Antsirabe - Stadtrunde
Von Antananarivo zum großen Fluss.
Zentrales Hochland, Madagaskar.
Reiseinfos Madagaskar – Antananarivo-Antsirabe-Tsiribihina – weitere Touren in Madagaskar
Madagaskar, das Land, wo Vanille und Pfeffer wächst, ist die viertgrößte Insel der Welt, 1600 km lang, bis zu 600 km breit, hat beinahe die siebenfache Fläche Österreichs. Aufgeteilt in 22 Regionen beherbergt das riesige Eiland 18 verschiedene Volksgruppen, die über die Sprache Malagasy eine gemeinsame Identität ausgebildet haben.
Währung: Ariary, zu wechseln vor Ort, Euro oder US-Dollar, 1 € ca. 4.600 Ariary (2025).
Vor 150 Millionen Jahren verabschiedete sich Indien von Afrika und verlor 60 Millionen Jahre später auf seinem Weg nach Nordost einen Teil seiner Landfläche – das heutige Madagaskar. Als eine der ältesten Inseln der Erdgeschichte nimmt sie in Bezug auf Flora und Fauna eine Sonderstellung ein: Sie weist eine ungeheure Artenvielfalt und Biodiversität auf, ein Großteil der Pflanzen und Tiere kommt überhaupt nur in Madagaskar vor.
Kurzer Steckbrief: 4800 km Küste, 43 Nationalparks, zweitgrößtes Korallenriff der Welt, an die 300 Vogel-, über 100 Lemuren- und 1000 Orchideenarten.
Allerdings ist diese Vielfalt dramatisch durch Abholzung, Brandrodung und anderen Arten von Lebensraumzerstörung bedroht. Zwar ist Umweltschutz in der Verfassung verankert, die Bewahrung der vielen Nationalparks und Schutzgebiete erweist sich aber aus verschiedenen Gründen als schwierig. So sind heute nur mehr 10 Prozent der einst fast flächendeckenden Bewaldung vorhanden, was zum Aussterben vieler Arten führt. Die UNO warnte 2021 vor dem Hungertod einer halben Million Menschen besonders im Süden Madagaskars, wo es seit vielen Jahren nicht mehr geregnet hat und der Boden unfruchtbar geworden ist. Viele Menschen ernähren sich dort im Wesentlichen von Kaktusfrüchten.
Die ehemalige französische Kolonie erhielt 1960 seine Unabhängigkeit und erlebte seither eine Reihe von Umstürzen unter mehr oder wenigen korrupten Staatschefs. Auch der momentane Präsident (mit französischer Staatsbürgerschaft) hat sich in der Bevölkerung kaum Freunde gemacht. Viele Madagassen sagen ihm nach, er hätte die Wahl gestohlen, würde nur in die eigene Tasche wirtschaften. Tatsächlich sind die Straßen und Pisten des Landes in einem katastrophalen Zustand, auf vielen Strecken darf man mit einem Stundenschnitt von 20 km/h rechnen, da seit 2009 keine Sanierungsarbeiten vorgenommen worden sind. Auf der an sich asphaltierten Nationalstraße Nr. 7, Hauptverbindung in den Süden, ist man wegen der unzähligen tiefen, scharfkantigen Schlaglöcher teilweise noch schlimmer dran als auf vielen Sand- oder Lehmpisten. Erst bei unserer Rückfahrt konnten wir zwischen Antsirabe und der Hauptstadt zögerliche straßenbauliche Maßnahmen ausmachen, die sofort zu gewaltigen Staus führen, da in den Reisfeldern keinerlei Umleitungsmöglichkeit existiert.
Trotz aller Schattenseiten ist die Insel auf alle Fälle eine Reise wert. Exotik in allen Bereichen, eine gelungene Mischung aus Afrika und Asien, unglaublich freundliche Bewohner, leckere Küche, Regenwälder, Traumstrände, landschaftlich unterschiedlichste Nationalparks bis hin zu den Bigwalls im Andringitra-Gebirge.
