Archiv Bergsteigen

Hier findest du Wanderungen, Berg- und Hochtouren, auch leichte Klettereien bis zum 3. Schwierigkeitsgrad, fallweise mit Verwendung des Gleitschirms als Abstiegshilfe. Alle Gipfel sind alphabetisch geordnet, über die Suche kannst du deine Wünsche gezielt ansteuern.

Antsirabe - Stadtrunde (Zentrales Hochland/Madagaskar)

Antsirabe - Stadtrunde

Von Antananarivo zum großen Fluss.

Zentrales Hochland, Madagaskar.

Reiseinfos Madagaskar – Antananarivo-Antsirabe-Tsiribihinaweitere Touren in Madagaskar

Madagaskar, das Land, wo Vanille und Pfeffer wächst, ist die viertgrößte Insel der Welt, 1600 km lang, bis zu 600 km breit, hat beinahe die siebenfache Fläche Österreichs. Aufgeteilt in 22 Regionen beherbergt das riesige Eiland 18 verschiedene Volksgruppen, die über die Sprache Malagasy eine gemeinsame Identität ausgebildet haben.
Währung: Ariary, zu wechseln vor Ort, Euro oder US-Dollar, 1 € ca. 4.600 Ariary (2025).
Vor 150 Millionen Jahren verabschiedete sich Indien von Afrika und verlor 60 Millionen Jahre später auf seinem Weg nach Nordost einen Teil seiner Landfläche – das heutige Madagaskar. Als eine der ältesten Inseln der Erdgeschichte nimmt sie in Bezug auf Flora und Fauna eine Sonderstellung ein: Sie weist eine ungeheure Artenvielfalt und Biodiversität auf, ein Großteil der Pflanzen und Tiere kommt überhaupt nur in Madagaskar vor.
Kurzer Steckbrief: 4800 km Küste, 43 Nationalparks, zweitgrößtes Korallenriff der Welt, an die 300 Vogel-, über 100 Lemuren- und 1000 Orchideenarten.
Allerdings ist diese Vielfalt dramatisch durch Abholzung, Brandrodung und anderen Arten von Lebensraumzerstörung bedroht. Zwar ist Umweltschutz in der Verfassung verankert, die Bewahrung der vielen Nationalparks und Schutzgebiete erweist sich aber aus verschiedenen Gründen als schwierig. So sind heute nur mehr 10 Prozent der einst fast flächendeckenden Bewaldung vorhanden, was zum Aussterben vieler Arten führt. Die UNO warnte 2021 vor dem Hungertod einer halben Million Menschen besonders im Süden Madagaskars, wo es seit vielen Jahren nicht mehr geregnet hat und der Boden unfruchtbar geworden ist. Viele Menschen ernähren sich dort im Wesentlichen von Kaktusfrüchten.
Die ehemalige französische Kolonie erhielt 1960 seine Unabhängigkeit und erlebte seither eine Reihe von Umstürzen unter mehr oder wenigen korrupten Staatschefs. Auch der momentane Präsident (mit französischer Staatsbürgerschaft) hat sich in der Bevölkerung kaum Freunde gemacht. Viele Madagassen sagen ihm nach, er hätte die Wahl gestohlen, würde nur in die eigene Tasche wirtschaften. Tatsächlich sind die Straßen und Pisten des Landes in einem katastrophalen Zustand, auf vielen Strecken darf man mit einem Stundenschnitt von 20 km/h rechnen, da seit 2009 keine Sanierungsarbeiten vorgenommen worden sind. Auf der an sich asphaltierten Nationalstraße Nr. 7, Hauptverbindung in den Süden, ist man wegen der unzähligen tiefen, scharfkantigen Schlaglöcher teilweise noch schlimmer dran als auf vielen Sand- oder Lehmpisten. Erst bei unserer Rückfahrt konnten wir zwischen Antsirabe und der Hauptstadt zögerliche straßenbauliche Maßnahmen ausmachen, die sofort zu gewaltigen Staus führen, da in den Reisfeldern keinerlei Umleitungsmöglichkeit existiert.
Trotz aller Schattenseiten ist die Insel auf alle Fälle eine Reise wert. Exotik in allen Bereichen, eine gelungene Mischung aus Afrika und Asien, unglaublich freundliche Bewohner, leckere Küche, Regenwälder, Traumstrände, landschaftlich unterschiedlichste Nationalparks bis hin zu den Bigwalls im Andringitra-Gebirge.
Dringend zu empfehlen - auch für ausgesprochene Individualisten - ist ein Auto mit Fahrer. Auf 3000 km sichteten wir grad einmal fünf Wegweiser. Straßenschilder sucht man vergebens, Fahrzeuge allein sind überdies wesentlich teurer anzumieten – aus dem einfachen Grund, da aufgrund der herrschenden Verhältnisse an die 70 % der vermieteten Autos Schaden nehmen. Wir drei haben mit einem perfekten Fahrer/Guide (Adolphe Rakotondravoavy, englisch und französisch, WhatsApp: 00261 326478554) die Südhälfte der Insel bereist und zählen diese anstrengende, aber ungeheuer abwechslungsreiche, teilweise expeditionsartige Tour zu unseren großen Abenteuern, die wir nicht missen möchten.
Madagaskar hinterlässt eine Spur in uns, die kaum jemals verschwindet.

