Archiv Klettern

Die Gipfel bzw. Klettergebiete sind alphabetisch aufgelistet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern. Leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad finden sich auch im Archiv Bergsteigen.

Hochstadel, N-Wand (Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten)

Hochstadel, 2681 m. N-Wand, 3

Klassischer Anstieg durch eine der fünf höchsten Kalkalpen-Bigwalls.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Lavant bei Lienz, Osttirol. Aufstieg 2100 Hm (inkl. kleine Gegensteigungen beim Abstieg am Zabarotsteig), davon Zustieg ca. 700 Hm + 1300 Hm Wandhöhe.
P Frauenbachwasserfall, Wacht, 2 km sö. von Lavant - Forststraße/Wanderweg Lavanter Graben - Nordwand - Hochstadel - Abstieg O-Kamm am Rudnigweg, früher Garnitzenweg - Unholdenalm - Hochstadelhaus bzw. Kalser Schutzhütte - Zabarotsteig (A/B) - Haltestelle Nikolsdorf - südliches Drauufer flussaufwärts und entlang der Straße zurück zum P.

ÜbersichtKartedie Lienzer Dolomiten von NO (Luelfeld am Ziethenkopf, Kreuzeckgruppe)auch im Winter wurde und wird die Riesenwand erklettert; hier die Nordwandroute vom Aufstieg zum Stronachkogelungefährer Routenverlauf vom Parkplatz am Auslauf des Lavanter Graben

Zusammen mit den wilden Nebengipfeln der Freiung und den filigraneren Hahnenkammspitzen formt der Hochstadel eine der gewaltigsten Wandfluchten der Ostalpen. Drei Jahre nach der Erstbegehung im Juli 1905 (Doménigg, Glatter und König) findet der hervorragende Lienzer Bergsteiger Rudi Eller zur Überwindung des steilsten Wandbereichs zwischen 2. und 3. Schneefleck, rechts vom Originalweg, eine wesentlich elegantere Lösung: die Ellerplatte - eigentlich ein mächtiger Plattenschuss, an dem auch heutzutage noch von den meisten Begehern gesichert wird. Eller gilt als der bedeutendste Erschließer der Lienzer Dolomiten und war auf seinen Neutouren meist solo unterwegs.
In Anbetracht der Dimension - die benachbarte, direktere und schwierigere Nordwestkante (5) bietet 2100 Klettermeter auf 36 Seillängen, unsere Nordwand ist um etliches länger - wird man den Großteil seilfrei klettern; wir haben die vier, fünf Seillängen im Bereich Ellerplatte gesichert. Im Vorfeld bekommt man das beste Gefühl für die Wand durch Beschreibung und Fotos im leider vergriffenen Peterka-End-Alpenvereinsführer.

Schon vor Sonnenaufgang steigen wir den Lavanter Graben zum roten Punkt des heute üblichen Einstiegs (auch eine „Erfindung“ Ellers) hinauf. Hier eine Art Logbuch zu diesem Meer aus Stein:

