Archiv Klettern

Die Gipfel bzw. Klettergebiete sind alphabetisch aufgelistet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern. Leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad finden sich auch im Archiv Bergsteigen.

Schwarzach- und Unterpeischlacher Klamm, ca. 850 m, 5- bis 9

Klettern am Talboden zwischen Venediger- und Schobergruppe.

Iseltal, Huben, Osttirol. Geringer Zustieg + 3-5 SL mit bis zu 100 Hm.

Schwarzachklamm: P hinterm Kraftwerk (700 m südl. von Huben vor der Brücke rechts ab) – Steig an der Geröllsperre rechts vorbei und auf die Kiesbänke, danach wieder Steig bis unter die Wand.
Unterpeischlacher Klamm: P Einfahrt Unterpeischlach, 1,5 km sö. von Huben – rechte (unbefestigte) Straße – Hängebrücke über den Kalser Bach und rechts hinunter zum Ufer, von dort knapp 5 min. bis unter die höchste Wandformation.

ÜbersichtKartekurz vor der Einmündung der Schwarzach in die Isel, unterhalb der Auffahrtsrampe der Straße ins Defereggental, versteckt sich eine südseitige Gneiswand mit zwei Routen von etwa 70 m Höhe; für allzu heiße Tage gibt's auf der gegenüberliegenden Talseite, schon der Schobergruppe zugehörig, eine schattige, schwierigere Alternative über dem kühlenden Kalser Bach
Die zwei kleinen Klettergebiete wurden vom Führerautor Vittorio Messini (s. Literatur) 2015 bzw. 2018 erschlossen, liegen praktisch überm Talboden und sind jeweils in zehnminütigem Fußmarsch zu erreichen. An der südseitigen Gneiswand nahe dem Zusammenfluss von Schwarzach und Isel kann man praktisch das ganze Jahr hindurch klettern. Die beiden 3-Seillängen-Routen – Schwarzpfeiler, 5- (4 A0) und Rotpfeiler, 6- (5- A0) - sind gut eingerichtet und bieten jede Menge nette Kletterstellen. Allerdings hat man schon an den Einstiegen das etwas flaue Gefühl, sich in potenzielles Felssturzgelände zu wagen. Besonders an den Flachstellen liegt viel loses Zeug herum, deswegen sind sauberes Steigen und erhöhte Vorsicht beim Abseilen geboten. Trotz relativ geringer Schwierigkeit und Höhe würden wir hier nicht mit Kindern herumturnen.
Ein ganz anderes Bild in der nur eineinhalb Kilometer Luftlinie entfernten Unterpeischlacher Klamm: eine nordseitige, sehr steile 100-Meter Wand aus Quarzit und Glimmerschiefer direkt über dem Kalser Bach. Gib den Affen Zucker zeigt Schwierigkeiten bis gegen 9 und Felsqualität in allen Güteklassen; besonders spektakulär die fünfte und letzte Seillänge.