Übersicht FlugÜbersicht SüdmadagaskarKarte 

Antananarivo-Antsirabe-Tsiribihina

Der eher komprimierte Zeitplan unserer gut dreiwöchigen Intensivtour durch den Süden ließ leider keine Zeit für eine ausgiebigere Besichtigung der Hauptstadt. Vor unserem Rückflug erklärten uns sowohl der Fahrer als auch der Leiter der Agentur vor Ort, dass wir dabei nicht viel versäumt hatten. Hingegen gilt Antsirabe (Hauptbetonung auf dem i, eine leichtere auf dem e), drittgrößte Stadt Madagaskars mit 250.000 Einwohnern als die schönste im Land. In der Tat hat der Stadtkern mit seinen Bauwerken aus der Kolonialzeit große Ähnlichkeit mit einer Kurstadt im europäischen Sinn. Ulli: „Das Bad Ischl Madagaskars!“
Während der Franzosenzeit war Antsirabe beliebtes Urlaubs- und Wochenendziel der begüterten Bewohner der Hauptstadt, welche gemütlich mit der Eisenbahn anreisten und die Vorzüge eines Thermenhotels sowie anderer Annehmlichkeiten genossen. Die Bahnlinie ist längst eingestellt, der gewisse Charme Antsirabes hat sich aber erhalten.
Der knapp 250 km lange Weiterweg nach Westen an den Fluss Tsiribihina gibt einen Vorgeschmack auf das Kommende. Die Straße Nr. 34 ist zwar großteils asphaltiert, weist aber bald unzählige Schlaglochzonen auf. Irgendwann erkennt man, dass es sogar auf unbefestigten Pisten meist schneller vorangeht. Die mindestens siebenstündige Autofahrt lässt sich aber dennoch gut verdauen. Immer wieder wechselnde landschaftliche Eindrücke und der Kontakt mit der Bevölkerung sind der Lohn für den nicht gerade bequemen Trip. Unser Fahrer Adolphe öffnet nicht nur an den Straßenständen mit Kaffee, Zuckerrohr, Avocados und anderen Leckereien Fenster, die ohne ihn verschlossen bleiben würden.
Nächste Etappe: Flussfahrt auf dem Tsiribihina.