Dank der Markierungspunkte kommen wir relativ flott über die versteckte Rinne hinaus zu den talseitigen Begrenzungsfelsen der Grabenrinne. Ulli steckt ihre Nase kurz in das überdachte, grüne Band - das bringt nichts, man kommt von dort nicht über die Wülste hinaus. Erich geht vom obersten Steinmann den grasigen Riss direkt an und versenkt mittendrin für alle Ewigkeit einen kleinen Friend - etwas weiter unten links hinaus ist es sicher weniger dramatisch. Jedenfalls stehen wir jetzt auf dem Begrenzungsrücken der Grabenrinne.
Die kurze Viererstelle am Klemmblock ist weder zu übersehen noch zu fürchten, dann kommt die erste große Überraschung: Im schluchtartigen oberen Graben liegen bis weit herunter meterdicke, pickelharte Schneemassen. Hier hält das Herumschnuppern in labyrinthischen Randklüften und unter höhlenartigen Schneebrücken etwas auf.
In der flacheren, gebänderten Zone hinüber bis unter den 2. Schneefleck, der genau wie der 3. heuer bereits restlos abgeschmolzen ist, geht's wieder hurtig voran - Steinmänner ersparen längeres Herumsuchen. Drüben in der breiten Verschneidungsrinne in schönem, leichtem Fels gerade hinauf bis zum Eck, wo sich die Anstiege trennen. Wir folgen Rudls Spuren.
Mitten durch den schmalen Plattenstreifen zwischen der großen gelben Riesenverschneidung rechts und der kleineren links windet sich ein schützengrabenartiger Kamin empor, durch den wir links hinaus auf die helle, flache Wandbucht steigen. Angesichts der tollen Plattenwand darüber ist man versucht, gleich gerade weiterzuklettern - rechts beim oberen Rand der weißen Platte befindet sich sogar ein Stand mit zwei Schlaghaken. Wir queren aber die flache weiße Platte horizontal nach links und schlüpfen einen überhängenden Winkel (Haken mit weit sichtbarer Schlinge) kurz steil hinaus - schaut von Weitem schlechter aus als es ist - zum Fußpunkt der nächsten langen Verschneidung. Diese 2 SL gutmütig hinauf bis an ihr Ende. Jetzt wird's spannend: 20 m weiter links schon wieder eine Verschneidung, dort drüben steht ein Steinmann. Erich folgt jedoch Peterkas Rat:
„Steil und ausgesetzt empor, und sobald der Plattenschuss noch steiler wird, ausgesetzter Quergang nach links ... “. -
Auf den Quergang (bandartige Leiste) trifft man nach gut 40 m. Wenn man Glück hat, stößt man auf einen Zwischenhaken, von Weitem aber sind die Dinger - wie so oft in den Lienzer Dolomiten - kaum auszumachen. Mobile Sicherungsmittel sind nicht einfach anzubringen, im Quergang eventuell ein Keil und ein Friend Gr. 2. All das und natürlich die Dimension der Wand überhaupt verleihen der klettertechnisch nicht allzu schwierigen Route insgesamt doch einen gewissen Ernst, den man nicht unterschätzen sollte. Man halte sich immer mögliche gewaltige Sturzhöhen in selbst gebastelte Stände vor Augen.
Die Querung stößt an die von unten kommende, seichte Verschneidung; einige Meter weiter oben erreicht man links der Kante eine alte, halb eingeschlagene Rostgurke, rechts gleich ums Eck stecken aber zwei neuzeitlicher Geschlagene. Hier verkürzt Peterkas Beschreibung - bis hinauf zum Rand der Wandschlucht sind's noch immer etwa zwei Seillängen, aber schon wesentlich einfacher.
Jetzt steigt das Tempo wieder beträchtlich: erst am Rücken, später am inneren Rand der Schluchtbegrenzung nicht zu weit hinauf. Wo eine Rippe die Schlucht teilt, führt ein kurzes, zierliches Schuttsteigerl (rote Aufschrift „Wbuch“ mit Pfeil) um die Rippenkante, dahinter ein paar Meter hinunter in den schneegefüllten linken Schluchtast; jenseits ein kurzer, höhlenartiger Risskamin - die einzige Schwachstelle der Schluchtwand. In der Höhle die Buchkassette, der Durchschlupf ist wieder leichter als gedacht, oberhalb Band mit Steinmännern.
Günstiger als vermutet ist auch die verbleibende Gipfelwand zu haben. Wir verlassen das Band (gerade weiter als Fluchtweg hinaus zur Nordostschulter) bald rechts hinauf und können uns beinahe nach Belieben über ausgesetztere Rippen oder eingeschnittene Schluchtkamine emporarbeiten zum Gipfelkreuz.