10 Minuten benötigt man für den Zustieg zu den beiden Schwarzachklamm-Routen, nur die letzten Meter sind etwas mühsamder Rotpfeiler beginnt etwas höher oben; die Blockhalde unterhalb des Einstiegs mahnt zur Vorsichtan der Kante ist der Fels bombenfest; unterm Überhang der 1. SL ...... rechts über die Platte hinaus und gleich am nächsten Absatz wegen der Seilreibung Stand machen; auch die 2. SL hat nette Stellen, auf den Absätzen dazwischen allerdings viel loses Zeugdie 3. SL beginnt wieder bombenfest und fulminant auf schmalen Leistchen, fängt aber leider bald zu bröckeln an; beim Abseilen besser wieder über die Platte zurück zum 2. Stand, in der Falllinie liegen große lose Blöcke, Vorsicht!vom 2. Stand kommt man mit einem 60-Meter-Seil gerade hinunter auf flachen Grund, etwa 15 m rechts vom Einstiegder etwas leichtere Schwarzpfeiler erhebt sich direkt aus dem moosigen Waldboden; die 1. SL endet ...... auf einem geräumigen flachen Absatz; rechts hinten der Rotpfeilerdie geneigte Schneide der 2. SL (hier vom Rotpfeiler-Einstieg) ...... wartet mit einer lustigen Blockkante auf, zum 2. Stand hin wieder mehr Schuttauflagedie 3. SL (5-) erklimmt man mittels eines schmalen Fingerrisses in der schattigen Verschneidungdie Seillänge endet an einer Blockhalde; auch hier kommt man mit zweimal 30 m Abseilen durch, doch Vorsicht auf Steinschlag!eineinhalb Kilometer Luftlinie weiter östlich der nächste Schauplatz: die Unterpeischlachklamm; am Ende der Hängebrücke rechts hinunter und am Kalser Bach entlang - hinter der Kante ganz links ...... die wesentlich anspruchsvollere Route „Gib den Affen Zucker", ebenfalls vom „Hausmeister“ Vittorio Messini eingerichtetder verwachsene Zustieg soll nicht abschrecken, es sind kaum 15 m vom Bachbett ...... bis zum Einstieg im versteckten Winkel ...... am Fuß der herausfordernden Verschneidung (7+); die Variante über die glatte linke Begrenzung ist 9-/9
(31.08.2024)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.

Hochstadel, 2681 m. N-Wand, 3

Klassischer Anstieg durch eine der fünf höchsten Kalkalpen-Bigwalls.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Lavant bei Lienz, Osttirol. Aufstieg 2100 Hm (inkl. kleine Gegensteigungen beim Abstieg am Zabarotsteig), davon Zustieg ca. 700 Hm + 1300 Hm Wandhöhe.
P Frauenbachwasserfall, Wacht, 2 km sö. von Lavant - Forststraße/Wanderweg Lavanter Graben - Nordwand - Hochstadel - Abstieg O-Kamm am Rudnigweg, früher Garnitzenweg - Unholdenalm - Hochstadelhaus bzw. Kalser Schutzhütte - Zabarotsteig (A/B) - Haltestelle Nikolsdorf - südliches Drauufer flussaufwärts und entlang der Straße zurück zum P.

ÜbersichtKartedie Lienzer Dolomiten von NO (Luelfeld am Ziethenkopf, Kreuzeckgruppe)auch im Winter wurde und wird die Riesenwand erklettert; hier die Nordwandroute vom Aufstieg zum Stronachkogelungefährer Routenverlauf vom Parkplatz am Auslauf des Lavanter Graben

Zusammen mit den wilden Nebengipfeln der Freiung und den filigraneren Hahnenkammspitzen formt der Hochstadel eine der gewaltigsten Wandfluchten der Ostalpen. Drei Jahre nach der Erstbegehung im Juli 1905 (Doménigg, Glatter und König) findet der hervorragende Lienzer Bergsteiger Rudi Eller zur Überwindung des steilsten Wandbereichs zwischen 2. und 3. Schneefleck, rechts vom Originalweg, eine wesentlich elegantere Lösung: die Ellerplatte - eigentlich ein mächtiger Plattenschuss, an dem auch heutzutage noch von den meisten Begehern gesichert wird. Eller gilt als der bedeutendste Erschließer der Lienzer Dolomiten und war auf seinen Neutouren meist solo unterwegs.
In Anbetracht der Dimension - die benachbarte, direktere und schwierigere Nordwestkante (5) bietet 2100 Klettermeter auf 36 Seillängen, unsere Nordwand ist um etliches länger - wird man den Großteil seilfrei klettern; wir haben die vier, fünf Seillängen im Bereich Ellerplatte gesichert. Im Vorfeld bekommt man das beste Gefühl für die Wand durch Beschreibung und Fotos im leider vergriffenen Peterka-End-Alpenvereinsführer.

