Kletterfelsen zwischen Plitvice und den süddalmatinischen Inseln
Die Klettermöglichkeiten in Kroatien sind unerschöpflich, am Festland wie auf den zahllosen Inseln. Die überraschende Vielfalt auf der Halbinsel Istrien steigert sich nach Süden zu ins Unermessliche, sowohl in den Gebirgen, wie Velebit oder Biokovo, als auch im Potenzial der unzähligen kleineren, fast allgegenwärtigen Felsmassive. Boris Čujić versucht alle zwei Jahre, die Übersicht zu bereits erschlossenen Gebieten zu aktualisieren. In vielen Klettergärten existiert erst eine Handvoll Routen, die locals laden oft dazu ein, die Bohrmaschine mitzubringen. Nicht nur die Höflichkeit empfiehlt dabei nach Möglichkeit vorherige Kontaktaufnahme mit den Einheimischen - in weiten, an sich höchst verlockenden Landstrichen sind die Minen des letzten Krieges noch nicht geräumt. Manche Gebiete sind entlegen und eher weit abgesichert; die kroatische Bergrettung (Gorska služba spašavanja, Tel. 112) ist naturgemäß nicht überall so schnell einsatzbereit wie bei uns. Während das Klettern an der Küste zwischen Trogir und Makarska oder auf der Insel Hvar boomt, ist ganz Lastovo seit 2008 zum Naturpark erklärt und Einbohren (noch?) nicht erlaubt …
Unsere kleine Fotorecherche bietet punktuelle, mehr oder weniger zufällige Streiflichter einer Fahrt in den Süden.
am Festland: Obli kuk - Karin - Pod Ključicom - Trogir/Split - Omiš
auf den Inseln: Ugljan - Brač - Hvar - Vis - Lastovo
Nur sieben Kilometer nördl. des Pflichtstopps am Nationalpark Plitvicer Seen liegt östl. unterhalb der Ortschaft Selište Drežničo in unmittelbarer Nähe der Korana, dem Abfluss der Seenkette, der landschaftlich idyllische Klettergarten Gajina pećina mit bislang 7 Routen von 5b bis 7a+; bei unserem Besuch waren alle untersten Laschen abgeschraubt, der zehnminütige Abstieg lohnt sich aber auch für Vorsichtige.
Ca. 70 km weiter südlich, nahe der Autobahnausfahrt Gornja Ploča, ragt wie eine steile Felsinsel der Zir, 850 m, aus der malerischen Ebene. Zufahrt etwas abenteuerlich, Aufstieg weglos, nur von hinten herum gibt’s einen markierten Wanderweg auf den Gipfel. Der Fels ist nicht überall erstklassig, die Einstiege zu den 6 Routen (2 und 3 SL, bis 7a+) nicht ganz leicht zu finden. Die leichteste Tour (Hik, 5b, 2 SL) ist in der Verschneidung etwas verwachsen, in den Platten eher hart bewertet, das Landschaftserlebnis ist wieder über jede Kritik erhaben.
Eine 31 km lange, großteils unbefestigte Passstraße führt 10 km weiter südlich von Sveti Rok über den Mali Alan, 1044 m, durch die fantastische Karl May Landschaft des südlichen Velebit. 500 m tiefer im Berg verläuft der Autobahntunnel; für Biker ist eher die Südflanke empfehlenswert, auf der Nordseite viel grober Schotter. Kletterer bekommen auf der Scheitelstrecke lange Zähne, die allgegenwärtigen Minenwarnschilder lassen aber schnell in die Realität zurückfinden. Selbst dem abgestumpftesten Medienkonsumenten wird hier körperlich bewusst, welch eine verdammte Schweinerei Krieg ist, in dem - letztendlich völlig sinnlos - nicht nur das Leben Unzähliger, sondern auch die schönsten Landschaften unserer Erde „nachhaltig“ versaut werden.