Dringend zu empfehlen - auch für ausgesprochene Individualisten - ist ein Auto mit Fahrer. Auf 3000 km sichteten wir grad einmal fünf Wegweiser. Straßenschilder sucht man vergebens, Fahrzeuge allein sind überdies wesentlich teurer anzumieten – aus dem einfachen Grund, da aufgrund der herrschenden Verhältnisse an die 70 % der vermieteten Autos Schaden nehmen. Wir drei haben mit einem perfekten Fahrer/Guide (Adolphe Rakotondravoavy, englisch und französisch, WhatsApp: 00261 326478554) die Südhälfte der Insel bereist und zählen diese anstrengende, aber ungeheuer abwechslungsreiche, teilweise expeditionsartige Tour zu unseren großen Abenteuern, die wir nicht missen möchten.
Madagaskar hinterlässt eine Spur in uns, die kaum jemals verschwindet.
Antananarivo-Antsirabe-Tsiribihina
Der eher komprimierte Zeitplan unserer gut dreiwöchigen Intensivtour durch den Süden ließ leider keine Zeit für eine ausgiebigere Besichtigung der Hauptstadt. Vor unserem Rückflug erklärten uns sowohl der Fahrer als auch der Leiter der Agentur vor Ort, dass wir dabei nicht viel versäumt hatten. Hingegen gilt Antsirabe (Hauptbetonung auf dem i, eine leichtere auf dem e), drittgrößte Stadt Madagaskars mit 250.000 Einwohnern als die schönste im Land. In der Tat hat der Stadtkern mit seinen Bauwerken aus der Kolonialzeit große Ähnlichkeit mit einer Kurstadt im europäischen Sinn. Ulli: „Das Bad Ischl Madagaskars!“
Während der Franzosenzeit war Antsirabe beliebtes Urlaubs- und Wochenendziel der begüterten Bewohner der Hauptstadt, welche gemütlich mit der Eisenbahn anreisten und die Vorzüge eines Thermenhotels sowie anderer Annehmlichkeiten genossen. Die Bahnlinie ist längst eingestellt, der gewisse Charme Antsirabes hat sich aber erhalten.
Der knapp 250 km lange Weiterweg nach Westen an den Fluss Tsiribihina gibt einen Vorgeschmack auf das Kommende. Die Straße Nr. 34 ist zwar großteils asphaltiert, weist aber bald unzählige Schlaglochzonen auf. Irgendwann erkennt man, dass es sogar auf unbefestigten Pisten meist schneller vorangeht. Die mindestens siebenstündige Autofahrt lässt sich aber dennoch gut verdauen. Immer wieder wechselnde landschaftliche Eindrücke und der Kontakt mit der Bevölkerung sind der Lohn für den nicht gerade bequemen Trip. Unser Fahrer Adolphe öffnet nicht nur an den Straßenständen mit Kaffee, Zuckerrohr, Avocados und anderen Leckereien Fenster, die ohne ihn verschlossen bleiben würden.
Nächste Etappe: Flussfahrt auf dem Tsiribihina.
Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.
Weitere Touren in Madagaskar:
Tsiribihina. Flussfahrt von Miandrivazo bis knapp vor die Mündung in die Straße von Mosambik
Manambolo. Einbaumfahrt und Höhlentour in der breiten Flussschlucht
Tsingy de Bemaraha. Klettersteig (A/B) durch die bizarren Karstformationen des Weltnaturerbes
Kirindy-Nationalpark und Baobab-Allee. Von Tierbeobachtungen im Trockenwald zu einem Wahrzeichen Madagaskars
Wilde Pisten entlang der Südwestküste. Morondava – Tulear – Hochland
Isalo-Nationalpark. Zwei Touren in spektakulärer Gebirgslandschaft mit tiefen Canyons
Caméléon. Bergwanderung, Andringitra-Gebirge
Tsaranoro - Grand Tour. Berg-/Klettertour, Andringitra-Gebirge
Anja-Reservat und Ranomafana-Nationalpark. Je eine Kurzwanderung im Hochland bzw. Regenwald