klettersteige und Plaisirrouten in der Ferienregion Lienzer Dolomiten. Tristach: Zloebl.
Zahel: Osttirol. 50 Touren. München: Rother Wanderbuch 2012.

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