Obli kuk
Ein Stück weiter südöstlich des Mali Alan, am Prezid, dem nächsten, wieder asphaltierten Straßenpass, wartet am Obli kuk ein ganz junges Klettergebiet auf entdeckungsfreudige Climber. Erst 2013 wurden hier bislang ein Dutzend Touren zwischen 5a und 7b eingerichtet, das Potenzial für Neutouren ist groß, auch an der gegenüberliegenden Flanke des dominanten Veliki Crnopac. Die frische Pipeline-Trasse kratzt kaum an der herben Schönheit dieser Wildwestlandschaft, vielleicht verdanken wir gerade ihr, dass das Gebiet offenbar wieder frei von Minen und daher betretbar geworden ist. Die alte, unbefestigte Passstraße führt auf die Höhe über dem modernen Tunnel, von dort geht's auf schmalem, kurvenreichem Asphaltsträßchen hinauf in Richtung Velebit-Hauptkamm, bemerkenswerte Aussicht. Will man zu den Touren der SO-Seite, darunter die leichte 3-Seillängen-Route Slapovica (3, 5a, 4a, 70 m), steigt man besser aus der südseitigen untersten Kehre der alten Straße zu. Von dort gelangt man übrigens auch schnell zum Krupa-Kloster bzw. zu den Einsatzstellen für Bootsabenteuer auf der Zrmanja - mäßig schweres Wildwasser in herrlichen Karstschluchten.
Karin
Aus der Ferne kaum erkennbar und doch einer der reizvollsten Plätze der Bukovica ist die Schlucht der Bijela oberhalb des Kariner Meeres. Besonders schön im Frühjahr und Herbst, dann stürzt eine Kette von ansehnlichen Wasserfällen zu Füßen der Kletterer in romantische Badebecken. Der Führer weist bislang acht Sektoren und fünf Dutzend Touren auf, die Abschnitte D und H beherbergen aber noch keine Routen. Wer sein Auto liebt, möge sich auf den unteren Parkplatz beschränken. Wirklich leichte Linien wird man hier nirgends finden, dafür pittoreske, einzeln in die Landschaft gestreute Wandgürtel, oft vielfarbig überhängend. Die Felsqualität ist selbstverständlich gut, auf den oft mageren Steigen zwischen den einzelnen Sektoren kann man sich beim ersten Besuch aber leicht verfransen. Mehr Bilder und Tipps gibt's auf unserem Wanderbericht zur Bijelaschlucht.
Pod Ključicom
Ein Geheimtipp am Grund der eindrucksvollen Čikolaschlucht zwischen Šibenik und Drniš. Ein Kilometer nördl. des kleinen Dorfes Brnjica (Skizze im Führer nicht korrekt; der Trafoturm steht mitten im Dorf an der großen Rechtskurve, hier einfach geradeaus weiter) erreicht man über einen Feldweg den Canyonrand an der Grenze des Krka Nationalparks. Ein großartiger Biwakplatz, unvergesslich der Blick auf die verfallene Festung und die Engstelle mit dem Klettergarten, besonders malerisch bei tief stehender Sonne. Die Reste eines alten Saumpfades leiten in den grünen Schluchtgrund, das Hochwasser lässt uns jedoch die 10 Routen (4b bis 6b) nicht erreichen. Mehr Glück haben wir ein Jahr später, wo das Bachbett schon Mitte April staubtrocken ist (Tipp: nach Erreichen des Wiesengrundes im Tal sofort zum Flussbett hinaus!). Bevor wir uns in die ansprechenden Touren werfen, erkunden wir noch die sehenswerte Schlucht flussaufwärts in Richtung Straßenbrücke - höchst romantisch, aber kurz vor dem Ziel gespickt mit Hindernissen; als Zustieg sollte man trotz des größeren Höhenunterschiedes oben erwähnten Saumpfad wählen.
