Mallos de Riglos, „Camino del Cielo“

Sanfter Himmelsweg im nordspanischen Klettermekka.

Westl. Vorpyrenäen, Sierra de Loarre, Aragón. Aufstieg 400 Hm.

Reiseinfos Spanien - Mallos de Riglos - weitere Touren in Spanien und Portugal

Im Frühjahr haben wir in einer Zeitspanne von mehr als fünf Wochen die Iberische Halbinsel umrundet und - überwältigt von all den Erlebnissen und Erfahrungen wieder zu Hause angelangt - diese Fahrt gleich weit oben in unserem Ranking angesiedelt. Die Scheu vor der weiten Anreise durch Italien und Frankreich - bislang sind wir nur mit dem Flugzeug nach Spanien gekommen - haben wir endgültig abgelegt. Welche Route auch immer man wählt, die Vielfalt der Möglichkeiten an Wanderungen und Klettereien, all die kulturellen Sehenswürdigkeiten, Naturparks oder Badeplätze verkürzen die Strecke gefühlsmäßig erheblich und machen sie zu einem wichtigen Bestandteil der ganzen Reise (im Tourenregister ganz unten sind auch Vorschläge für die Anfahrt enthalten).
Die Iberische Halbinsel selbst ist beinahe ein Kontinent für sich. Das Preisniveau ist im Vergleich zu Mitteleuropa eher angenehm. Die Dichte der Optionen an Besichtigungen oder Unternehmungen aller Art steht dem reichen Angebot am Balken oder auf dem italienischen Stiefel um nichts nach. Nicht einmal (oder besser gesagt: schon gar nicht) in touristisch weniger erschlossenen Gegenden wird man sich je langweilen oder leere Kilometer zurücklegen. Gerade die international bekannten Baderegionen haben wir gelernt zu meiden - die gesamte Ostküste etwa ist bis auf vergleichsweise wenige Abschnitte gnadenlos verbaut und durch die immense Tourismusindustrie auch soziologisch beeinträchtigt. Städtetouristische Hotspots wie Barcelona, Valencia, Sevilla oder Granada haben sich erstaunlicherweise ihren Charme erhalten können.
Ambivalente Erinnerungen hegen wir lediglich an das weltberühmte Pilgerziel Santiago de Compostela und den Jakobsweg insgesamt: Kam in der Stadt mit ihrer fantastischen Kathedrale vor 30 Jahren durchaus noch etwas von weihevoller Stimmung auf, ist heutzutage das enttäuschende Geschäft mit der Gläubigkeit kaum mehr zu übersehen. Fast jede einzelne spanische Provinzstadt wirkt auf uns stimmungsvoller als Santiago. Vom Jakobsweg ist Ähnliches zu berichten: Die meisten Pilgerheerscharen kämpfen sich Hunderte Kilometer über verkehrsreiche asphaltierte Straßen und durch fragwürdige Unterkünfte ans Ziel und ignorieren die parallel verlaufenden, traumhaft einsamen Gefilde der Costa Verde oder des bezaubernden Hinterlandes (Picos de Europa etc.). Man muss schon tief religiös sein, um all das ausblenden zu können.
Das touristische Niemandsland in den Gebirgen und an den Küsten birgt immer wieder große Überraschungen. Die bekannten Bilder von der Costa Brava bis zur portugiesischen Algarve werden oft von den menschenleeren Gestaden zwischen Costa Vicentina und Costa da Morte an der Westküste in den Schatten gestellt. Immer wieder bringen wir in unseren Berichten (s. ganz unten) auch Bilder von der Reisestrecke zwischen den einzelnen Touren, um die Eindrücke der großen Runde zu vervollständigen.
37 Reisetage (9834 km), davon 30 Tourentage (9600 Höhenmeter im Aufstieg, 18 Klettergebiete), 27 Übernachtungen in der Wildnis, 10 im Hotel.

Mallos de Riglos

P Riglos - Camino del Cielo gegen den Uhrzeigersinn (die Variante kürzt den Aufstiegsbogen ab, verlangt aber auf den Steigspuren und in ausgewaschenen Rinnen etwas Kletterfertigkeit) - N-Band/O-Flanke auf die höchste Erhebung, ca. 1100 m - vom Sattel Abstieg durch den Circo de Los Mallos zurück nach Riglos.

unsere Umrundung der Iberischen HalbinselÜbersicht RiglosKarte Mallosbei der Anfahrt entlang des Pyrenäen-Südrandes kommen wir durch das einzigartig schön gelegene Maurenstädtchen Alquézardie gotische Kathedrale von Huescadas Castillo de Loarre liegt am Fuß eines kleinen Klettergartens mit Aussicht aufs Ebro-Becken