Der markierte Abstieg hinunter ins Drautal zieht sich dann noch ganz schön, falls man nicht schon unten in den Gasthäusern der Unholdenalm bei einem holden Blonden oder Weißen hängen bleibt.
Auch Wanderer sitzen hier im Paradies: Der berühmte Dreitörlweg hinüber zur Karlsbader Hütte ist eine Paradetour der Lienzer Dolomiten. 

 noch im Mondlicht vor Tagesanbruch steigen wir den Lavanter Graben hinaufdie entscheidenden Etappen, soweit sie vom Einstieg aus zu sehen sinddie freundlichen Einstiegsschrofen mit ihren vereinzelten roten Punkten (beispielsweise rechts unterhalb von Ulli) ...... leiten bald hinauf in die versteckte Rinne; auch hier meist guter Felsoben an den Begrenzungsfelsen vor dem Schluchtgraben nicht dem begrünten, überdachten Band folgen, sondern vorher links hinausvom Schrofenkamm geht's links hinein ...... in die Schlucht unter dem 1. Schneefleckvorbei an abenteuerlichen Eisgebilden ...... suchen wir unseren Weg ans LichtAusstieg aus dem Randklüftelabyrinth am oberen Rand des 1. Schneeflecks, gegenüber das Keilspitzmassivam folgenden Bändersystem quert man längere Zeit nach Osten ...... bis unter den 2. Schneefleck, von dem heuer nichts mehr zu sehen ist; rechts oberhalb Ullis Helm die aufsteilenden Fluchten der Ellerplattedas Eck, an dem sich die Wege scheiden: in Ullis Blickrichtung die Querung ins Rinnensystem der Originalroute der Erstbegeher, gerade hoch die geniale Variante Rudi Ellersim schmalen Plattenstreifen der rechten Bildhälfte der gewundene, schützengrabenartige Kamin, der uns auf Höhe des nächsten Aufbaus nach  links ...... in die Wandbucht mit der weißen Platte entlässt; Ulli ist schon höher als sie müsste - dort oben befindet sich ein Stand mit 2 Schlaghaken, offenbar für eine neuere Variante? - In der Folge quert Ulli auf uns zu ...... und steigt durch den kurzen überhängenden Winkel aus ...... zum Beginn der langen Verschneidungnur im oberen Teil erreicht sie den satten 3. Gradam Stand am Ende der Verschneidung, einem kleinen kanzelartigen Absatz; Erich klettert gut 40 m gerade hinauf, bis sich die Riesenplatte noch weiter aufsteilt und eine bandartige Leiste die Verschneidung links erreichen lässt, diese Seillänge ist die moralisch anspruchsvollste der gesamten Tour, weil Zwischensicherungen schwer zu finden oder zu legen sinddrei Seillängen weiter oben steigt Ulli aus der Ellerplatte - schon oberhalb des 3. Schneeflecksweiter hinauf auf einer schmalen Trennungsrippe rechts der Schlucht; weiter oben verlassen wir den Originalweg und klettern ...... von der Rippe wenige Meter hinunter in die Schlucht und durch den Höhlenschlund (Wandbuch) hinaus aufs Fluchtwegbandvon dort sucht man sich seine kreative Privatvariante durch die restlichen 300 Höhenmeter der Gipfelwandnicht zu fassen - das Kreuzleicht gezeichnet, aber glücklichPanorama vom Hochstadel gegen Westen; durch dieses Gipfelgewirr führt der berühmte Dreitörlweg zur Karlsbader Hütte hinüberim NW reicht der Blick vom höchsten Berg der Gailtaler Alpen bis zur Sonnenstadt Lienzim NO Freiung (s. Archiv), Drautal, der Auslauf der Kreuzeckgruppe und zuletzt die GoldbergeAbstieg am Ostkamm gegen das Drautalhinter den herausfordernden Zacken der Unholden die höchsten Berge der Schobergruppebeim Hochstadelhaus ist etwa Halbzeit bis ins Talder kürzeste Weg zurück zum Auto führt über den aussichtsreichen, sehr steilen Zabarotsteig (A/B), der in seiner Anlage an den Wasserfallweg im Gesäuse erinnertein langer Tag; Tiefblick auf die Drau
(01.08.2018)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Peterka/End: AV-Führer Lienzer Dolomiten. München: Rother; leider längst vergriffen, manchmal noch in Antiquariaten oder im Internet zu finden.
Stocker: Longlines. Köngen: Panico Alpinverlag 2014. Behandelt nur den NW-Pfeiler, bis zum 1. Schneefeld aber mit unserer Nordwand ident - brauchbares Topo für den Zustieg.