Trogir/Split
Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt bietet der Malačka-Straßenpass, 500 m über der Küste zwischen Trogir und Split. Der Klettergarten mit bislang 13 Routen zwischen 4a und 7a wird offenbar seit Längerem saniert, zurzeit (2011) noch alte BH und viele neue Stifte ohne Laschen. Lage des Klettergartens im Führer falsch angegeben: Zugang nicht nördl. der Passhöhe, sondern links der Gedenkstätte über den Feldweg, der unmittelbar oberhalb des Berghauses beginnt (Höhenschranke zu Beginn). Auf alle Fälle lohnend die Kammwanderung zu den umliegenden Gipfeln mit fantastischem Blick auf Küste und Inseln; tolle Biwakplätze, Vorsicht bei Bora!
An der Südseite des Kozjakkammes vom Malačka nach Osten reiht sich eine Handvoll Klettergebiete hoch über dem Meer, etwa Bobanova greda, eines der jüngsten Kroatiens mit bereits zwei Dutzend Routen (2014). Es folgen Rupotine (hauptsächlich schwierigere Linien) und Markezina greda, eine klassische Kletterwand mit weit über 100 Routen bis zu vier Seillängen über dem legendären Festungsstädtchen Klis, acht Kilometer von Split. Hier findet man in den leichteren Touren noch geschlagene Haken aus der Pionierzeit.
Die Stadt Split ist nicht nur Sprungbrett zu den hochinteressanten süddalmatinischen Inseln, die Altstadt mit ihrem Diokletianspalast steht - genauso wie Trogir - als Weltkulturerbe unter UNESCO-Schutz. In den Aleppokiefernwäldern der unverbauten W-Hälfte der Landzunge verbirgt sich unterhalb des Marjan-Gipfels der empfehlenswerte Klettergarten Šantine stine (ca. 80 Routen, 4a - 8a).
An der Küste reiht sich mittlerweile von Trogir über Split bis Makarska hinunter ein Klettergebiet an das andere. Die verlockenden lang gezogenen Wandgürtel enden keineswegs an der Senke zwischen Solin und Klis (Autobahnzubringer-Schnellstraße), aus dem Kozjak- wird der Mosorkamm, und weiter geht's in den nächsten dramatischen Winkel: Nach 3,5 km langer, stellenweise höchst ruppiger Auffahrt bekommen wir angesichts des jungen Klettergebiets (2011) von Klobuk („Hut“) lange Zähne: 4 gerahmte Fantasy-Sektoren mit 40 Routen zwischen 5b und 8a+, Erschließungsmöglichkeiten gegen unendlich.
Omiš
Eine Sonderstellung nimmt dieses kontrastreiche ehemalige Seeräuberstädtchen ein, welches sich aufgrund seiner fantastischen Lage an der Mündung der Cetina (Eldorado für Wildwasserfans) vom ersten Augenblick an als Kletterzentrum präsentiert. Die Stadtverwaltung hat sich bereit erklärt, das Einrichten neuer Routen (derzeit an die 200 zwischen 4a und jenseits 8a mit bis zu 8 SL) finanziell zu unterstützen. Strukturelle Ähnlichkeiten mit Arco liegen auf der Hand: jede Menge Sektoren an den Straßen und gleich hinter den Häusern der Stadt, noch dazu der spektakuläre Durchbruch des schillernden Flusses durch die Küstenfelsen, der auch im Hinterland für unbegrenztes Potenzial sorgt.
Dem folgenden Küstenabschnitt, übrigens einem der schönsten Europas, am Fuß des atemberaubenden Biokovo-Gebirges, haben wir einen eigenen Artikel gewidmet.
auf den Inseln
Auch hier hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. Cres, Lošinj, Krk und Pag behandeln wir in Kroatien - Klettergärten 2. Obere Adria. In Mitteldalmatien werden wir auf Ugljan in der ersten Inselkette vor Zadar fündig. Unter den größeren Inseln südlich von Split sind Brač, Hvar, Vis und eventuell Lastovo für Kletterer hochinteressante Ziele.