Schon vor Sonnenaufgang steigen wir den Lavanter Graben zum roten Punkt des heute üblichen Einstiegs (auch eine „Erfindung“ Ellers) hinauf. Hier eine Art Logbuch zu diesem Meer aus Stein:

Dank der Markierungspunkte kommen wir relativ flott über die versteckte Rinne hinaus zu den talseitigen Begrenzungsfelsen der Grabenrinne. Ulli steckt ihre Nase kurz in das überdachte, grüne Band - das bringt nichts, man kommt von dort nicht über die Wülste hinaus. Erich geht vom obersten Steinmann den grasigen Riss direkt an und versenkt mittendrin für alle Ewigkeit einen kleinen Friend - etwas weiter unten links hinaus ist es sicher weniger dramatisch. Jedenfalls stehen wir jetzt auf dem Begrenzungsrücken der Grabenrinne.
Die kurze Viererstelle am Klemmblock ist weder zu übersehen noch zu fürchten, dann kommt die erste große Überraschung: Im schluchtartigen oberen Graben liegen bis weit herunter meterdicke, pickelharte Schneemassen. Hier hält das Herumschnuppern in labyrinthischen Randklüften und unter höhlenartigen Schneebrücken etwas auf.
In der flacheren, gebänderten Zone hinüber bis unter den 2. Schneefleck, der genau wie der 3. heuer bereits restlos abgeschmolzen ist, geht's wieder hurtig voran - Steinmänner ersparen längeres Herumsuchen. Drüben in der breiten Verschneidungsrinne in schönem, leichtem Fels gerade hinauf bis zum Eck, wo sich die Anstiege trennen. Wir folgen Rudls Spuren.
Mitten durch den schmalen Plattenstreifen zwischen der großen gelben Riesenverschneidung rechts und der kleineren links windet sich ein schützengrabenartiger Kamin empor, durch den wir links hinaus auf die helle, flache Wandbucht steigen. Angesichts der tollen Plattenwand darüber ist man versucht, gleich gerade weiterzuklettern - rechts beim oberen Rand der weißen Platte befindet sich sogar ein Stand mit zwei Schlaghaken. Wir queren aber die flache weiße Platte horizontal nach links und schlüpfen einen überhängenden Winkel (Haken mit weit sichtbarer Schlinge) kurz steil hinaus - schaut von Weitem schlechter aus als es ist - zum Fußpunkt der nächsten langen Verschneidung. Diese 2 SL gutmütig hinauf bis an ihr Ende. Jetzt wird's spannend: 20 m weiter links schon wieder eine Verschneidung, dort drüben steht ein Steinmann. Erich folgt jedoch Peterkas Rat:
„Steil und ausgesetzt empor, und sobald der Plattenschuss noch steiler wird, ausgesetzter Quergang nach links ... “. -
Auf den Quergang (bandartige Leiste) trifft man nach gut 40 m. Wenn man Glück hat, stößt man auf einen Zwischenhaken, von Weitem aber sind die Dinger - wie so oft in den Lienzer Dolomiten - kaum auszumachen. Mobile Sicherungsmittel sind nicht einfach anzubringen, im Quergang eventuell ein Keil und ein Friend Gr. 2. All das und natürlich die Dimension der Wand überhaupt verleihen der klettertechnisch nicht allzu schwierigen Route insgesamt doch einen gewissen Ernst, den man nicht unterschätzen sollte. Man halte sich immer mögliche gewaltige Sturzhöhen in selbst gebastelte Stände vor Augen.
Die Querung stößt an die von unten kommende, seichte Verschneidung; einige Meter weiter oben erreicht man links der Kante eine alte, halb eingeschlagene Rostgurke, rechts gleich ums Eck stecken aber zwei neuzeitlicher Geschlagene. Hier verkürzt Peterkas Beschreibung - bis hinauf zum Rand der Wandschlucht sind's noch immer etwa zwei Seillängen, aber schon wesentlich einfacher.
Jetzt steigt das Tempo wieder beträchtlich: erst am Rücken, später am inneren Rand der Schluchtbegrenzung nicht zu weit hinauf. Wo eine Rippe die Schlucht teilt, führt ein kurzes, zierliches Schuttsteigerl (rote Aufschrift „Wbuch“ mit Pfeil) um die Rippenkante, dahinter ein paar Meter hinunter in den schneegefüllten linken Schluchtast; jenseits ein kurzer, höhlenartiger Risskamin - die einzige Schwachstelle der Schluchtwand. In der Höhle die Buchkassette, der Durchschlupf ist wieder leichter als gedacht, oberhalb Band mit Steinmännern.
Günstiger als vermutet ist auch die verbleibende Gipfelwand zu haben. Wir verlassen das Band (gerade weiter als Fluchtweg hinaus zur Nordostschulter) bald rechts hinauf und können uns beinahe nach Belieben über ausgesetztere Rippen oder eingeschnittene Schluchtkamine emporarbeiten zum Gipfelkreuz.