Kumpfkogel, „Waldgeisterweg“ (Lavanttaler Alpen, Koralpe)

Kumpfkogel, 1554 m. „Waldgeisterweg“, 6 (5 A0)

18 Seillängen im Märchenwald.

Lavanttaler Alpen, Koralpe, Weinebene, Glashütten, Steiermark. Zustieg knapp 50 Hm + 18 Seillängen (250 Hm/400 Klettermeter).

P Gasthof Almwirt, 1280 m (L619 17 km westl. von Deutschlandsberg, 30 östl. von Wolfsberg im Lavanttal) – Wanderweg 17 gegen Osten (Richtung Osterwitz) – SO-Flanke „Waldgeisterweg“ Kumpfkogel. – Abstieg W-Kamm/SW-Flanke – P.

ÜbersichtKarte; die kurzen blauen Strecken bilden die Lage der vier aneinandergereihten Klettersporne abder Kumpfkogel ist ein unbedeutender Seitenkamm-Ausläufer der Koralpe, die kletterbaren Sporne in seiner Südostflanke sind aus der Ferne kaum auszumachen

Man möchte meinen, dass man in den weiten Märchenwäldern der Koralpe bestenfalls auf Bäume klettern kann. Weit gefehlt - hier gelang im Jahr 2004 einem beherzten steirischen AlpinistInnentrio (eine Dame, zwei Herren) eine ausgefallene, eigenwillige Schöpfung. Der Waldgeisterweg muss vielleicht nicht zum Traumziel verwöhnter Genusskletterer avancieren. Ambitionierten Abenteurern jedoch, welche der eine oder andere umgestürzte Baum in der Route nicht gleich aus der Balance bringt und die sich nicht davor scheuen, hin und wieder ein paar nützliche Griffe und Tritte von Moos und Nadeln zu befreien, wird dieser Kletter-/Wandertag mit Sicherheit lang im Gedächtnis bleiben.
Durch die Aneinanderreihung von vier steilen, mauerartigen Spornen aus Gneis-Glimmerschiefer, die aus der Ferne kaum auszumachen sind, werden wir nach einem nicht nennenswertem Zustieg mit sage und schreibe 18 Seillängen beinahe plaisirmäßiger Kletterei beschenkt. Auf den ersten drei Abschnitten steht jede Seillänge (jeweils 20-30 m) quasi separat für sich, beliebige Kombinationsmöglichkeiten und bequeme Standplätze - häufig auf ebenem Waldboden - machen diese Zwergenburgen auch für kletterbegeisterte Familien interessant. Ernster wird es dann am sehr steilen vierten Sporn, der direkt auf der gemütlichen Gipfelkuppe des Kumpfkogel endet.
Insgesamt eine bemerkenswerte Tour mit Seillängen in allen Schwierigkeitsgraden (in einem halben Dutzend bis gegen 5+, zweimal 6) in einem hochromantischen Ambiente wie hinter den Sieben Bergen.

Der eineiige Zwilling zu dieser außergewöhnlichen Tour findet sich übrigens über dem fernen Ufer der schönen blauen Donau: Der Wachauer Grat bei Dürnstein mit 16 Seillängen.
In ähnlicher Weise kann man sich übrigens auf Sizilien an einem Drachenrücken aus Kalk vergnügen: am Dorsale del Drago hoch über dem Meer.