Ugljan
Mit der Autofähre von Zadar in kurzer Zeit erreichbar. Vom Hauptort Preko führt ein asphaltiertes Sträßchen hinauf aufs Rückgrat der Insel zum Sveti Mihovil, 265 m, mit seiner venezianischen Festung aus dem 13. Jahrhundert. Tolle Fernsicht von der Burgmauer aufs Festland und die äußeren Inseln. Der 150 m tiefer gelegene meerseitige Klettergarten bietet zurzeit 30 Routen, teilweise liebevoll eingerichtet. Zugang zum vordersten Sektor (D) ab großem Parkplatz mit Infotafeln sö. unterhalb der Festung oder aus der Straßensenke westl. davon. Die Steige sind markiert, verwachsen aber hin und wieder (Gartenschere!). Die Bereiche C, B und A liegen auf gleicher Höhe weiter hinten. Anfänger sollten angesichts der vielen „leichten“ Touren im Sektor C (Fantom) nicht zu früh jubeln: Alle Routen mit deutschen Namen und Klebebohrhaken folgen offenbar fränkischer Tradition, hoch gebohrte zweite BH und die eine oder andere verdächtig angesprengte Schuppe verschieben das gemütliche Klettergartenambiente etwas in Richtung Abenteuerspektrum. Es soll Leute geben, die hier nach erfolgreicher Bezwingung einer mit 4a bewerteten Linie über die Ziffer im Führer eine dicke 6 gemalt haben.
Hinter dem Sektor A führt der „Wanderweg“ weiter, hoch über der Großen Željinabucht mit kurzen Klettersteigpassagen, und endet weit oben auf der Rückseite der Burg. Im Oktober 2014 haben wir den zwar markierten, aber hoffnungslos verwachsenen Steig ausgeschnitten. Hier weitere Fotos und Wandertipps zu Ugljan und Pašman.
Brač
Das gemütliche Eiland ist vielleicht etwas weniger spektakulär als die noch folgenden, dennoch sollte man es nicht von der Wunschliste streichen. Zlatni rat (der vielleicht berühmteste Strand Kroatiens, wirklich zu genießen allerdings nur im Frühjahr und Herbst), die Fjordstädtchen Povlja und Pučišća an der Nordküste, archaische Steindörfer im Inselinneren, das Höhlenkloster Braca in einer felsigen Schlucht über der Südküste, die Vidova gora, höchster Inselberg Kroatiens sowie zahlreiche vorzügliche Konobas können uns spielend eine Woche bei Laune halten. Auch was den Fels anbelangt hat die Insel einiges zu bieten: Bračer Marmor ist als Baumaterial weltweit gefragt (Wiener Parlament und Hofburg, Weißes Haus in Washington). Die hübschen Klettergärten auf der Westseite bieten um die 70 Routen von 4a bis 7c+ mit meist sehr gutem Material, bester Stützpunkt für einen Kletterurlaub ist der entzückende Hafenort Bobovišća. Leider sind die Zugänge oft nicht in Schuss, besser gesagt hoffnungslos verwachsen. Wirklich gut erreichbar sind die um den Ort Ložišća verteilten Sektoren an der Straße und Kamenolom (Sektor E) sowie nach einer 20-Minuten-Wanderung der romantische Felsbogen Kolač hinter Nerežišća im Inselinneren. Die neue, lt. Führerskizze zentral gelegene Adnanova stina (Ložišća Sektor D) haben wir erst gar nicht gefunden. Während Sikira (Sektor H) mit seinen Toprouten zu Ostern 2014 noch einigermaßen auffindbar war, erforderten die 15 Minuten zum Kanjon (G) einen dreistündigen Dschungeleinsatz mit Handschuhen und Gartenschere, um den Zustieg irgendwie begehbar zu machen (und zwar vom Ort aus, um Himmels willen nicht den im Führer verzeichneten Zugang durchs Tal versuchen! Weitere Tipps in den Bildtexten).
