Mahdleitenkopf, 2348 m
Im einsamen Reich des Hollersbacher Adlers.
Venedigergruppe, Hollersbach, Pinzgau, Salzburg. Aufstieg 1600 Hm.
Hollersbach – Naturlehrpfad – Wehrwald – Mühlbacher Schlag – Geralm – N-Kamm Gerkopf (P. 2055) – Scharte P. 2008 – südl. unterhalb des Grates bis hinüber unter den auffallenden N-Grat-Turm des Mahdleitenkopfes – N-Flanke/oberer O-Grat (Überraschung!) auf den Gipfel – Abfahrt entlang der Aufsstiegsspur (Fleißaufgabe: Traverse am Fuß des N-Grat-Turmes auf den Elferkogel) - am Rückweg vom kleinen Plateau unterhalb des Mahdleitenkopfes direkt über die Gratstruktur gegen P. 2008, bis man ohne Schwierigkeiten auf deren markanten N-Kamm und somit in den lichten Hochwald abfahren kann – auf ca. 1700 m Ziehweg, dann auf angenehm fallenden Forststraßen zurück zum Wehrwald queren – die restlichen 350 Hm am Kamm hinunter nach Hollersbach wie beim Aufstieg (Steig).
Der Pinzgau ist seit längerer Zeit eines unserer bevorzugten Schitourenparadiese, und das Hollersbachtal nimmt darin einen besonderen Stellenwert ein. Große, vielbegangene Tourenberge wie der Pihapper oder der Breitkopf, noch gewaltigere, schon viel weniger besuchte, wie Hoher Herd oder Blessachkopf. Gut versteckte Riesen, über die kaum jemand was zu erzählen weiß, wie etwa Pailkopf und Graukogel. Und schließlich die grandiosen 3000er über der Fürther Hütte ganz hinten im Talschluss - Larmkogel und Kratzensberg.
Eigenwilligen Charakter zeigen der gänzlich vernachlässigte Mahdleitenkopf und seine Trabanten. Direkt vor den Hollersbacher Haustüren aufragend sind die eigentlichen Gipfel aus dem Tal schwer auszumachen, am ehesten noch der Elferkogel, die nördliche Eckbastion des Massivs. Zum Auftakt bedarf es keines stundenlangen Talmarsches, der Aufstieg beginnt direkt am südwestl. Ortsrand auf dem romantischen Steig des Naturlehrpfades. Und doch heißt es die Füße schön in die Hände nehmen, will man an einem kurzen Hochwintertag das ganze Angebot ausschöpfen. Der Waldkamm zu Beginn scheint sich mit zunehmender Höhe und abnehmender Neigung in die Länge zu ziehen. Hat man sich dann endlich die aussichtsreiche Geralm erspurt, weiß man nicht so recht, wo genau man denn jetzt anschließend hin soll. Erst glauben wir am Horizont der Form nach den Schottmeiler (zwischen Zwölfer und Breitkopf) zu erkennen, so weit dürfte es also auf unseren Mahdleitenkopf (welcher ist es jetzt eigentlich?) nicht mehr sein. Aber erst hoch oben, am Plateaugipfel des Gerkopf, 2055 m, erkennen wir die wahre Dimension dieses „Hausberges“. Das verschachtelte Gelände mit seinen vielfältigen Formen birgt eine ganz eigene Welt, hinter jeder Ecke warten neue Überraschungen und ungeahnte, spektakuläre Anblicke der benachbarten Bergriesen. Ein vermeintlich zähes, überlebenswilliges Nadelbäumchen allein auf weiter Höhenkuppe entpuppt sich aus der Nähe als wunderschöner, imposanter Metalladler mit ausgebreiteten Schwingen.
Nach kurzer Abfahrt in die kleine Scharte P. 2008, die auch der Sommerweg überquert, wissen wir endlich wieder genau, wo wir uns befinden, und halten links des Kammes auf den immer noch weit entfernten Gratturm mit charakteristischer Westalpen-Felsstruktur zu – der vermeintliche Schottmeiler gehört also dem Mahdleitenkopf-N-Grat an, der Zwölfer ist in Wahrheit der Elfer! Ein Blick auf die Uhr wirft die Frage auf, ob wir das Christkindl heute noch schaffen werden.
Berauscht von dem perfekten Schigelände spuren wir unterhalb des Grates über schöne Hänge, die immer steiler werden, bis wir schlagartig begreifen, wo eigentlich der Gipfel ist – nicht links (südöstl.), sondern rechter Hand, hinter einer Gratkulisse versteckt, mit einem Mal schnell und einfach mit Schi erreichbar!
Die Abfahrt ist ideal, hier oben auf der Nordseite liegt noch guter Pulver. Sogar die Stippvisite hinüber auf den Elfer geht sich noch aus – wieder ein kurzes Schmankerl über die schluchtige Traverse am Fuß unseres Westalpenturmes. Der Grat von der Scharte zum Kreuz ist kurz aber scharf, mit Steigeisen tut man sich leichter.
Die steile NO-Rinne aus der Scharte in den Hochwald fahren wir bei der herrschenden Lawinensituation sicher nicht – also zurück hinüber zur Aufstiegsspur. Bei der Abfahrt nicht mehr zur Querung Richtung Scharte P. 2008 hinunter, sondern immer auf der Kammhöhe bleiben, die bald zum Grat wird, aber gleich darauf ohne Problem nach links (nördl.) hinunter auf einen deutlichen Sporn mit lichtem Wald verlassen werden kann. Weiter wie oben im Steckbrief – man erspart sich so Gegenaufstieg und Gehgelände, die Forststraßen sind bequem und meist finden sich Radspuren.
Zugegeben eine sehr individuelle Tour etwas außerhalb der Norm – aber mit Sicherheit kein verlorener Tag!
(24.12.2008)