Die spanischen Vorpyrenäen stehen den französischen an szenischer Dramatik gespickt mit herausragenden Baudenkmälern um nichts nach. Bei der Abfahrt aus Andorra - der Größe nach die Nummer eins unter den sechs europäischen Zwergstaaten - in Richtung Katalonien und Aragón zwängen sich die gut ausgebauten Straßen durch eine Kette von spektakulären Klettergebieten. Auch am Südrand der Berge, von wo die weiten Ebenen tief nach Zentralspanien hineinziehen, lässt die Dichte an Sehenswürdigkeiten nicht nach: kleine verträumte Städtchen in pittoresker Lage, allen voran das maurische Dorf Alquézar, größere, betriebsame Provinzstädte wie Huesca, eine Unzahl von romantischen Castillos wie etwa Loarre und endlich die vielen bizarren Ensembles aus weißen Dörfern vor wilden Felsstrukturen wie Agüero oder eben Riglos - der Talort unserer Tour. Die berühmten Mallos sind orange-graue Felsmonumente, die mit erschreckender Steilheit über den Dächern von Riglos in den Himmel schießen. Von der Ferne erinnern sie an die wildesten Teile der Dolomiten; legt der Kletterer Hand an den vielleicht ungewohnten, fest gepressten Konglomeratfels, dann merkt er gleich, dass die Herausforderungen, aber auch die Freuden hier ganz andere sind als im Kalkgestein. Unser „Himmelsweg“ umrundet das Hauptmassiv dieser gewaltigen Fantasieburgen, von der Rückseite finden wir eine Steigspur auf dessen höchsten Punkt.

nur wenige Kilometer weiter westlich taucht plötzlich ein nordspanisches Kletterparadies auf; den grauen Walbuckel über den orangen Zinnen wollen wir ersteigenin traumhafter Lage: Riglos; auf dem „Himmelsweg“ umrunden wir das Hauptmassiv gegen den Uhrzeigersinn, erklimmen von hinten den höchsten Punkt und erreichen durch die schmale Bresche links wieder den OrtLuftaufnahme vom Camino del Cieloanfangs queren wir am Fuß der teilweise überhängenden Konglomeratwände hinüber zu den offenen Hängen; links unten eine Seilschaft im Sektor Viseraüber ausgeprägte Steigspuren mit kleinen Klettereinlagen (Variante) oder den etwas weiter ausholenden Wanderweg erreichen wir nach gut 300 Hm den aussichtsreichen Sattel auf der Rückseite; Blick hinunter in den Circo de Los Mallos, durch den wir nach dem Gipfel absteigen wollenüber ein verstecktes horizontales Band in der kurzen NO-Wand ...... erreichen wir den höchsten Punkt von Südosten; die vorgelagerten Schuttbuckel sind die Spitzen der orange-grauen Kletterpfeiler oberhalb des Orteszurück am Sattel keinesfalls den verlockenden Steigspuren direkt hinunter in den Circo de Los Mallos folgen, ...... da man sonst oberhalb dieser Abbrüche landet und die mühsamen Schuttriesen zurück hinauf mussFire - der westliche Begrenzungsturm des Circoauf der linken Seite die Nordwand des Pisónganz unten am Auslauf des Circo die fotogene Engstellenoch wenige Schritte und der Kreis schließt sich ...... bei den Häusern von Riglosals Kletterer nach Riglos zu kommen und hier nicht zu klettern, geht gar nicht; Ronja versucht im Sektor Volaos ...... die gestaffelten kleinen Überhänge eines Baseclimbs zu überlistenin der Nachbarschaft von Riglos - hier von Westen - ...... gibt es gleich noch so ein wildromantisches Dorf-Fels-Ensemble; Agüero mit der romanischen Iglesia de Santiagoauf dem Weg ins Baskenland streifen wir die romantischen Gestade des Embals (Stausees) de Yesa ...... und landen zur Nacht gleich darüber im Monasterio de Leyre - in anmutiger Landschaft unter einer Kalksteinklippe gelegen -, wo uns die Benediktiner mit gregorianischen Chorälen ...... und einem vorzüglichen Abendessen verwöhnen
(02.05.2017)

Weitere Touren in Spanien und Portugal:

Agulles de Santa Águeda (Serra d'Orpesa, Costa del Azahar)
Cañones del Eliche. - Castillo de Otiñar (Sierra de Jaén, Andalusien)
Costa da Morte (Küstenwanderungen, Galicien)
Creu del Cardenal - Cavall Bernat (Serra de la Murta, Valencia)
El Chorro - Caminito del Rey (Sierra de Huma, Andalusien)
El Torcal de Antequera - Ruta Amarilla (Sierra Subbética, Andalusien)
Gaztelugatxe (Baskische Küste)
Gibraltar - The Rock (Andalusien)
Maigmó (Alicante)
Miranda de Sant Jeroni (Sierra de Montserrat, Katalanisches Küstengebirge)
Moles del Don, „Tintín a les Moles“, 4+ (Klettertour, Serra del Coc, Parc Natural dels Ports, Katalonien)
Muntanya de Sant Joan (Muntanyes de Prades, Katalonien)
Muntanya de Santa Bàrbara (Serra de Paüls, Katalonien)
Peñon de Ifach (Costa Blanca, Calpe)
Pico da Garita (Costa da Morte, Galicien)
Picu Pienzu (Sierra del Sueve, Asturisches Küstengebirge)
Portugal - Küstenwanderungen
Roca Corbatera
(Serra de Montsant, Katalonien)
Roques de Benet (Serra del Coc, Parc Natural dels Ports, Katalonien)
Spanien - Klettergebiete
Urdónschlucht-Tresviso (Picos de Europa, Kantabrien)

Auf der Anfahrt:

Finale Ligure (Klettergärten, Ligurischer Apennin; Italien)
Frankreich - Klettergärten im Süden
La Grande Caume (Provencalische Alpen, Alpilles, Frankreich)
Montségur und weitere Katharerburgen (Östl. Vorpyrenäen, Frankreich)
Rocca Sbarua, „Torinesi“, 5c+ (Klettertour, Cottische Alpen, Italien)