Moorea, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien. Aufstieg 800 Hm.
Reiseinfos – Mouaputa – weitere Touren in Französisch Polynesien
Auf einem riesigen Wasserteppich von der Größe halb Europas verteilen sich locker fünf Archipele mit 118 Inseln und Atollen. Zusammen genommen bringen sie es gerade einmal auf die Landfläche des Burgenlandes, auf der insgesamt eine Viertel Million Menschen leben. Die extrem freundlichen Leute wirken gelassen und unbeschwert, hat man doch in der Regel alles, was man für ein gemütliches Leben braucht. Fischereiflotten wird man in diesem Teil des Pazifik lange suchen, außer regelmäßiger Fährverbindungen zwischen den paar größeren Inseln existiert kaum Schiffsverkehr. An Land werden keine Düngemittel eingesetzt – so nahe am Äquator sind die Früchte ohnehin rund ums Jahr zu ernten. Schweine werden mit reifen Mangos gefüttert; braucht man ein Pferd, geht man in die Berge und holt sich eins.
Französisch Polynesien – eines der letzten Paradiese auf Erden.
Einziger Wermutstropfen für Besucher ist das relativ hohe Preisniveau, nicht gerade wie in Skandinavien, aber schon in die Richtung. All die Selbstversorger außerhalb der quirligen Hauptstadt Papeete (ca. 30.000 Einwohner) kümmert selbst das scheinbar wenig, nach dem Motto: Steht ein Avocadobaum in deinem Garten, wirst du nie Hunger leiden.
Das französische Überseegebiet hat eine eigene parlamentarische Verfassung und gehört nicht der EU an, Staatsoberhaupt und Regierungschef ist allerdings der französische Präsident. Zurzeit bekommt man für 1 Euro etwa 120 XPF (Pazifische Franc).
Ein schneller Weg von Europa auf die andere Seite der Welt (Zeitdifferenz 11 Stunden) führt mittels Air France von Paris in 23 Stunden mit derselben Flugnummer über Los Angeles nach Papeete/Tahiti. In LAX muss man während des Zwischenstopps von gut zwei Stunden die US-amerikanischen Durchreiseformalitäten über sich ergehen lassen. Vorab kostenpflichtiger ESTA-Antrag übers Internet (Electronic System for Travel Authorization) erforderlich.
Während Reisen zwischen den größeren Gesellschaftsinseln kein Problem darstellt, dünnen die Verbindungen zu den entlegenen Archipelen stark aus bzw. sind oft bis auf sporadische Versorgungsschiffe gar nicht mehr vorhanden. Manchmal wartet man als Individualreisender mehrere Wochen auf eine günstige Transportmöglichkeit zur Nachbarinsel.
Eine großartige Option bietet hier die relativ kleine Aranui (Großer Weg, mit Platz für 230 Passagiere, speziell im etwas feuchteren Winter der Südhalbkugel manchmal nur halb belegt), eine speziell konzipierte Mischung aus Fracht- und Kreuzfahrtschiff, welches periodisch auch Inselgruppen am Ende der Welt wie Marquesas, Australes oder Pitcairn anläuft und mit Bedarfsgütern aus der „zivilisierten“ Welt versorgt. Nicht gerade billig, dennoch auf alle Fälle preiswert.
Neben der faszinierenden Kultur der Polynesier samt jeder Menge archäologischer Ausgrabungen erwarten uns unbeschreibliche Schnorchelerlebnisse – Schwimmen im Aquarium bei annähernd Badewannentemperatur; mit etwas Glück trifft man nahe am Strand auf Mantas und die harmlosen Riffhaie.
Überraschend ist auch das Angebot für Wanderer und Bergsteiger (nicht auf den flachen Atollen der Tuamotus!), selbst im sogenannten Winter, der etwas mehr Niederschlag bringt als der Rest des Jahres. Anders wie bei uns kommt das Wetter von Südosten, ein guter Teil des Passatregens entlädt sich über dem schroffen Inneren der Hauptinsel Tahiti mit Bergen über 2000 m Höhe. Besonders in der feuchten Jahreszeit sind daher die Bedingungen für Bergtouren schon im kaum 20 km entfernten Moorea oft deutlich günstiger. Meist bewegt man sich im dichten Dschungel, abseits begangener Pfade ist man chancenlos. Eine Ausnahme bildet die Marquesasinsel Ua Pou, wo es seit Jahren nicht mehr geregnet hat und man stellenweise auch im weglosen Gelände vorankommen kann, s. Kuatau. Ansonsten sollte man immer ein Auge aufs Wetter haben: Erdige Waldsteige an Steilhängen und oft ausgesetzten Gratschneiden können sich unter sintflutartigen Wolkenbrüchen schnell in unkontrollierbare Rutschbahnen verwandeln und unter Umständen einen Abstieg unmöglich machen.