Hvar
Für Kletterer die wohl interessanteste Insel der gesamten Adria, sowohl was die Anzahl der bereits eingerichteten Routen (Ende 2014 waren es knapp 300) als auch das Potenzial an unerschlossenen, auch höheren Wänden betrifft. Sind zwischen Cres und Lastovo zwar eine Vielzahl qualitativ und landschaftlich ansprechender, meist aber räumlich sehr begrenzter Felsgürtel von relativ geringer Höhe verstreut, türmen sich über der westlichen Südküste der viertgrößten Adriainsel überraschend geschlossene, bislang unberührte Mehrseillängenwandgürtel. Auf dem folgenden Streifzug erhältst du einen Überblick zu allen bestehenden und noch zu entdeckenden Gebieten.
Auf unserer Tour von Ost nach West beginnen wir an der Nordküste, am brandneuen Klettergebiet von Velika Stiniva. Beiderseits des idyllischen Fischerdorfes erheben sich eindrucksvolle Felsen, zu den über 70 Routen zwischen 4c und 8a+ haben sich im erweiterten Sektor C (Jugoistok) jüngst 13 neue gesellt, die österreichische Handschrift tragen und in der neuesten Croatia-Auflage noch nicht Einzug gehalten haben. Von links nach rechts:
Center court 7b+, Verdonesque 6b, Mon Amour 5c, Off side 5c+, Für's Hasi 6a+, Der große Alpinist 6b, Die Bo(h)ra 6c, Goldfinger 6c, Blue Tornado 6a, King Kobra 6a/6c, Longline 6b, Chalk o witch 7a+, Schlusspfiff 6a+.
Straćine liegt 300 m oberhalb der Nordküste, über dem neuen Straßentunnel zwischen Starigrad und Zaraće. Auch diese 17 steilen Routen in schattiger Lage mit unverbaubarem Blick auf Brač sollten bei einem längeren Aufenthalt nicht links liegen gelassen werden.
Durch den gespenstisch schmalen, 1400 m langen Pitvetunnel zwischen Jelsa und Zavala wechseln wir auf die einmalige Südküste. Hier, auf der Fahrt hoch über dem Korčulakanal, entwickeln sich nach anfänglich zögerlichen Versuchen beachtliche Wandfluchten bis hinauf zum höchsten Inselgipfel, dem Sveti Nikola. Nahe Sveta Nedjelja, dem größten Ort dieses Küstenstrichs, liegt direkt am Meer eine Perle unter den kroatischen Klettergärten: Šuplja stina mit 130 Routen, manche mit bis zu 4 SL, besticht durch Felsqualität und exquisiter Lage. Ein kleiner Naturhafen zwischen pittoresken Felsen lädt zum Schwimmen und Schnorcheln, unmittelbar daneben ragen farbige Sinterwände aus einem hellgrünen Schilfwäldchen, wenige Meter weiter lehnt sich das geneigte Haupt eines verrückten Dolomitenturms aus dem Meer an die Hauptwand, jenseits davon ein DWS-Gebiet der Sonderklasse. All das erinnert tatsächlich ein wenig an den thailändischen Drehort aus dem James-Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt. Zugegebenermaßen muss solch ein Highlight auch Schlagschatten werfen. Miroslav Stec, der Eigentümer, hat in bewunderungswürdiger Arbeit sämtliche Routen im 2-Meter-Raster eingerichtet und möchte von seinem privaten Paradies leben. Er besteht auf Voranmeldung, verlangt Eintritt (auch für Kinder) und rümpft leicht die Nase, wenn man nicht auch in seinen halb in den Fels gebauten Behausungen wohnen möchte (was nicht unbedingt jedermanns Sache ist). Auch an Tagen, wo man beispielsweise an den populärsten Sektoren in Omiš lediglich auf zwei, drei Pärchen trifft, kann man bei Miroslav regen Zulauf erwarten, wird man an den schattigeren Plätzen wie hinterm Turm des Öfteren Schulter an Schulter sichern. Im Führer täuscht die Menge an Touren etwas über die Kleinräumigkeit des Gebietes hinweg. Für Massenscheue können 50 Kletterer in unmittelbarer Nachbarschaft eine radikale Abspeckung des Genusses bedeuten - und die treffen hier trotz versuchter Administrierung bald einmal aufeinander. Trotzdem unbedingt ansehen (vielleicht früher am Morgen oder abends) und sich selbst ein Bild machen!