Ankunft in Antananarivo; keinen Kilometer vom Flughafen entfernt ...... liegt das sehr empfehlenswerte Hotel Nosy Manga, auf Deutsch Blaue Insel; Dachterrasse mit Pool ..... und ein Interieur wie in einem Kunstmuseumdie Appartements sind reich mit Zeugnissen madagassischer Handwerkskunst ausgestattetvon stilechten Möbeln ...... bis hin zu Holzschnitzereien an allen möglichen Gebrauchsgegenständen ...... oder Spielzeug; gleich zu Beginn lüften wir das Geheimnis um den rätselhaften Code: THB - Three Horses Beer, die beliebteste Biersorte der Insel wird uns auf der 3000-km-Runde durch Südmadagaskar noch hunderte Male begegnenAntananarivo scheint für eine Hauptstadt recht rustikal durchwachsen; selbst einheimische Touristikexperten bestätigen den Mangel an außerordentlichen Sehenswürdigkeitendafür erzählt jeder nach kurzer Zeit vom ehrgeizigen 150-Millionen-Euro-Projekt des amtierenden Präsidenten Andry Rajoelina, ...... einer von zwei französischen Firmen errichteten 13 km langen Stadtseilbahn, welche auch von westlichen Medien als „entscheidender Meilenstein in der Geschichte des städtischen Nahverkehrs“ gepriesen wurdedie Mehrheit der Bevölkerung kann sich die Benutzung des neuen Verkehrmittels allerdings nicht leisten (umgerechnet 3€/Fahrt bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 50 €), verweist auf den katastrophalen Straßenzustand im ganzen Land (seit 2009 keine Sanierungsmaßnahmen) und verurteilt das „sinnlose Prestigeprojekt des Putschisten mit französischer Staatsbürgerschaft“wir verlassen Antananarivo nach Süden; flache Hochlandbecken (wir befinden uns auf über 1000 m Seehöhe) ...... mit vornehmlich landwirtschaftlicher Nutzung ...... wechseln mit gebirgigeren Abschnitten, ...... in denen die Menschen in archaischer Weise ...... Ziegel herstellen - eine weit verbreitete Art, zu ein bisschen Geld zu kommeneine weitere Einkommensquelle sind Flechtarbeiten ...... oder andere kunsthandwerkliche Erzeugnisse; spielen kann man auf der Geige allerdings nichtverblüffende Arbeitsbedingungen herrschen in dieser Aluminium-Recyclingfabrik in Ambatolampy auf knapp halber Strecke zwischen Antananarivo und Antsirabedie Arbeiter hantieren ohne jegliche Schutzmaßnahmen ...... barfuß mit dem über 700° heißen Schmelzgut ...... und stellen mit einfachsten Hilfsmitteln sowohl Gebrauchsartikel wie Kochtöpfe ...... als auch kunsthandwerkliche Erzeugnisse wie Baobabs oder Tierfiguren herauf der Nationalstraße 7 kommt der Verkehr häufig zum Erliegen, wenn Zebuherden aus dem Süden in oft monatelangen Gewaltmärschen nach Antananarivo zum Verkauf getrieben werdenunser sympathischer Fahrer Adolphe erweist sich nach kurzer Zeit als perfekter Führer und Mädchen für alleswo es Wasser gibt, gibt es Nahrung - das Hochland ist über weite Flächen mit gepflegten Reisterrassen überzogensobald wir uns auf den ermüdenden Fahrten die Beine vertreten ...... sind wir von wissbegierigen, aber unaufdringlichen Kindern umringtfür den Preis einer unreifen Avocado in unseren Supermärkten erhält man an madagassischen Straßen einen ganzen Kübel herrlicher Früchtenach 170 km und einer knapp sechsstündigen Fahrt erreichen wir Antsirabe, die schönste Stadt auf dem madagassischen Hochlandanfang August ist Winter auf der Südhalbkugel, auf dem Hochland können die Temperaturen bis gegen den Gefrierpunkt sinken; die beste Wahl ist wohl das Arotel - das einzige beheizbare Hotel in AntsirabeStadtplan Antsirabe mit der Lage des Aroteleines der architektonischen Prunkstücke der Stadt: der Bahnhof aus der Kolonialzeit hat überdauert, die Bahnstrecke aus der Hauptstadt nicht                              im Stadtkern hat Antsirabe das Flair einer Kurstadt; hier auf der Grand Avenuezahlreiche Fahrradrikschas werben um Fahrgästedas linke der beiden Denkmäler in Stadtmitte symbolisiert die madagassische Nationalhymne, im oberen Teil des rechten ...... sind die 18 Volksstämme der Insel dargestelltmitten in Madagaskar eine Kurstadt im europäischen Stil, ...... in der auch ein Hôtel des Thermes nicht fehlen darf; der Bau aus dem Jahr 1897 ist etwas in die Jahre gekommengleich hinterm Thermalbad (ebenfalls etwas renovierungsbedürftig, Privatbad im heißen Heilwasser 1 €) der Lac RanomafanaWestfassade der Kathedrale Notre Dame de la Salettealte Blechdosen und Angelschnüre: im Handwerkerviertel fertigt Mamy Rajamason kunstvolle Vehikel aus erstaunlichen Abfällengleich daneben handgefertigte Stickereien ...... und eine sinistre Hexenküche?hier werden Zebuhörner etwa 15 Minuten lang ausgekocht, damit sich das Innere von der Hülle löstmittels Schleifscheibe wird das Zebuhorn anschließend kunstvoll bearbeitetaus alten Jeansresten wird eine Polierscheibe gebastelt, ...... welche für den letzten Schliff ...... an den so entstandenen Kunstwerken sorgtgleich am ersten Abend laden wir Adolphe zum Abendessen ein - eine Praxis, welche wir während der ganzen Reise beibehalten werden; Adolphe fährt seit 35 Jahren durchs ganze Land, kennt es in- und auswendig und weiß die besten Plätzepasst gut zum köstlichen Dinner: madagassische Volksmusikam nächsten Morgen nehmen wir weitere 250 km bis an die Gestade des Tsiribihina in Angriff; Adolphe macht auf der tagesfüllenden Etappe bald eine ärmliche Behausung ausfindig, ...... wo Ulli einige aus Europa mitgebrachte Fleecejacken an ein paar Kinder verteiltauf der landschaftlich abwechslungsreichen Fahrt ...... decken wir uns mit Zuckerrohr ein, welches in kurze Stücke zerteilt wird ...... und sodann auf der Fahrt zerkaut und ausgesaugt werden kannimmer wieder ändert sich das Landschaftsbild; durch Brandrodungen soll der Boden fruchtbar gemacht werden für frisches Gras als Futter für die Zebussolche Brände geraten aber oft außer Kontrolle, ...... was in der Folge zu massiver Bodenerosion führen kann ...... und die Landschaft dramatisch verändertTermiten sind stammesgeschichtlich nicht mit den Ameisen, sondern mit den Schaben verwandt; ein Termitenstaat kann mehrere Millionen Individuen umfassenGoldwäscher bei der Arbeit an einem Hochlandflussdas Gelände fällt gegen Westen zu mit weiten Terrassen ...... in immer tiefere Lagen ab, bis endlich nach achtstündiger Fahrt ...... einer der Quellflüsse des Tsiribihina auftaucht - der Mahajilonach einem Tag im Auto sind wir erfreut über die Bungalows des Hotel Eden de la Tsiribihina in einer Art Oase im breiten Flusstalauffallend in jeder Hotelanlage: die HolzschnitzereienEinbäume als Handläufe: die nächsten zwei Tage werden wir auf dem Fluss verbringenobligat in allen folgenden Hotels: die Moskitonetze ...... und so manch nächtlicher Besuchchilliges Ende eines langen Tages ...... in Erwartung eines bemerkenswerten Flussabenteuers
(06.08.2025)

Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.

Weitere Touren in Madagaskar:

Tsiribihina. Flussfahrt von Miandrivazo bis knapp vor die Mündung in die Straße von Mosambik
Manambolo.
Einbaumfahrt und Höhlentour in der breiten Flussschlucht
Tsingy de Bemaraha. Klettersteig (A/B) durch die bizarren Karstformationen des Weltnaturerbes
Kirindy-Nationalpark und Baobab-Allee. Von Tierbeobachtungen im Trockenwald zu einem Wahrzeichen Madagaskars
Wilde Pisten entlang der Südwestküste. Morondava – Tulear – Hochland
Isalo-Nationalpark. Zwei Touren in spektakulärer Gebirgslandschaft mit tiefen Canyons
Caméléon. Bergwanderung, Andringitra-Gebirge
Tsaranoro - Grand Tour. Berg-/Klettertour, Andringitra-Gebirge
Anja-Reservat und Ranomafana-Nationalpark. Je eine Kurzwanderung im Hochland bzw. Regenwald

Addis Abeba – Stadtrunde (Äthiopien)

Addis Abeba – Stadtrunde

Erste Eindrücke aus der „Neuen Blume“.