All unsere Touren in der polynesischen Inselwelt findet ihr im Anschluss an den Bericht, nun aber auf zum ersten Dschungelabenteuer.
Mouaputa
P am nördlichen Siedlungsrand von Afereaitu, dem Verwaltungszentrum der Insel: auf der Inselringstraße von Osten in Richtung Zentrum, nach der Apotheke unmittelbar hinter der zweiten Brücke rechts ab und bis zum Ende der befahrbaren Piste – Steig zum schönen Vaioro-Wasserfall. – Ca. 5 min. am Steig zurück und auf unscheinbarer Steigspur über den Bach, orogr. rechts Steinmann – über eine steile Waldstufe umgeht man den Wasserfallkessel links (westlich) – Dschungelhochtal mit mehreren Bachüberquerungen und einer versicherten Felsstufe – SO-Flanke mit mehreren Hundert Metern Fixseil – sehr steiler Ausstieg links des Felslochs an zwei parallelen Fixseilen auf die kleine Gipfelfläche.
Unweit des höchsten Punktes durchbricht eine weithin sichtbare, klaffende Öffnung den schmalen Gipfelgrat des formschönen Berges. Die Legende erklärt dieses Phänomen folgendermaßen:
Irgendein junger Götterlümmel wollte dereinst Moorea heimlich in seinen Besitz bringen. Bei Nacht und Nebel befestigte er dreist ein Seil an einer Bergspitze dieses Inseljuwels, dessen landschaftliche Schönheit dem viel gepriesenen Bora Bora kaum nachsteht, und machte sich daran, das Eiland einfach abzuschleppen. Allerdings ertappte der Göttervater den Flegel rechtzeitig und schoss wutentbrannt einen Pfeil hinterher, der glatt das Loch im Mouaputa hinterließ …
Nicht der höchste, aber vielleicht der lohnendste Gipfel auf Moorea. Der hauptsächlich durch dichten Dschungel führende Anstieg auf den großartigen Aussichtsberg ist verhältnismäßig kurz und abwechslungsreich. Zwar fehlen die für viele Südseezapfen typischen schmalen Grate, dafür lässt der annähernd senkrechte Ausstieg Alpinistenherzen höherschlagen. Hervorragende Rundumsicht von der allseits steil abbrechenden, schmalen Gipfelplattform – hier finden nicht viel mehr als 10 Personen Platz – zur Nachbarinsel Tahiti, auf den Nachbargipfel Rotui und die anderen bizarren Inselberge.
Literatur: Schyma: Reise-Handbuch Südsee. Ostfildern: DuMont 2019.
Kay: Tahiti & French Polynesia. Lonely Planet.
Melville: Taipi (original Typee). Ein Blick auf polynesisches Leben. Ein besonders für Dschungelkämpfer und Ethnologen empfehlenswerter Erlebnisbericht von der Marquesasinsel Nuku Hiva vom Autor des Moby Dick aus dem Jahr 1846.
Melville: Omu (original Omoo, veröffentlicht 1847). Erlebnisse des Autors auf Tahiti und Moorea. - Beide Romane in einem (satztechnisch allerdings katastrophalen) Band: ISBN 978-80-272-6544-2.OK Publishing 2022, printed in France by Amazon.
Weitere Touren in Französisch Polynesien:
Aorai (Bergtour, Tahiti, Gesellschaftsinseln)
Hiva Oa und Tahuata (Bergtour und archäologische Stätte, Marquesas)
Kuatau (Bergtour, Ua Pou, Marquesas)
Moorea – rund um die Insel (Gesellschaftsinseln)
Nuku Hiva – quer durch die Insel (Marquesas)
Rangiroa und Fakarava (die beiden größten Atolle der Tuamotus)
Rotui (Bergtour, Moorea, Gesellschaftsinseln)
Tahiti – rund um die Insel (Gesellschaftsinseln)
Teamotua (Überschreitung von Omoa nach Hanavave, Fatu Hiva, Marquesas)
Ua Huka – die Südküste (Marquesas)