Der markierte Abstieg hinunter ins Drautal zieht sich dann noch ganz schön, falls man nicht schon unten in den Gasthäusern der Unholdenalm bei einem holden Blonden oder Weißen hängen bleibt.

 noch im Mondlicht vor Tagesanbruch steigen wir den Lavanter Graben hinaufdie entscheidenden Etappen, soweit sie vom Einstieg aus zu sehen sinddie freundlichen Einstiegsschrofen mit ihren vereinzelten roten Punkten (beispielsweise rechts unterhalb von Ulli) ...... leiten bald hinauf in die versteckte Rinne; auch hier meist guter Felsoben an den Begrenzungsfelsen vor dem Schluchtgraben nicht dem begrünten, überdachten Band folgen, sondern vorher links hinausvom Schrofenkamm geht's links hinein ...... in die Schlucht unter dem 1. Schneefleckvorbei an abenteuerlichen Eisgebilden ...... suchen wir unseren Weg ans LichtAusstieg aus dem Randklüftelabyrinth am oberen Rand des 1. Schneeflecks, gegenüber das Keilspitzmassivam folgenden Bändersystem quert man längere Zeit nach Osten ...... bis unter den 2. Schneefleck, von dem heuer nichts mehr zu sehen ist; rechts oberhalb Ullis Helm die aufsteilenden Fluchten der Ellerplattedas Eck, an dem sich die Wege scheiden: in Ullis Blickrichtung die Querung ins Rinnensystem der Originalroute der Erstbegeher, gerade hoch die geniale Variante Rudi Ellersim schmalen Plattenstreifen der rechten Bildhälfte der gewundene, schützengrabenartige Kamin, der uns auf Höhe des nächsten Aufbaus nach  links ...... in die Wandbucht mit der weißen Platte entlässt; Ulli ist schon höher als sie müsste - dort oben befindet sich ein Stand mit 2 Schlaghaken, offenbar für eine neuere Variante? - In der Folge quert Ulli auf uns zu ...... und steigt durch den kurzen überhängenden Winkel aus ...... zum Beginn der langen Verschneidungnur im oberen Teil erreicht sie den satten 3. Gradam Stand am Ende der Verschneidung, einem kleinen kanzelartigen Absatz; Erich klettert gut 40 m gerade hinauf, bis sich die Riesenplatte noch weiter aufsteilt und eine bandartige Leiste die Verschneidung links erreichen lässt, diese Seillänge ist die moralisch anspruchsvollste der gesamten Tour, weil Zwischensicherungen schwer zu finden oder zu legen sinddrei Seillängen weiter oben steigt Ulli aus der Ellerplatte - schon oberhalb des 3. Schneeflecksweiter hinauf auf einer schmalen Trennungsrippe rechts der Schlucht; weiter oben verlassen wir den Originalweg und klettern ...... von der Rippe wenige Meter hinunter in die Schlucht und durch den Höhlenschlund (Wandbuch) hinaus aufs Fluchtwegbandvon dort sucht man sich seine kreative Privatvariante durch die restlichen 300 Höhenmeter der Gipfelwandnicht zu fassen - das Kreuzleicht gezeichnet, aber glücklichPanorama vom Hochstadel gegen Westen; durch dieses Gipfelgewirr führt der berühmte Dreitörlweg zur Karlsbader Hütte hinüberim NW reicht der Blick vom höchsten Berg der Gailtaler Alpen bis zur Sonnenstadt Lienzim NO Freiung (s. Archiv), Drautal, der Auslauf der Kreuzeckgruppe und zuletzt die GoldbergeAbstieg am Ostkamm gegen das Drautalhinter den herausfordernden Zacken der Unholden die höchsten Berge der Schobergruppebeim Hochstadelhaus ist etwa Halbzeit bis ins Talder kürzeste Weg zurück zum Auto führt über den aussichtsreichen, sehr steilen Zabarotsteig (A/B), der in seiner Anlage an den Wasserfallweg im Gesäuse erinnertein langer Tag; Tiefblick auf die Drau
(01.08.2018)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Peterka/End: AV-Führer Lienzer Dolomiten. München: Rother; leider längst vergriffen, manchmal noch in Antiquariaten oder im Internet zu finden.
Stocker: Longlines. Köngen: Panico Alpinverlag 2014. Behandelt nur den NW-Pfeiler, bis zum 1. Schneefeld aber mit unserer Nordwand ident - brauchbares Topo für den Zustieg.