Äthiopiens Metropole (vor Ort nur Addis oder Addis Ababa genannt, vierthöchstgelegene Hauptstadt der Welt, höchstgelegene Afrikas) ist ein schwer fassbares Konglomerat unterschiedlichster Zeiten, Kulturen und Völkern (84 Ethnien!). Schon allein ihre Lage in etwa 2500 m über dem Meer ist bemerkenswert. Nördlich des Zentrums erhebt sich der bewaldete, 3200 m hohe Entoto, in der Geschichte des Landes mehrmals königliche Residenz. Während einer Abwesenheit Menelik II. wurde es dessen Frau Taytu Betul dort oben anscheinend zu kalt und sie verlegte den Regierungssitz kurzerhand ins Tal – praktischerweise in die Nähe heißer Quellen. Nach der Rückkehr des Chefs befand dieser das neue Lager für einen geeigneten Ort zur Gründung einer neuen Hauptstadt – der „Neuen Blume“.
Heute hat Addis den Ehrgeiz, zur Drehscheibe des Kontinents zu werden – die Stadt ist bereits Sitz der UN-Wirtschaftskommission für Afrika und des Hauptquartiers der Afrikanischen Union. Bewegt man sich jedoch nur wenige Schritte weg von den großzügigen Verkehrsachsen mit ihren blitzenden Glaspalästen, findet man sich meist auf schlaglochübersäten Lehmpisten wieder und muss sich besonders im Sommer, wo die Niederschläge am heftigsten sind, im Hotel den Schlamm von den Schuhen waschen.
Wir haben die Stadt im August als Zwischenstopp für unsere Madagaskarreise besucht – die Ethiopian Airlines bedienen die Strecke Wien – Addis – Antananarivo. Das empfehlenswerte Hotel Lobelia in der Nähe des Flughafens (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, kostenloser Shuttle, fähige Fahrer und Führer (dringend zu empfehlen), z. B. Mr. Abay: WhatsApp 00251 91 1088052). In nur 27 Stunden haben wir einen umfassenden Einblick in die Sehenswürdigkeiten der Stadt sowie in Kultur, Kulinarik und Lebensweise dieses fremdartigen Landes erhalten.

Flugroute Wien - Addisdas Hotel ganz in der Nähe des Flughafens bietet ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis, ...... im angeschlossenen Kaffeehaus bereitet uns die Diskrepanz zwischen europäischer (oder gar amerikanischer) und der landesüblichen Kaffeekultur das erste Aha-Erlebniseine der Hauptverkehrsachsen durch die Stadt; unser ausgezeichneter Guide vom Hotel Lobelia, Mr. Abay, hat scheinbar sogar das Wetter im Griff und rät uns, erst einmal den 3200 m hohen Entoto im Hintergrund aufzusuchender Blick aus den Eukalyptuswäldern des Entoto über die regenverhangene Stadt ist nicht gerade überwältigend, am Berg selbst aber gibt es einiges zu entdeckenin der um 1885 errichtete Maryam-Kirche wurde Menelik II. zum Kaiser gekröntam Abhang dahinter eine Schule, in der täglich zwischen 8:00 und 17:00 Uhr anhand des Neuen Testaments lesen gelernt wirdeinige Schritte dahinter der Wohnsitz („Palast“) von Menelik II. und seiner Frauim Hauptgebäude wurde repräsentiert und gefeiert; hier die Gefäße, in denen Speis und Trank aufbewahrt wurdendas Schlafhaus des Kaiserpaarsan den Flanken des Entoto sammeln Frauen Brennholz; unser Führer ist beim Aufladen behilflich - eher untypisch, da sich hier der durchschnittliche Ehemann meist im Nichtstun ergeht, während die Frauen schuftendie schwere, unhandliche Last wird festgezurrt ...... und anschließend vom Berg über 10 km in die Stadt zum Verkauf getragen, oft zweimal am Tageinen Trödlerladen unten in der Stadt hat die Holzfrau sicher nie von innen gesehenwährend die empfindlicheren Stücke im besten Teil des Gebäudes untergebracht sind, ...... kann die robustere Ware schon mal im desolaten Teil des Shops landenin einem Kleidermarkt; diese Gewänder sind für die meisten Äthiopier unerschwinglichder Eingang zur Universität von Addis Abebadas einstmalige Palastgelände wurde 1961 von Kaiser Haile Sellassie der Uni übergebenvom streng bewachten Eingang erreicht man über eine Allee ...... das Hauptgebäude, ...... in dem das Institut für Äthiopische Studien untergebracht istneben einer kunsthandwerklichen Sammlung ...... findet man Prototypen von Behausungen aus verschiedensten Distrikten, ...... wie etwa die im nördlichen Hochland üblichen Tukuls, die ausschließlich aus natürlichen Baustoffen gefertigt sindim krassen Gegensatz dazu: das kaiserliche Schlafgemachauch das im Park gelegene Unicafe ...... erinnert noch an ein ethnologisches Museumim Tresorraum des Nationalmuseums befindet sich üblicherweise die letzte Ruhestätte von Lucy, dem 3,2 Millionen alten Teilskelett eines  weiblichen Australopithecus afarenis; während unseres Besuchs wurde Lucy allerdings gerade zu einer Ausstellung nach Prag verfrachtetdie „Piazza“ am nordwestlichen Eck des Stadtzentrums, Anlaufstelle für Sammeltaxis und Busse mit großem Einkaufszentrumunser Führer hat für ein Mittagessen im Selam Village reserviert, ...... einem typisch städtischen Restaurant unweit der Piazzadie äthiopische Kost ist eher fleischlastig, die rohen Würfel sind aber unserem Guide vorbehaltengegessen wird auch in feineren Etablissements wie diesem ausschließlich mit den Fingern der rechten Handkeinesfalls versäumen sollte man den Mercato, ein schier unendliches Gewirr von labyrinthischen Ladenstraßen und Ständen - angeblich der größte Markt auf dem afrikanischen Kontinentauch hier ist ein Führer dringend geraten, nicht nur wegen der schwierigen Orientierungeine gängige Floskel in Addis Abeba lautet nämlich: „Die einen gehen zum Mercato, um zu kaufen, ...... die anderen, um zu klauen!“Äthiopien ist kein einfaches Reiseland, das gilt auch für die Hauptstadt: der abendliche Weg ins Konzerthaus ist sogar für Hartgesottene überraschendnach langer Anreise und einem vollen Besichtigungstag gelingt es unserem Führer tatsächlich, ...... uns auch noch zu einem abendlichen Kulturprogramm zu bewegenwir landen in einem erstaunlichen Etablissement voller Einheimischerin einer Art Kulturpalast mit Dekorationen aus allen Teilen des riesigen Landes - Österreich würde in Äthiopien dreizehnmal Platz finden - , ...... darf auch eine Bühne nicht fehlenden Auftakt der Vorstellung bildet eine instrumentale Einleitung, bei der uns die rhythmische Prägnanz der Ausführenden ...... sowie deren technische Fähigkeiten auf ihren Instrumenten begeisternnach einiger Zeit werden seltsame Körbe an die Tische gebracht, ...... in denen eine Auswahl leckerer Speisen zum Vorschein kommtauch das äthiopische Bier ist nicht zu verachtendie Unterlage besteht aus leicht säuerlichem Fladenbrot, dem Injera; man reißt sich einfach Stücke ab und isst mit der Handzur selben Zeit tut sich auf der Bühne einiges: nach einer Reihe von GesangssolistInnen ...... tritt eine Tanztruppe in Erscheinung, ...... deren Mitglieder zu wechselnden Rhythmen immer wilderen Choreographien folgen ...... bis hin zu minutenlangen blitzartigen, eigentlich menschenunmöglichen Kopfdrehungen, begleitet von feurigen Trommelwirbelndie Männer überbieten sich in energiegeladenen Kampfszenender eintägige Zwischenstopp auf unserem langen Flug in den Indischen Ozean hat nicht nur den obligatorischen Jetlag ausgebremst, sondern überraschende, faszinierende Einblicke in ein zwar raues, aber durchaus interessantes und freundliches Reiseland geschenkt
(04.08.2025)