Erstaunlicherweise scheinen die Wände der ca. 5 km lange Steilküste zwischen Sveta Nedjelja und Dubovica - das landschaftlich eindrucksvollste Szenario, das die adriatische Inselwelt zu bieten hat - völlig unberührt. In 50 bis 150 m Höhe schneidet ein sehr steiniger Fahrweg durch die Flanken, die interessanten Wände und Pfeiler reichen oft bis nahe an die Straße, das Fahrverbot wird allgemein nicht beachtet. Vielleicht kitzeln die folgenden Fotos das eine oder andere Projekt wach.
Wieder auf der Hauptstraße ist unser nächstes Ziel der kleine Ferienort Milna mit seinem entzückenden Klettergarten. Der Zustieg führt über reichlich Geröll und ist nicht gerade kinder- (oder in unserem Fall väter-) freundlich. Die Routen sind aber dermaßen fein, dass wir gleich im rechten Sektor hängengeblieben und alle vorhandenen Routen ausgeklettert sind.
Verbleibt nur mehr der kleine Klettergarten Podstine, gut versteckt hinter Hvar Stadt nahe der äußersten Westspitze der Insel. Sehr gut versteckt: Der Platz direkt überm Wasser mit dem kleinen Pakleni-Archipel im Rücken ist wunderschön, der Zugang zurzeit aber dermaßen verwachsen, dass etwas weicher Gesottene besser mit dem Boot anreisen sollten.
Darüber hinaus bietet Hvar mannigfache Möglichkeiten für Deep Water Soloing und Sea Kayaking, für Bergradler (bislang 6 offizielle Routen mit 160 km Gesamtlänge) und natürlich für Wanderer.
Vis
Auf der abgelegeneren Insel Vis warten neben der bereits eingerichteten Crvene stine noch etliche vielversprechende Massive auf ihre Erschließung.
Weitere Anregungen für einen abwechslungsreichen Aufenthalt findet ihr auf Vis - rund um die Insel.
Lastovo
Zuletzt noch ein paar Bilder vom südlichsten Rand der dalmatinischen Inselwelt – aus Lastovo. Die vergleichsweise lange Überfahrt aus Split belässt der Insel viel von ihrer Ursprünglichkeit. Außerdem steht sie seit 2008 unter Naturschutz, das Einbohren von Routen ist daher (noch?) verboten. Wir haben uns an den bis zu 70 m hohen Felsen am Kap Struga auf Deep Water Soloing beschränkt – fantastische Erlebnisse am Ende der Welt sind garantiert …
Die entlegene Insel hat aber noch viel mehr zu bieten – begleitet uns beim Familientrip rund um Lastovo entlang der 45 km langen Küstenlinie zu Fuß und im Outside.
(04.2014)
Literatur: Čujić, Boris: Croatia Kletterführer, viersprachig. Zagreb: Astroida 2014.
Weitere Berichte zu kroatischen Kletterfreuden auf nature-classic:
Kroatien - Klettergärten 1. Istrien
Kroatien - Klettergärten 2. Obere Adria
Kroatien - Klettergärten 4. Biokovo
Kroatien - Klettergärten 5. Konavle - der äußerste Süden
Kroatien - Klettergärten 6. Der Norden und Osten