Ausgangspunkt der Tour ist der Gasthof Almwirt knapp oberhalb der Weineben-Landesstraße bei Glashüttenschon der kurze, harmlose Zustieg steckt voller Überraschungenein kleiner Steinmann und ein gelbes Taferl mit der Notrufnummer der Bergrettung markieren die Abzweigung zum Einstieg; die ersten Felsen sind von hier bereits sichtbar (nicht zu weit rechts)Ulli am Einstieg; bei morgendlicher Feuchte wirkt ...... der moosige Einstiegsriss nicht besonders einladend, noch dazu steckt der zweite Haken ziemlich weit oben; im Zweifelsfall lässt sich die erste Seillänge mit wenigen Schritten links umgehenauch die folgenden Längen präsentieren sich wie eine Reihe von Zwergenburgen; die zweite SL entlang der Kante ...... bietet - wie die allermeisten folgenden - gut abgesicherte Genussklettereivom Gipfel des zweiten Turms ...... wird kurzerhand abgeseilt, weiter geht's an der nächsten Kante gleich links daneben; überall dort, wo geklettert wird, hält sich der Moosbewuchs in Grenzensämtliche Standplätze der Route sind luxuriös; hier der 5. Stand am Ende des ersten Sporns, es folgt ein kurzer Schrägabstieg orographisch rechts ...... zur 6. SL, deren überhängende Kante zurzeit von einem umgestürzten Baum leicht blockiert wird; Ullis Kommentar: „nature-classic“auch in der 7. SL, einer moosigen Plattenflucht, ...... ist der Bewuchs entlang der Hakenreihe nicht wirklich störend; weiter oben, wo genügend Sonne auf die Felsen trifft, verschwindet er ohnehinhinterm 7. Stand wieder eine kurze Gehstrecke, die nächsten Felsen ganz rechts oben, ...... wo uns in der 8. SL in einer 4+-Verschneidung wieder ein umgestürzter Totholzstamm in die Quere kommtnach einem neuerlichen Schrägabstieg geht es an die dritte Rippe, ...... welche uns mit einer überhängenden Kante (5) empfängtBlick vom nächsten Stand zur 10. SL mit zwei grundverschiedenen Aufaben: am Turmfuß ...... eine kurze Verschneidung (4-), und als deren Fortsetzung ...... ein schöner Riss (6-), der entgegen der Führerbeschreibung gar nicht mehr brüchig istam Ende des dritten Sporns, in der 12. SL, wartet zur Abwechslung ein schöner Spreitzkamin, ...... welcher oben nach rechts verlassen wird; vom letzten Stand dieser Etappe gerade den Wald hinauf, ...... bis man auf einen querlaufenden markierten Wanderweg stößt; 80 m hinter dem Zaun beginnt der Weg zu fallen; dort nur leicht ansteigend noch einmal 30 m weiter ...... zum Fußpunkt des vierten Sporns, der mit gestaffelten Dächern ansetzt; die Route führt nicht direkt darüber hinweg, ...... sondern knapp links der Kante über die glatte Wand hinauf (Schlüsselseillänge, 35 m)am Stand auf kleinem Absatz zwei Klebehaken und Blick in Richtung Gr. Speikkogel, mit 2140 m höchster Gipfel der Koralpe; von hier schräg hinaus in leichteres Gelände, ...links... nicht unbedingt wie Ulli gerade über den Überhang auf den Gipfel des „Kumpf“, der markantesten Formation am gleichnamigen Kogel (sonst muss man wieder abklettern)aber wir sind noch nicht am Gipfel: nach einer gemütlicheren 20-m-Platte geht es in der 16.SL noch einmal zur Sache - eine 45-m-Länge durch eine feine Steilwand (5+)in der 17. SL endlich kommen wir „ins Freie“ - über schöne Platten im 4. Grad auf die Kantekurz unterm vorletzten Stand; links unten das Bergdorf Glashütten mit seinem frei zugänglichen Geoparkvom Stand noch ein letzter Spaziergang von 20 m ...... zur kurzen 18. SL, wo Erich soeben mit Baumhilfe einen lästigen Überhang ausgetrixt hat (4+)zufriedene Ulli auf dem Gipfel des Kumpfkogelproblemloser Abstieg über Steigspuren am WNW-Kamm auf eine große Lichtung und am markierten Wanderweg zurück zum Almwirt
(16.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Kugelstein, O-Wand „Henkelgalerie“ (Grazer Bergland)

Kugelstein, ca. 670 m. O-Wand „Henkelgalerie“,5+

Laut, aber fein.