Literatur: Hildemann/Fitzenreiter: Äthiopien. Handbuch für individuelles Entdecken. Bielefeld: Reise Know-How Verlag 2017.
Murphy: Im Land des Löwenkönigs. München: Frederking & Thaler 2002. - Erlebnisse einer irischen Abenteuerin, welche in den 60iger-Jahren zu Fuß und nur in Begleitung eines Maultiers das Land vom Roten Meer bis Addis Ababa durchquerte.
Hedemann: Der Mann, der den Tod auslacht. Begegnungen auf meinen Reisen durch Äthiopien. Ostfildern: DuMont 2013. – Ein Journalist reist per Geländewagen über 6000 Kilometer durchs Land.

Mussenhöhe - Schatzbichl (Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten)

Mussenhöhe, 2038 m - Schatzbichl, 2090 m

Eigenwillige Überschreitung des Kärntner Blumenbergs.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Gailberg, Kärnten. Aufstieg Mussen 1100, gesamte Runde 1400 Hm.

Gailbergsattel zwischen Oberdrauburg und Kötschach-Mauthen – Forststraße Rötensattel – (Guck – Ü Mussen Ostgipfel, P. 1855) - Brunnsattel – Mussen Mittelgipfel (P. 1950) – Hexenboden - Hauptgipfel – Silberscharte - Schatzbichl – Schatzbichlsattel - Jochberg – Abstieg am Ostkamm bis ca. 1150 m (teilweise alte Markierungen, viele Windwürfe, etwas mühsam zu finden und zu begehen) – langwierige Forststraßen über und durch den Gailbergbachgraben mit Wiederaufstieg zum Gailberg.

ÜbersichtKarteder Mussenstock über dem Lesachtal von Süden ...... und durchs Teleobjektiv von einem höheren Standpunkt (Mauthner Alm) mit den Dreitausendern der Schobergruppedie Runde über den Mussenstock von Osten (Jukbichl)hinter der sonnigen Almlandschaft verbirgt sich der düstere Graben des Gailbergbachs, den wir auf unserer Tour hufeisenförmig umrunden

Schon seit der touristischen Erstbesteigung um 1850 ist die Mussenhöhe, einstmals auch Hexenbichl oder Sattelkopf genannt, für ihre botanischen Besonderheiten und die weitreichende Aussicht berühmt. Während die breiten Rücken dieses südöstlichsten Stocks der Lienzer Dolomiten zum Lesachtal hin mit weiten Wiesenflächen abfallen, zeigt sich die Nordseite wild und mit steilen, teils instabilen Felszonen durchsetzt. So werden die Aufstiege vom Gailbergsattel, von St. Jakob oder Podlanig sehr häufig unternommen, während man auf unserer hufeisenförmigen Einrahmung des Gailbergbaches hinterm Schatzbichl kaum je einen Menschen trifft. Auf dessen langem Ostkamm findet man zwar noch alte Markierungsreste, die zahlreichen Windwürfe jedoch machen den langen Abstieg zur umständlichen Forststraße nicht gerade attraktiver.