Kl. Gamswiesenspitze, 2454 m. Untere Gamsplatte/obere NO-Kante, 4+

Klassische und moderne Spuren auf einen pikanten Kletterzapfen.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg 900 Hm, davon Zustieg ca. 600 Hm + 7 Seillängen (knapp 300 Hm).

P Lienzer-Dolomiten-Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - Insteinhütte - Marcher-Gedenkstein - Gamswiesensandte - Kombination Untere Gamsplatte (4 SL)/Obere NO-Kante (3 SL) auf den Ostgipfel - Abstieg über den versicherten SO-Grat (Normalweg) - Kerschbaumertörl - Steig Richtung Karlsbader Hütte - Gedenkstein - Lienzer-Dolomiten-Hütte.

ÜbersichtKarteunsere Klettertour mit dem Abstieg übers Kerschbaumertörl von NO (aus der Bügeleisenkante)morgens in der Laserz, links die Kleine Gamswiesenspitze; wir klettern über den mittleren der drei schmalen Plattenstreifender Ostgipfel der Kleinen von der Großen Gamswiesenspitze; der linke Rand des schmalen, aufgestellten Plattenrechtecks ist die klassische NO-Kante, durch die rechte Hälfte verläuft die moderne „Gamsplatte“

Unsere elegante Kombination steht von den Kletterschwierigkeiten her etwa in der Mitte zwischen zwei weiteren Topklassikern im Laserzkessel, der leichteren, dafür längeren Bügeleisenkante und dem Neoklassiker Laserzgeischt. Der Spurwechsel auf halber Höhe ist kein Sakrileg: Im Jahr 1939 haben die Erstbegeher (Thaler/Leinweber) die Nordostkante auf halber Höhe verlassen und gleich rechts daneben in der Direkten Nordostwand weitergemacht. Die berauschend schöne obere Kante wurde nachträglich von Lienzer Kletterern ergänzt. Den direkten Einstieg für die Nordostwand - und damit die Gamsplatte in der heutigen Form - schufen Zambra und Ekardt erst im Jahr 2005. In den kompakten Schilden sind die Haken - wie in den Lienzer Dolomiten so oft - ziemlich weit gesetzt und manchmal schwer auszumachen. - Insgesamt ein gelungener Mix aus zwei Lieblingsmustern jedes Kletterers: im ersten Akt spannendes Plattenschleichen und als Finale ein klassischer Schiffsbug à la Roggalkante im Lechquellengebirge.
Für Klettersteiggeher gehört die Überschreitung beider Gamswiesenspitzen über den „Madonnenklettersteig“ zum Pflichtprogramm.