Grazer Bergland, Deutschfeistritz/Peggau, Steiermark. Zustieg ca. 50 Hm + 9 Seillängen (knapp 250 Hm).

P unter der Schnellstraße S35 am westlichen Murufer (gut 2 km nördl. von Deutschfeistritz, Zufahrt über E-Werkstraße) – 10 Minuten südl. am Wandfuß entlang – Henkelgalerie – Kugelstein. - Abstieg N-Kamm – P.

ÜbersichtKarteKugelstein von Südosten; der untere Wandteil ist verdeckt, das viele Grün täuscht - insgesamt 220 Hm toller Fels

Die Warnungen im Führer sind nicht zu überlesen. Man klettert tatsächlich über der viel befahrenen Brucker Schnellstraße, die ÖBB leisten ebenfalls ihren akustischen Beitrag und das riesige Zementwerk ist auch keine Augenweide. Aber: kaum Zustieg, Fels super, herrliche Passagen zu klettern, dichter abgesichert als vergleichsweise die „Waschrumpel“ an der Roten Wand – im genialen Grazer Bergland eigentlich eine der besten Routen. Wenn dir im Hochgebirge der Wind um die Ohren braust, hörst du deinen Partner ja auch nicht – und auf vielen unseren anderen Touren herrscht ja tiefe Stille. Wir haben es jedenfalls nicht bereut.

Ulli in der Einstiegslänge der „Henkelgalerie“Erich in der 7. SL (5+), das bisschen Grün trübt den Genuss keineswegsaus Horichs Zeiten: Museumsstück am 7. Stand - keine Angst, die Route ist sehr gut abgesichertdie schöne Verschneidung am Pfeiler der 8. SL ...... beschert uns nochmals ausnehmend nette Kletterei ...... hoch über der Mur; der Lärmpegel ist hier oben schon wesentlich erträglicherUlli am letzten StandAusstieg mit Blick auf Peggau und hocherfreute Ulrikenur wenige Schritte weiter die höchste Kammerhebung des Kugelstein
(14.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Rote Wand, SO-Wand „Waschrumpel“ (Grazer Bergland)

Rote Wand, 1505 m. SO-Wand „Waschrumpel“, 6-

Klassiker überm Tyrnautal.

Grazer Bergland, Tyrnau, Steiermark. Zustieg ca. 200 Hm + 7 Seillängen (gut 200 Hm) + 100 Hm Wanderweg zum Gipfel.

P Rote Wand (45 km nördl. von Graz, Zufahrt über Frohnleiten und Tyrnau; nur tagsüber geöffnet, gebührenpflichtig) – Forststraße Almbachergraben – Steig zum Wandfuß – Waschrumpel – SW-Kamm zum Gipfelkreuz. - Abstieg entweder nach SW über die Bucheben oder: NO-Kamm – Tyrnauer Alm - Forststraße oder Steig „unter der Roten Wand“ zurück zum P.

ÜbersichtKartedie Rote Wand über Tyrnau mit der Route „Waschrumpel“die „Waschrumpel“ von Osten

Die Rote Wand ist ein allseits beliebter Gipfel in einem stillen Seitental der Mur. Gegen Südost fällt sie mit bis zu 300 m hohen Abstürzen in den Hochwald ab und bietet weit über 50 Routen in schönem Fels bei guter, aber in den seltensten Fällen paisirmäßiger Absicherung. Das Ambiente ist generell doch etwas alpiner als vergleichsweise an der Hohen Wand. Die Waschrumpel aus dem Jahr 1981 ist einer der großen Klassiker in dieser 3 km breiten Felsbarriere. An weiteren anregenden Seillängen herrscht beileibe kein Mangel, auf der reizvollen Kammwanderung hinüber zur Tyrnacher Alm kann man sich bei Bedarf noch fein auslaufen.