Nachtrag: Am 1773 m hohen Guck wächst der einst markierte Steig zu (hohes Gras), wird nicht mehr gewartet und scheint auch in einigen Karten bereits nicht mehr auf. Am höchsten Punkt schöne Aussicht gegen Osten und Süden sowie eine erst 2020 errichtete Sitzbank.
Der Ostsporn ab Gailbergstraße leitet zwar verlockend direkt zum Gipfel, entpuppt sich aber als weglose, verwachsene Abenteuertour, welche im obersten Teil (ab der neuen querlaufenden Forststraße) mit einer Reihe von Überraschungen aufwartet: Ohne Vorwarnung wird der Sporn zum teils scharfen Grat. Man wähnt sich schon am Gipfel, in Wirklichkeit steht man aber am ersten von drei turmartigen Erhebungen, die man am besten direkt überklettert. Zwei weitere Kuppen sind zwar schon wesentlich zahmer, dafür gestatten gewaltige Windwürfe mit „mehrstöckigen“ Baumverhauen weiterhin nur langsames Vorwärtskommen. Den Abschluss bildet ein steiler Grashang. Insgesamt nicht empfehlenswert.

beim Aufstieg vom Rötensattel zum Guck wird überm Hochwald der Mussen-Mittelgipfel sichtbarauf dem Brunnsattel am Übergang vom Guck zur Mussenhöhe, im Hintergrund der Schatzbichlvom Mittelgipfel spazieren wir ...... über den Hexenboden hinüber auf die Mussenhöheam Mussenkreuz, dem Hauptgipfel (Mussenhöhe); vom Schatzbichl, der grünen Kuppe dahinter, sind wir noch durch eine tiefe Scharte getrenntBlick gegen WNW auf die Lienzer DolomitenTiefblicke aus der Silberscharte ins enge Bett des Gailbergbachs und aufs Drautal, links der lange Schatzbichl-Ostkamm, auf dem wir absteigen werdenUlli am Schatzbichl, hinter ihr der Iselsberg, welcher die Schober- von der Kreuzeckgruppe trennt und den Übergang vom Drau- ins Mölltal bietetdie Lienzer Dolomiten vom Schatzbichl; hinterm Lumkofel wartet ein feines Schluchtenabenteuer (s. Archiv Millnatzenklamm)Rückblick auf die Mussenhöhe, gut zu erkennen die dünne Schneise des Wanderwegs; dahinter Lesachtal und Karnischer Hauptkamm mit der Hohen Warte in Bildmittedas Panorama im Osten: die Gailtaler Alpen mit dem Reißkofel trennen das Drau- vom Gailtalam Übergang zum Jochberg, hinterm Drautal die KreuzeckgruppeRückblick Mussenhöhe und Schatzbichlder Abstieg über den Jochberg-Ostkamm bis zum Jagdhaus: an sich markiert, zurzeit aber stark durch Windwurf und Schneedruck beeinträchtigt                               nicht der gesamte Ostkamm ist so schön aufgeräumt wie dieser Fleck; Blick in die Silberschartedas Jagdhaus überm Gailbergbachgraben, den wir noch durchqueren müssen, um jenseits mit knapp 100 Hm Gegenanstieg zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen
(20.11.23, Nachtrag 03.09.25)

Ochsenbug (Venedigergruppe)

Ochsenbug, 3008 m

Kolossaler Eckpfeiler zwischen Virgen- und Tauerntal.

Venedigergruppe, Frosnitzkamm, Matrei, Osttirol. Aufstieg 1800 Hm.

P kurz vor dem Berggasthof Strumerhof, 3km nö. von Zedlach, 7 km von Matrei – Zedlacher Paradies – Zaswald – Zedlabachgraben (Steig ziemlich verwachsen, zurzeit wird eine Ziehwegtrasse gebaggert) – Feichtebenle – Körbererhütte – Querung von Sünzgen und Zedilsporn – P. 1832 – anfangs weglose Wiesenquerung schräg gegen Westen aufwärts zu P. 2100 am Ochsenbug S-Sporn – Adlerhorst und Heinrichshütte – „hinter die Köpf“ – weiter oben durch die Bretterwand und am Ausstieg zum Gipfeldach längere Drahtseilgeländer – Ochsenbug – Abstieg O-Flanke: Ochsenbugleiten – Nürnitzköpfl – Hinteregg – Strumerhof – P.

ÜbersichtKarteder Ochsenbug von Osten (Bretterwand, Granatspitzgruppe), ...... von SO (Rotenkogel), ...... von Süden (Kl. Zunig, Lasörlinggruppe) ...... und vom Matreier Talboden

Eine anspruchsvolle Runde über den letzten Dreitausender des Frosnitzkamms hoch über Matrei in Osttirol, bei der wir die beiden abwechslungsreichen Anstiege kombinieren: Während die häufiger begangene Ostseite über Nürnitzköpfl und Ochsenbugleiten technisch keinerlei Probleme aufwirft, hat sich der direktere Aufstieg von Süden hoch über Virgen doch einen gewissen Nimbus erhalten. Der steile, flankenartige Sporn überlistet die schaurige Bretterwand an der schwächsten Stelle ganz links und hat immer wieder Todesopfer gefordert. Heute sind die beiden prekärsten Passagen mit langen Drahtseilgeländern versichert. Dennoch sprechen die Warntafeln von Alpenverein und Bergrettung am Ende der markierten Wegstrecke in gut 2100 m Höhe eine deutliche Sprache.
Der Zustieg übers Zedlacher Paradies, in welchem auf etwa 100 Hektar uralte Lärchen mit bis zu sieben Meter Stammumfang zu finden sind, scheint recht umständlich, ist aber insgesamt kaum länger als der Steig über die Ostseite. Auf der Sonnseite knapp unter dem Gipfel haben außerdem jede Menge Steinadler mit der Thermik gespielt – noch näher herangekommen sind sie uns nur auf der anderen Bretterwand drüben in der Granatspitzgruppe.