 beim Marcherstein (darüber Seekofel und Teplitzer Spitze) verlassen wir die Straße und halten uns rechts hinunter ...... zur Gamswiesensandteam Einstieg zur GamsplatteErich in der 1. SeillängeUlli vor dem 1. Standhomogene Kletterei auch in der 3. Seillängeauf dem großen Absatz in Wandmitte überkreuzen sich die beiden Anstiege: rechts hinüber die Fortsetzung der Gamsplatte (ehemals Direkte Nordostwand), gerade hinauf die obere Nordostkante, der wir folgengleich zu Beginn der 5. Seillänge eine nette Verschneidungdie Kante schaut so einladend herunter, ...... dass man es kaum erwarten kann an ihr hinaufzuturnenauch das kleine Kantendach lässt sich spielerisch überwindenUlli im obersten Kantenteil ... ... und am AusstiegGipfelblick nach Osten auf Sandspitzenkamm (s. Archiv Bergsteigen) und Karlsbader Hüttegleich gegenüber die Große Gamswiesenspitzeim Westen die weitläufige Kerschbaumeralm; Weittalspitze und Kreuzkofel im Archiv Bergsteigenim Süden der stolze Simonskopf, dessen Ostwand tatsächlich mit Snowboards befahren wurdeüber den versicherten Normalweg geht's ins Kerschbaumertörl hinunter
(03.08.2018)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.

Kl. Laserzwand, 2568 m. W-Kante („Bügeleisenkante“) 3+ -
Gr. Laserzwand, 2614m - Schöttnerspitze, 2633 m

Ein zahmer Klassiker in den Lienzer Dolomiten.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg gesamt 1200 Hm, davon Zustieg ca. 750 Hm + gut 1 Dutzend Seillängen (Kantenhöhe 325 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - Rudi Eller Steig: N-Flanke auf den Weißstein - Weißsteinsattel- und -alm - NW-Kamm Auerlingköpfl - Ü Bromachnocke - Zellinschartl - Hohes Törl (zuvor kann man als Draufgabe die Piccola Ferrata (B/C) über die Zellinköpfe mitnehmen, 80 Hm, 200 Klettermeter) - kurzer Abstieg zum Einstieg (Tafel) der Bügeleisenkante - Ausstieg beim Laserzwandsattel - Kl. Laserzwand - Ü Gr. Laserzwand - Ü Schöttnerspitze - Abstieg kurze S-Flanke zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Insteinhütte - Lienzer Dolomiten Hütte.

ÜbersichtKartedie Bügeleisenkante erscheint vom Aufstieg zur Karlsbader Hütte tatsächlich nur als Grat

Hubert Peterka bezeichnet sie im legendären, längst vergriffenen AV-Führer als beliebteste Kletterfahrt im Bereiche der Karlsbader Hütte.
Sie ist Jahrzehnte berühmt als ideale Kletterei, ist es noch heute. Dieses Lob stammt von Walter Pause, dem Ahnherrn der alpinen „Best-of“-Literatur.
Auf die Bügeleisenkante, also den Westgrat auf die Kleine Laserzwand, haben wir uns kurz entschlossen als Ausweichziel eingeschworen - aufgrund der herrschenden Gewitterneigung wollten wir dem benachbarten Laserzgeischt keine Gelegenheit zum Spuken geben. Rückblickend gesehen gibt es an dieser Entscheidung nichts zu bedauern: Einem abwechslungsreichen Zustieg mit Klettersteigoption folgt ein wirklich empfehlenswerter Hauptgang in beststrukturiertem, kletterfreundlichem Fels. Von den 62 im Jahr 1970 angebrachten „Theniushaken“ - eine Besonderheit der Lienzer Dolomiten - sind noch jede Menge erhalten. Dazwischen finden sich oft mehr als ausreichend Bohrhaken und Kettenstände, sodass auf dem architektonisch durchwegs ansprechenden Grat eigentlich nur reine Freude aufkommen kann. Als Nachspeise hinter dem Laserzwandsattel bietet sich wieder eine ganze Palette von Möglichkeiten: eine der kurzen, aber feinen Anschlusstouren auf den Roten Turm, der lange Klettersteig bis über die Sandspitzen oder eben nur der kurze Abstecher hinüber auf die Gr. Laserzwand und die Schöttnerspitze.