wenige Schritte unterm Einstieg; die 1. SL verläuft über die markante dunkelgraue Platte linksUlli in der 1. SLam 2. Standkurze grasige Passagen stören nicht; 4. SLnach einem leichteren Mittelteil werden die oberen drei Seillängen wieder etwas kniffligerTiefblick aus der 5. SLBlick vom Ausstieg gegen den Gipfel der Roten Wand; die ganze Wandflucht durchziehen ca. 50 RoutenAusstieg gegen Süden aufs Murtal; hier trifft man oft auf ganze Heerscharen von Wanderernam Gipfelkreuz; die Rote Wand zählt zu den höchsten Erhebungen im Grazer Berglandobwohl sich die Wetterlage verdüstert, laufen wir noch über den langen NO-Kamm hinüber ...... zur Tyrnauer Alm ...... und unter den Gipfelwänden zurück zum P Rote Wand (keine Übernachtungsmöglichkeit)
(13.04.2025)

Literatur: Grabner/Schall/Hohensinner: Grazer Bergland Kletterführer. Alland: Schall Verlag 2021.

Laserzwand, Kl., W-Grat „Bügeleisenkante“ (Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten)

Kl. Laserzwand, 2568 m. W-Kante („Bügeleisenkante“) 3+ -
Gr. Laserzwand, 2614m - Schöttnerspitze, 2633 m

Ein zahmer Klassiker in den Lienzer Dolomiten.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg gesamt 1200 Hm, davon Zustieg ca. 750 Hm + gut 1 Dutzend Seillängen (Kantenhöhe 325 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - Rudi Eller Steig: N-Flanke auf den Weißstein - Weißsteinsattel- und -alm - NW-Kamm Auerlingköpfl - Ü Bromachnocke - Zellinschartl - Hohes Törl (zuvor kann man als Draufgabe die Piccola Ferrata (B/C) über die Zellinköpfe mitnehmen, 80 Hm, 200 Klettermeter) - kurzer Abstieg zum Einstieg (Tafel) der Bügeleisenkante - Ausstieg beim Laserzwandsattel - Kl. Laserzwand - Ü Gr. Laserzwand - Ü Schöttnerspitze - Abstieg kurze S-Flanke zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Insteinhütte - Lienzer Dolomiten Hütte.

ÜbersichtKartedie Bügeleisenkante erscheint vom Aufstieg zur Karlsbader Hütte tatsächlich nur als Grat

Hubert Peterka bezeichnet sie im legendären, längst vergriffenen AV-Führer als beliebteste Kletterfahrt im Bereiche der Karlsbader Hütte.
Sie ist Jahrzehnte berühmt als ideale Kletterei, ist es noch heute. Dieses Lob stammt von Walter Pause, dem Ahnherrn der alpinen „Best-of“-Literatur.
Auf die Bügeleisenkante, also den Westgrat auf die Kleine Laserzwand, haben wir uns kurz entschlossen als Ausweichziel eingeschworen - aufgrund der herrschenden Gewitterneigung wollten wir dem benachbarten Laserzgeischt keine Gelegenheit zum Spuken geben. Rückblickend gesehen gibt es an dieser Entscheidung nichts zu bedauern: Einem abwechslungsreichen Zustieg mit Klettersteigoption folgt ein wirklich empfehlenswerter Hauptgang in beststrukturiertem, kletterfreundlichem Fels. Von den 62 im Jahr 1970 angebrachten „Theniushaken“ - eine Besonderheit der Lienzer Dolomiten - sind noch jede Menge erhalten. Dazwischen finden sich oft mehr als ausreichend Bohrhaken und Kettenstände, sodass auf dem architektonisch durchwegs ansprechenden Grat eigentlich nur reine Freude aufkommen kann. Als Nachspeise hinter dem Laserzwandsattel bietet sich wieder eine ganze Palette von Möglichkeiten: eine der kurzen, aber feinen Anschlusstouren auf den Roten Turm, der lange Klettersteig bis über die Sandspitzen oder eben nur der kurze Abstecher hinüber auf die Gr. Laserzwand und die Schöttnerspitze.