zu Beginn queren wir mit geringen Höhenverlusten an der Basis des Berges durchs Zedlacher Paradies gegen Westen; uralte Lärchen säumen den Wegdurch den Zaswald gegen den Fuß der Bretterwand; erst weiter oben queren wir die steilen Grashänge, der Pfeil markiert den P. 2100, von dem wir in ziemlich gerader Linie von Süden den Ochsenbug ersteigenUlli am etwas verwachsenen Steig am Feichtebenle; knapp unterhalb endet zurzeit die neu gegrabene Wegtrassejenseits des Virgentals die östliche Lasörlinggruppeam Waldkamm oberhalb vom Feichtebenle die Körbererhütte, von hier auf wieder deutlicherem Steig nach links ...... hinein in die teils steilen Grashänge (Sünzgen)der Steig hält sich horizontal entlang des Schafzauns ...... und quert stellenweise etwas ausgesetzt ein paar Wasserrinnen (Zedil)bei P. 1832 verlassen wir etwa beim Wegweiser den Pfad und marschieren zunächst weglos schräg hinauf aufs Sonnenloch zu ...... bis auf die Kammhöhe bei P. 2100; der Ochsenbug steht ziemlich genau über UlliRückblick über die Grashänge gegen SO aufs Iseltalvon jetzt an in gerader Linie auf Bretterwand und Ochsenbug zu; links oben das Gipfelkreuz, noch 900 Hm von unserem Standpunktzu Beginn des Sporns in enger Nachbarschaft der Adlerhorst ...... und die Heinrichshüttenicht zu übersehen die Warnhinweise des Alpenvereins ...... und der BergrettungBlick auf Virgen und den Lasörling„hinter d'Köpf“ gibt es keine Markierungen mehr, die Trittspuren sind aber kaum zu verfehlendie Bretterwand - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gipfel in der benachbarten Granatspitzgruppe (s. Archiv)wir steigen zu ihren westlichen Ausläufern hinauf ...... und suchen nach einer Schwachstelleüber einen schmäler werdenden Grasrücken ...... gelangen wir zum ersten Seilgeländer, ...... welches schräg links durch eine überschaubare Plattenflucht hilftdahinter eine in der Steilwiese verankerte Sicherungsschlingeim SO überm Iseltal die Lienzer Dolomitenam Rand der Bretterwand schummeln wir uns hinauf ...... zum zweiten, wesentlich längeren Seilgeländer, welches lückenlos ...... durch die teils bröcklige Steilflanke ...... hinauf bis auf den Gipfelkamm leitetam letzen Kammstück ...... umkreisen uns die Steinadlernur mehr wenige Schritte ...... zum Gipfelkreuzweiter Ausblick vom südöstlichsten 3000er der Venedigergruppe: ...... gegen Westen die kaum bestiegenen Zacken ...... des Frosnitzkamms bis hin zum Gletscherdach des Großvenedigerim Norden der Alpenhauptkammim Osten das Tauerntal, in den Wolken Granatspitz- und Glocknergruppegegen Osten nehmen wir auch den Abstieg - in den weiten Trog der Ochsenbugleiteneine Scharte an der Rückseite der Bretterwand; jenseits des Virgentals der Zunig (s. Archiv)Rückblick auf die karge Ochsenbugleitendie nächsten Wegpunkte: die kleine Grasschulter rechts und darunter das grüne NürnitzköpflQuerung durch begrüntes Blockgelände ...... hinaus zur kleinen Grasschulterjenseits hinunter an die Fensterwand ...... und links zurück zum Nürnitzköpfl; auf der anderen Talseite der Nussingkogelkurz nach dem runden Nürnitzköpfl ...... noch eine versicherte Stelle bereits im WaldgeländeNürnitzwiesacher gegen Fensterwand - die Nordostwand des Hintereggkogelnach längerem steilen Abstieg eine Labestelle, ...... von der es in einer ausgedehnten Querung mit mehreren Gegenanstiegen ...... zum Hof Hinteregg mit seiner Marienkapelle ...... und zum Berggasthaus Strumerhof gehtBlick vom Strumerhof auf Matrei, der Parkplatz ist nicht mehr weit
(22.07.2025)

Literatur: Peterka: AV-Führer Venedigergruppe. München: Rother.

Grießstein, Großer, Rechte Nordwand (Triebener Tauern)

Großer Grießstein, 2337 m. Rechte Nordwand

Urweltliche Spurensuche überm Eberlsee.

Triebener Tauern, Triebental, Steiermark. Aufstieg knapp 1300 Hm.