frühmorgens auf der Weißsteinalm; im Westen der fünftürmige Spitzkofel-Nordgrat, das obere Drautal und die Villgratner Bergeim Süden das beeindruckende Hufeisen der Laserzam Fuß der berühmten Nordwand führt der teils versicherte Rudi Eller Steig hinauf ins Hohe Törl; nicht weit dahinter wartet die Kantedie Zellinscharte hinter dem Auerlingköpfl (s. auch Archiv Schitouren)nach der Scharte leitet eine versicherte Verschneidung hinauf ...... zu jener breiten Rampe, die im Hohen Törl gipfelt; Blick von den Zellinköpfen, deren kurzweilige Überschreitung auf der „Piccola Ferrata“ als Variante des Rudi Eller Wegs zu empfehlen istauf dem Hohen Törl, Blick übers Lienzer Becken nach NOauf der anderen Seite nur wenige Schritte abwärts ...... stehen wir unvermittelt vor dem Ziel (die runde Kante rechts der Bildmitte)nicht zu übersehen die gelbe Einstiegstafeldie 2. Seillänge; Erich erreicht nach dem Quergang soeben den Stand auf der Abbruchkante zur WestschluchtUlli im Quergang; am Einstieg versammeln sich die nächsten Aspirantenneben den vielen legendären Theniushaken, welche die Verwendung von Expressschlingen überflüssig machen sollten, ist genügend modernes Material vorhandendie griffige 3. Seillänge führt aus der schattigen Westschlucht ...... auf die Kantenschneide hinaus; hinter Ullis Rucksack ein Kletterer am 1. Stand der Route „Laserzgeischt“, 6, durch die SW-Wand der Gr. LaserzwandGegenschuss auf die Szene vom 3. Stand des „Laserzgeischt“ gleich gegenüberBlick von der Kante gegen SW in die Laserzetwas weiter oben quert man noch einmal einen großen Gratturm in der Nordseite und betritt mittels Spreizschritt abermals die Kante - ...... vom 5. Stand des „Laserzgeischt“ schaut das so ausin der Folge wird die Kante dann bis zum Ausstieg nicht mehr verlassenbei solchen Bildern drängen sich Erinnerungen an die etwas schärfere Roggalkante im vorarlberger Lechquellengebirge auf (s. Archiv) über einem deutlichen Absatz bäumt sich wie eine 100 m hohe Säule ...... der letzte Akt der Bügeleisenkante aufAusstieg kurz unterm LaserzwandsattelGipfelblick gegen Osten; ab dem Laserzkopf führt der „Panorama-Klettersteig“ (C) über alle Zacken hinweg bis auf die Sandspitzen (s. Archiv Bergsteigen) ...... und hinunter zum Laserzseedie Karlsbader Hütte - ein Stützpunkt für viele Klettereien der Sonderklassegegenüber im Norden - getrennt durch die gewaltige Westschlucht - die Gr. LaserzwandBlick von der Großen Laserzwand gegen Westenim NW die Gabel der beiden wichtigsten Flüsse Osttirolsim Norden das breite Gipfelmeer der SchobergruppeDetail zentrale Schobergruppe mit dem höchsten Berg Österreichs im Hintergrundwir treten langsam den Heimweg an, nicht ohne vorher noch der Schöttnerspitze (kleines Hörndl vor dem Roten Turm über Ulli) einen Kurzbesuch abzustattender für heute höchste Punkt ist mit geringem Aufwand zu erreichenUlli hat wieder einmal ihre Privatvariante gefunden, der Kletterer über ihr ist 75 und hat vor drei Jahren zusammen mit zwei Kollegen ...... das Gipfelkreuz auf der Schöttnerspitze errichtetAbstieg zur Karlsbader Hüttevon der Hütte wandern wir durch die Laserz zurück ...... in Richtung Lienzer Dolomiten Hütte; ein letzter Blick auf die Bügeleisenkante genau in Bildmitte
(20.08.2016)

Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.
Tourismusverband Lienzer Dolomiten: Klettersteige & Plaisirrouten. Tristach: Zlöbl.
Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984 (vergriffen)

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