frühmorgens auf der Weißsteinalm; im Westen der fünftürmige Spitzkofel-Nordgrat, das obere Drautal und die Villgratner Bergeim Süden das beeindruckende Hufeisen der Laserzam Fuß der berühmten Nordwand führt der teils versicherte Rudi Eller Steig hinauf ins Hohe Törl; nicht weit dahinter wartet die Kantedie Zellinscharte hinter dem Auerlingköpfl (s. auch Archiv Schitouren)nach der Scharte leitet eine versicherte Verschneidung hinauf ...... zu jener breiten Rampe, die im Hohen Törl gipfelt; Blick von den Zellinköpfen, deren kurzweilige Überschreitung auf der „Piccola Ferrata“ als Variante des Rudi Eller Wegs zu empfehlen istauf dem Hohen Törl, Blick übers Lienzer Becken nach NOauf der anderen Seite nur wenige Schritte abwärts ...... stehen wir unvermittelt vor dem Ziel (die runde Kante rechts der Bildmitte)nicht zu übersehen die gelbe Einstiegstafeldie 2. Seillänge; Erich erreicht nach dem Quergang soeben den Stand auf der Abbruchkante zur WestschluchtUlli im Quergang; am Einstieg versammeln sich die nächsten Aspirantenneben den vielen legendären Theniushaken, welche die Verwendung von Expressschlingen überflüssig machen sollten, ist genügend modernes Material vorhandendie griffige 3. Seillänge führt aus der schattigen Westschlucht ...... auf die Kantenschneide hinaus; hinter Ullis Rucksack ein Kletterer am 1. Stand der Route „Laserzgeischt“, 6, durch die SW-Wand der Gr. LaserzwandGegenschuss auf die Szene vom 3. Stand des „Laserzgeischt“ gleich gegenüberBlick von der Kante gegen SW in die Laserzetwas weiter oben quert man noch einmal einen großen Gratturm in der Nordseite und betritt mittels Spreizschritt abermals die Kante - ...... vom 5. Stand des „Laserzgeischt“ schaut das so ausin der Folge wird die Kante dann bis zum Ausstieg nicht mehr verlassenbei solchen Bildern drängen sich Erinnerungen an die etwas schärfere Roggalkante im vorarlberger Lechquellengebirge auf (s. Archiv) über einem deutlichen Absatz bäumt sich wie eine 100 m hohe Säule ...... der letzte Akt der Bügeleisenkante aufAusstieg kurz unterm LaserzwandsattelGipfelblick gegen Osten; ab dem Laserzkopf führt der „Panorama-Klettersteig“ (C) über alle Zacken hinweg bis auf die Sandspitzen (s. Archiv Bergsteigen) ...... und hinunter zum Laserzseedie Karlsbader Hütte - ein Stützpunkt für viele Klettereien der Sonderklassegegenüber im Norden - getrennt durch die gewaltige Westschlucht - die Gr. LaserzwandBlick von der Großen Laserzwand gegen Westenim NW die Gabel der beiden wichtigsten Flüsse Osttirolsim Norden das breite Gipfelmeer der SchobergruppeDetail zentrale Schobergruppe mit dem höchsten Berg Österreichs im Hintergrundwir treten langsam den Heimweg an, nicht ohne vorher noch der Schöttnerspitze (kleines Hörndl vor dem Roten Turm über Ulli) einen Kurzbesuch abzustattender für heute höchste Punkt ist mit geringem Aufwand zu erreichenUlli hat wieder einmal ihre Privatvariante gefunden, der Kletterer über ihr ist 75 und hat vor drei Jahren zusammen mit zwei Kollegen ...... das Gipfelkreuz auf der Schöttnerspitze errichtetAbstieg zur Karlsbader Hüttevon der Hütte wandern wir durch die Laserz zurück ...... in Richtung Lienzer Dolomiten Hütte; ein letzter Blick auf die Bügeleisenkante genau in Bildmitte
(20.08.2016)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Tourismusverband Lienzer Dolomiten: Klettersteige & Plaisirrouten. Tristach: Zlöbl.
Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984 (vergriffen)

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