P3 (Seyfried) im Triebental (gut 10 km sö. von Trieben; auf der B114 zwischen Trieben und Hohentauern Abzweigung beim Wh. Brodjäger) - vom P die Asphaltstraße ca. 800 m talein zu kleiner Kapelle - ausgeschilderte Forststraße und bez. Steig zum Eberlsee - ab hier weglos nahe dem Westufer schräg ansteigend durch Urwald, über einen Bachlauf und kurz durch Latschen ins Eberlkar - am linken Rand der schrofigen Aufschwünge empor, vorbei an Schneeresten und einer Schlucht zu jenem horizontalen, spitz zulaufenden Felsriegel, der von rechts am weitesten ins Geröllfeld hereinragt - direkt an der Spitze beginnt ein Bänder-, Rampen- und Rinnensystem, welches man immer am Fuß der Nordwände entlang (nie in die tiefe Schlucht unterhalb absteigen!) hinauf zum obersten Nordgrat verfolgt - mark. Wanderweg zum Gipfel. Abstieg übers Triebener Törl zum P.

ÜbersichtKarteder Plan von der Nordseite des Grießstein mit unserer Runde stammt von einer der im Triebental angebrachten Infotafeln für Schitourengeher; die orangen Flecken bezeichnen Schutzzonen, die nicht befahren werden sollten

Seit der alte Jagdsteig hinauf zum verwunschenen Eberlsee markiert wurde, hat dieses türkise Auge im Schatten der Grießstein-Nordwände etwas von seiner Einsamkeit, nichts aber von seinem romantischen Reiz eingebüßt. Seit einem halben Jahrhundert juckt es Erich schon, einen passablen Weg vom See direkt hinauf zum Gipfel zu suchen. Jetzt ist Ronja auf dem Triebentallager der Steirischen Alpenvereinsjugend - die Gelegenheit ist günstig für weglose Erkundungen.
Im Holl-Führer finden sich neben dem tausendfach begangenen Normalweg zwei Einträge für die Nordwand, welche nicht ganz leicht zu verifizieren sind: eine Nordwand, I, sehr brüchig, nicht lohnend, 300 m, und ein Nordpfeiler, Holl und Gallhuber 1975, III und II, teilweise brüchig. Unsere Linie schwindelt sich relativ geradlinig und in angenehmer Steigung hinauf zum obersten Nordgrat. Theoretisch könnte sie in Bezug auf Wegverlauf und Schwierigkeit mit der ersteren Route ident sein (je nachdem, welche Schlucht gemeint ist!?); wohl bewegt man sich öfter mal auf grobblockigem Geröll, brüchig ist sie aber nicht.
Die Eintrittskarte für dieses - gar nicht so abartige - Schrofenabenteuer muss man sich gleich zu Beginn verdienen, über den westlichen Gestaden des Eberlsees: Urweltliche Vegetation, bestenfalls hin und wieder halbverwachsene Wildfährten, nach der Querung eines Wasserlaufs noch im Wald über Gras hinauf, oben wird's dann flacher, kurz durch ein paar Latschen und schon öffnet sich das freie Eberlkar. Immer in gerader Linie aufs Gipfelkreuz zu, erreichen wir relativ schnell den vorkragenden Felsspitz (s. Foto), hier beginnt ein schönes Rasenband. Bei jedem scheinbaren Hindernis ergibt sich ein neuer Durchschlupf. Vor dem größten Sporn am Rand der Riesenschlucht links die Geröllrinne hinaus (falls man sie verpassen sollte, wird man ohnehin zurückgeschickt) und dann immer gerade die Rampen und Mulden hinaus auf den Grat.
Recht gut (und von der Ferne weitaus transparenter in der Wegführung) schaut auch die grasige Rinne vom Eberlsee gerade hinauf zum Nordostgrat aus, den man hinter einem Vorgipfel auf 2200 m erreichen würde, s. Bild 6.

die beiden Grießsteine vom gegenüber liegenden Bärenkogel jenseits des Triebentals, rechts hinten noch der Sonntagskogelden Eberlsee erreicht man aus dem Triebental über einen mittlerweile markierten Waldsteigein fantastischer Platz zum Träumen, uns aber lockt der Gipfelnach einer weglosen Urwaldetappe öffnet sich das freie Eberlkarden Einstieg in die Schrofen markiert ein deutliches Grasband, danach schräg rechts über den folgenden Wiesenfleck, ...... und über ein kurzes, gekrümmtes Felsband am obersten Ende einer kleinen Schlucht auf die nächste Halde; beim Pfeil ...... in eine schottrige, aber gut begehbare Rinne oder rechts daneben den Schrofensporn emporder Anstieg ist manchmal etwas unübersichtlich, von unten vermutete Hindernisse lösen sich im letzten Moment aber jedes Mal aufzuletzt ziemlich geradlinig nach oben, an diesem Erdhang links vorbeidie letzten Schritte vor dem Ausstieg ...... auf den Nordgrat; schöner Blick zum Gesäuse und auf den Eberlseewir befinden uns nun auf dem markierten Normalweg ...... und erreichen in Kürze den aussichtsreichen Gipfelim Süden der Kl. Griesstein, der zu Recht beliebte Gamskögelgrat (s. Archiv Klettern), einer der schönsten Urgesteinsgrate der Ostalpen, und rechts der Knaudachkogelnach der anderen Seite der Blick in die Rottenmanner Tauern zum Bösensteinden Abstieg nehmen wir zurück am Normalweg über den Nordgratvom Lechner-Gedenkstein nochmals ein schöner Blick auf den EberlseeTriebener Törl gegen Knaudachtörlein letzter Rückblick aufs Triebener Törl und den Gr. Grießstein zeigen dessen Qualitäten auch als Schiberg
(23.07.2021)

Literatur: Holl: Alpenvereinsführer Niedere Tauern. München: Bergverlag Rother.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.